„Matthew“ zerlegte Haiti:
    die Hilfe hat begonnen

    Organisationen aus der Region bitten dringend um Spenden für die Opfer

    NIEDERRHEIN. Schon wieder werden Bilder der Zerstörung von Haiti gezeigt. Ausgerechnet  im Armenhaus der Welt, wo ein verheerendes Erdbeben 2010 alles in Schutt und Asche legte, wütete jetzt Hurrikan Matthew. Mit Windgeschwindigkeiten bis zu 230 Kilometern pro Stunde hat er am Dienstag vergangener Woche den Südwesten Haitis getroffen. Nach vorläufigen Angaben der Behörden sind 372 Menschen gestorben, vermutlich steigt die Zahl der Todesopfer noch. Viele Menschen sind obdachlos, Cholera kann sich ausbreiten und weitere Opfer fordern.

    Und wieder hat es Haiti erwischt.  Dieses Mal hat Hurrikan Matthew hier gewütet.  Foto: Marjorie Jasmin / IFRK
    Und wieder hat es Haiti erwischt. Dieses Mal hat Hurrikan Matthew hier gewütet. Fotos: Marjorie Jasmin / IFRK

    Mit Schrecken sehen auch die Mitglieder des Kalkarer Vereins „Schulen für Hispaniola“ die grauenhaften Bilder. Vorstandsmitglied Michael Lammers aus Xanten berichtet: „Seit dem verheerenden Erdbeben 2010 in Haiti sind wir verstärkt in diesem Teil der Insel Hispaniola aktiv, nachdem wir uns vorher auf die Dominikanische Republik konzentriert hatten. Wir engagieren uns in der Provinz Grand‘ Anse im Südwesten von Haiti. In den Ortschaften Sassier, Voldrogue und Tozia haben wir bisher drei Schulen mit jeweils acht Klassenräumen, Verwaltungstrakt und Toiletten gebaut.“

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    Der Hurrikan Matthew zog in der vergangenen Woche direkt über diese Provinz. Der Sturm hat dort über 24 Stunden gewütet. In der Provinz-Hauptstadt Jérémie, sind in dem Stadtteil, in dem sich gerade das  aktuelle Projekt – ein Schulneubau mit acht Klassen – im Rohbau befindet, circa 80 Prozent aller Gebäude vollkommen zerstört. Die meisten Menschen in der Provinz leben von der Landwirtschaft. Die komplette Ernte ist durch den Sturm und den Regen zerstört. Michael Lammers lässt sich  vom Kontaktmann Diakon Gerry Keenan aus den USA informieren. Dieser erhält seine Informationen per Satellitentelefon direkt von der Partnerorganisation Zanmi Grand‘ Anse. Ein kleiner Trost:  „Wir bauen unsere Schulen immer hurrikan- und erdbebensicher. Die Gebäude in Sassier, Voldrogue und Tozia dienten während des Sturms als Schutzräume. Zur Zeit werden sie als Notunterkünfte benutzt.“ Und doch ist Lammers sehr besorgt: „Die Zustände sind katastrophal. Es fehlt am Allernötigsten: an sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Die hygienischen Zustände entziehen sich jeder Beschreibung. Es gibt große Sorge, dass sich Seuchen wie die Cholera ausbreiten. Die Ortschaften sind quasi von der Außenwelt abgeschnitten.“

    Dringender Hilferuf

    Hurrikan Matthew hat auf Haiti gewütet.  Die Menschen brauchen dringend Hilfen. Auch Hilfsorganisationen aus der Region sind vor Ort im Einsatz und bitten um Spenden für die Notleidenden. Foto: Marjorie Jasmin / IFRK
    Hurrikan Matthew hat auf Haiti gewütet. Die Menschen brauchen dringend Hilfen. Auch Hilfsorganisationen aus der Region sind vor Ort im Einsatz und bitten um Spenden für die Notleidenden.

    Was die Menschen nun dringend benötigen, ist erst einmal finanzielle Unterstützung, damit vor Ort benötigte Lebensmittel und Baumaterialien beschafft werden können, auch wenn das schwierig werden dürfte. Es besteht allerdings die Hoffnung, dass Hilfsgüter aus den USA schnell eingeflogen werden können.
    Der „Verein zur Förderung von Schule, Alphabetisierung und Gesundheit in Hispaniola“ oder kurz „Schulen für Hispaniola“ bittet um Spenden, die er  direkt an seine Partnerorganisation Zanmi Grand‘ Anse weiterleiten kann. Lammers versichert: „Mit dieser Organisation arbeiten wir seit über fünf Jahren vertrauensvoll und gut zusammen, so dass wir sicherstellen können, dass die Spenden vor Ort ankommen und nicht in dunklen Kanälen auf Haiti versickern.“

    Weitere Hilfsorganisationen sind vor Ort. Das DRK unterstützt seine Schwestergesellschaft, das Haitianische Rote Kreuz (HRK), bereits seit zehn Jahren in seiner humanitären Arbeit. In Haiti beteiligten sich 3.000 freiwillige Helfer des Roten Kreuzes bei Evakuierungen und Warnmaßnahmen für die betroffene Bevölkerung. Caterina Becorpi, Leiterin des DRK-Büros in der Haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince, bestätigt: „Dringend benötigt werden jetzt vor allem ganz grundlegende Dinge wie Nahrungsmittel, Trinkwasser und Medikamente, insbesondere auch Präparate gegen Cholera, da die Menschen in den betroffenen Gebieten kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.“

    [quote_box_left]Spenden für Haiti

    Wer helfen möchte, kann Geld spenden. Infos dazu gibt es auf den folgenden Seiten:
    Verein Schulen für Hispaniola: www.schulen-hispaniola.de
    DRK: www.drk.de/spenden
    I.S.A.R Germany: www.isar-germany.de
    [/quote_box_left]Ebenfalls vor Ort ist ein Team der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und des Fachbereichs Humanitäre Hilfe des  Bundesverbands Rettungshunde.  „Die menschen versuchen nun, sich mit einfachsten Mitteln wieder eine Unterkunft zu schaffen“, sagt Thomas Laackmann, Leiter des Erkundungsteams. Bislang käme nur langsam Hilfe bei den Betroffenen an, was immer wieder zu Protesten der Bevölkerung führt. So wurden in den vergangenen Tagen mehrfach Straßensperren errichtet. Dadurch waren für das I.S.A.R. Team mehrere Regionen nicht erreichbar. „Die Stimmung ist angespannt“, berichtet Laackmann. Die Menschen seien verzweifelt. Krankenhäuser sind teilweise geschlossen, weil auch sie von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten sind und Medikamente fehlen. Zahlreiche Schulen wurden zerstört, das Schulmaterial durch die Regenmassen unbrauchbar gemacht. Die in den Regionen gesammelten Informationen wurden inzwischen auch an die Vereinten Nationen weitergegeben, mit denen I.S.A.R. Germany eng zusammenarbeitet. Diese koordinieren nun die benötigte Hilfe. Medikamente werden von der Partnerorganisation „Visionaires pour Des actions novatrices“ (VAN) in der Katastrophenregion verteilt. Ein Team von I.S.A.R. Germany und Bundesverband Rettungeshunde (BRH) ist vor einer Woche aufgebrochen und Donnerstagabend im Katastrophengebiet eingetroffen (NN berichtete). Das I.S.A.R. Team hat medizinische Ausrüstung zur Grundversorgung von 500 Menschen für mehrere Tage im Gepäck.

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