Marina Herrmann zeigt ihre Ausstellung mit dem Titel „Ausschau“ im Städtischen Museum Kalkar. NN-Foto: Lorelies Christian

KALKAR. Die rote Farbe zieht Jörg Happel vom Niederrheinischen Kunstverein beim Besuch einer Kölner Ausstelllungsmesse an. Beim genauen Betrachten entdeckt er in dem dreiteiligen Bild eine Fotografie neben einer Struktur und Ornamenten. „Die monochrome Farbreihe hat mich fasziniert. So etwas in dieser Art hatte ich noch nie gesehen“, erinnert er sich und der Wunsch wuchs, die Künstlerin dieses Werks kennenzulernen und sie nach Kalkar zu holen.    

Es ist Marina Herrmann aus Köln. Von 1988 bis 1994 hat sie Malerei und Grafik an der  Akademie der Bildenden Künste in München studiert. „Zu der Zeit war Gegenständliches verpönt“, blickt sie zurück. Geprägt von der Abstraktion, fand sie ihren eigenen Weg der Darstellung, indem sie Fotos anfertigte und diese verfremdete. „Malerei ist für mich das wichtigste“, betont sie und erklärt, wie sie mit einem Foto als Ausgangspunkt in einem konstruktiven Prozess Anordnungen festlegt, farbliche Manipulationen vornimmt und so ein ganz neues Werk erschafft. „Das Foto sucht Freunde“, schmunzelt sie bei der Beschreibung ihrer Arbeitsweise. Ihre Worte begreift der Betrachter, sobald er sich auf ihre Bilder einlässt, sie wirken lässt.
Dies wird möglich im Städtischen Musum Kalkar, wo am Sonntag um 12 Uhr die Ausstellung mit dem Titel „Ausschau“ eröffnet wird. Im unteren Raum zeigt Marina Herrmann „StandOrte“- das sind zum Beispiel Bilder aus New York und Sao Paulo. Mag sein, dass ihr sozialwissenschaftliches Studium den Blick geschärft hat für Einflüsse, die eine Stadt prägen – es ist ihr gelungen, die Seele von internationalen  Metropolen einzufangen. Von dem ursprünglichen Foto ist nichts Konkretes mehr geblieben, stattdessen hat die Künstlerin durch konstruktiv-geometrische Zusammenstellung einzelner ausschnitthafter Bildteile ein neues Bild geschaffen, bei dem sie unterschiedliche Materialien verwandt hat. Auch wenn der Betrachter nicht auf Anhieb etwas „wiedererkennt“, so wird er doch das Temperament der Stadt erfassen und ebenso die Unterschiedlichkeit der besuchten Weltstädte.
Diese Werke entstanden zwischen 2008 und 2010, neuere sind im oberen Raum des Museums zu sehen – und auch wenn man den Titel der Ausstellung „Ausschau“ nicht kennt, lässt er sich sogleich erahnen.
Drei Arbeiten auf Plexiglas entstanden in der Akademie in Düsseldorf.  „Die Studenten der Grafikklassen haben ihre Fesnter bemalt und eingeritzt“, erklärt Marina Hermann und weiter: „Ich habe sie dann fotografiert, farblich manipuliert und auf Plexiglas gedruckt. Der Ausblick in die Stadt ist zu sehen und gleichzeitig die Spuren der Studenten.“
Ausschau wird auch gewährt bei den Skulpturen aus Plexiglas. In Würfelform angeordnet sieht man Zahlen, je nach Blickpunkt spiegelt man sich auch selbst, wenn man reinschaut. An diesem „Spionglaseffekt“ hat Marina Herrmann selbst sichtlich Freude. die Anregung dazu erhielt sie beim Besuch in London. Die Installation der Kardinalzahlen des amerikanischen Künstlern Robert Indiana spiegeln sich im Financial District. Das hat die Deutsche so inspiriert, dass dieSpiegelungen im Bankgebäude ihr als Fotomotiv dienten. „Oben auf dem Würfel habe ich die Null angeordnet“, schmunzelt sie in Anspielung auf die Rolle der Banken in der Weltwirtschaft – ein höchst politisches Thema, das sie spielerisch umgesetzt hat.
Unter „Ausschau“ sind auch die beiden roten dreiteiligen Bilder zu sehen, die Jörg Happel so fasziniert haben. Warum wird er am Sonntag, 10. Januar um 12 Uhr in seiner Eröffnungsansprache erläutern. Der Verein der Freunde Kalkars lädt herzlich zum Besuch der Vernissage ein. Bis zum 6. März werden die Bilder (montags und dienstags von 11 bis 13 Uhr, mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr) zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.

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