Blauen Himmel und Sonnenschein wünschen sich die Jecken für Rosenmontag! NN-Foto: Archiv/Rüdiger Dehnen

GOCH/UEDEM. Vollblut-Karnevalisten müssen in der Session viel Durchhaltevermögen beweisen: Dauert die närrische Zeit doch gerade einmal bis zum 8. Februar – so früh wie selten wird in diesem Jahr der Rosenmontag gefeiert. Das hängt mit dem Kirchenkalender zusammen – der Höhepunkt des jecken Treibens liegt immer 48 Tage vor dem „beweglichen“ Ostersonntag.

Bis dahin wird überall der närrische Spaß zelebriert; die Karnevalsgesellschaften stehen mit ihren Veranstaltungen – von der Kinder- bis zur Prunksitzung – in den Startlöchern. Doch was ist schöner: Eine kurze oder eine lange Session? Die Komikerin und Sängerin Hilla Heien aus Kalkar-Kehrum, die seit vielen Jahren landauf, landab für Stimmung auf den Bühnen sorgt, hat dazu eine ganz klare Meinung: „Ganz ehrlich, eine lange Session ist schöner, dann habe ich nicht sieben Auftritte an einem Tag – und ich bekomme auch weniger Protokolle…“. Und wenn das Wetter winterliche Kapriolen schlägt, sei die Fahrerei zu vielen Terminen auch kein Zuckerschlecken: „Da habe ich schon mal Kribbeln im Bauch.“

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Einige Auftritte hat Hilla Heien seit dem 11.11. schon hinter sich – in Recklinghausen gab‘s dafür schon den Prinzenorden – und ungefähr 50 noch vor sich, schätzt sie. Und hier sieht sie noch einen Nachteil der kurzen Session: „Man muss einfach einige Anfragen ablehnen, weil die Zeit gar nicht reicht.“ Die gesunde Ernährung bleibt in einer kurzen Session auch schon mal auf der Strecke: „Da lebe ich meist von Pommes, weil überall Büdchen stehen“, lacht Hilla Heien, die im „zivilen“ Leben im Café Reffeling in Kleve arbeitet. Eine kurze Session tut der Stimmung aber keinen Abbruch, das hat Hilla Heien schon oft festgestellt: „Da gibt es keinen Unterschied, wenn Du mit den richtigen Leuten zusammen bist; die Menschen wollen doch einfach mal abschalten, in eine andere Welt eintauchen, sie wollen  einfach lachen – das motiviert den Künstler.“

Und Hilla Heien hat natürlich wieder etwas Neues in petto. Zusammen mit dem Publikum „dreht“ sie in 20 Minuten auf der Bühne einen „James Bond“-Film in Amsterdam. „Das Publikum wird miteinbezogen; ich such‘ mir den ,leckersten‘ Mann aus, Statisten rollen Käselaibe über die Bühne, der Staubwedel wird zum Mikro.“ Passend dazu erklingt der „Traum von Amsterdam“. Was sie auf der Bühne macht, muss sie erlebt haben, also: „Mit meinem Sohn habe ich mir den Film angeschaut und mit zwei Freundinnen war ich in Amsterdam!“, lacht sie. Mit einem Skript arbeitet Hilla Heien nicht, das braucht sie nicht. Was sie sagt, ergibt sich aus der Situation auf der Bühne und der Stimmung im Saal. Apropos Stimmung: Den berühmt-berüchtigten Humor der Westfalen, die ja eher innerlich lachen sollen, hat Hilla Heien noch nicht kennen gelernt: „Die Leute haben überall den gleichen Spaß, egal ob in Westfalen oder im Ruhrpott!“ Allerdings spricht sie ab Krefeld kein „Platt“ mehr – sonst scheitert ein Witz womöglich doch noch an der Sprachbarriere. Hilla Heien freut sich mächtig auf die Session: „Mit 50 hörst du auf, das habe ich früher mal gedacht; jetzt, mit 52, habe ich noch mehr Termine. Es  ist doch schön, wenn man gebraucht wird.“

In Goch hat das jecke Treiben im November mit der Vorstellung des Prinzenpaares Johannes III. (Hondong) und Yvonne II. (Gembler) von der Reitergarde des Clubs der Pferdefreunde Goch begonnen. Am Freitag, 8. Januar, läutet die längst ausverkaufte Prinzenkür in der Sporthalle des Gymnasiums die heiße Phase ein. Bis zu den Karnevalszügen Anfang Februar folgen für die Jecken in Goch und Uedem dann noch viele Sitzungen (Infos: www.rzk-goch.de und www.uedem.de).

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