Glücksfaktor à la Maus

Wie war das noch? Man trifft sich immer zweimal. Ja – und manchmal auch noch öfter …
Da sitzt er: Wolfgang Maus, 83, Ideenlieferant. Suchte man ein Wort, das ihn erfasst – es wäre wohl dieses: Optimist. Maus‘ Idee ist die vom Zusammenleben unter friedlichen Voraussetzungen. Eine größtmögliche Idee. Es ist die Idee, dass Menschen, die im Gespräch sind, Ziele erreichen können, wenn sie sich auf Inhalte einigen können.

Kampf ist immer gegeneinander

Ein Wort, mit dem Maus wenig anfangen kann, ist dieses: Kampf. „Kampf“, sagt er, „ist immer ein gegeneinander. Das kann es nicht sein.“ Im vergangenen Jahr berichteten die NN über Maus‘ Idee von einer Tiny-Haus-Siedlung. „Solche Siedlungen gibt es natürlich schon“, sagt er, „aber nicht alle basieren auf einem Dreisäulenmodell.“ Die drei Säulen, von denen jede gleich bedeutend ist, sind: Preiswertes Wohnen; ein ökologischer Grundgedanke, sprich: Nähe zur Natur; der soziale Aspekt. Die Reihenfolge ist beliebig, da ja alle Säulen von gleicher Wichtigkeit sind. Wenn man im Kopf zu jonglieren beginnt und die Reihenfolgen ändert, passiert nichts Substanzielles. Lässt man eine der Säulen weg, sackt die Konstruktion zusammen wie ein Kartenhaus. Es entsteht ein völlig anderes Ergebnis – Schwerpunkte verschieben sich.

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Wer den anderen zum Sprechen bringt, tut mehr für sein Gemeingefühl als alle Versammlungsredner dieser Welt. Allerdings gehört zum echten Meinungsaustausch etwas, was uns kaum noch dem Namen nach bekannt ist: Sympathie.“ (Aus: Friedrich Sieburg „Die Lust am Untergang – Selbstgespräche auf Bundesebene“.)

Der Glücksfaktor

NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Wenn Maus über seine Idee vom Leben spricht, geht es auch um den „Glücksfaktor“. Maus meint damit natürlich nicht das Glück, das einer beim Würfeln hat – sein Glück buchstabiert sich so: Zufriedenheit. „Zufriedenheit hat etwas damit zu tun, dass du deine Existenz gesichert weißt und dass du einen Einfluss auf eine Zukunft hast.“ Und: „Nur dauernd zu meckern, das kann es nicht sein.“ Lauter Gründe dafür, dass Maus Menschen sucht, die von Anfang an dabei sind und sich engagieren. „Wenn du ein Projekt von Beginn an mitentwickelst, entsteht eine ganz andere Bindung.“ Das ist das Gegenteil von Beliebigkeit. „Niemand weiß, wie in – sagen wir – 30 Jahren – die Idee vom Wohnen aussieht.“ Maus‘ Gedankenspielraum umfasst irgendetwas zwischen 20 und 25 Jahren. „Das Gute an den Häusern ist ja, dass sie bewegbar sind. Wir sprechen nicht von Immobilien – wir sprechen von Mobilien.“
Längst hat er Mitdenker gefunden, „aber wir suchen noch mehr Menschen, die Interesse an dieser Idee haben und mitmachen. Wichtig ist, dass das Konzept von Anfang an von allen mitgetragen und -entwickelt wird.“

Möglichkeiten

Ursprünglich hatte Maus an eine Vereinsgründung gedacht. „Mittlerweile haben wir uns der Sozial- und Ökologiestiftung Herbert Looschelders angeschlossen. Das eröffnet uns die Möglichkeit, beispielsweise Fördergelder zu beantragen.“ Derzeit sind die Mitglieder der Interessengemeinschaft noch immer auf der Suche nach Gleichgesinnten einerseits und Grundstücken andererseits. Maus: „Wir reden von einem Grundstück von circa zweieinhalb Hektar, das vom Besitzer an uns verpachtet wird.“
Warum nicht kaufen? „Ganz einfach: Dadurch würden die Kosten steigen. Es geht ja bei der Idee dieser Siedlung nicht um etwas, das sich nur Privilegierte leisten können sollen. Da wäre dann der soziale Aspekt, der bei einem solchen Projekt wichtig ist, quasi ausgehebelt.“

Ein Kind

Maus sieht sich zwar als Initiator („Das ist schon eine Art Kind von mir“), aber er versteht sich nicht als Patentinhaber. Er möchte einen Zug aufs Gleis setzen ohne anschließend der Lokführer zu sein. „Es geht für die Teilnehmer an einem solchen Projekt um den Aspekt einer planbaren Zukunft. Es geht darum, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie mitentscheiden können – aber nur unter der Voraussetzung der Mitarbeit, des Mitdenkens und des Mitentwickelns. Natürlich ist so etwas nicht einfach. Es wird Reibungsflächen geben, aber solange die Menschen im Gespräch sind und Verantwortung teilen, kann es funktionieren.“

Fairness

Da ist er wieder – der maus‘sche Optimismus; das Vertrauen in die Zusammenarbeit. „Wissen Sie – es geht immer auch um Fairness. Es geht darum, dass Menschen sich nicht als Verlierer fühlen sollen. Natürlich gibt es Wettbewerbssituationen. Aber da ist es dann wichtig, niemals Mitbwerber schlecht zu machen. Wir suchen ein Grundstück und natürlich kann es passieren, dass am Ende sich mehrere Leute für ein solches Areal interessieren. Dann muss es darum gehen, einem potenziellen Besitzer die Vorzüge der eigenen Idee nahezubringen und nicht zu sagen, dass, was die anderen vorhaben, nicht gut ist.“
Als Maus zum ersten Mal mit den NN über seine Idee sprach, ging es um die „erste Instanz des Zusammenlebens – um ein Fundament. „Eben dieses Fundament ist die Idee vom Guten.“
Wer sich für Maus‘ Idee begeistern kann, meldet sich entweder per Mail (womaus@gmail.com) direkt bei Maus oder wendet sich an die Herbert Looschelders Sozial- und Ökologiestiftung (info@sozialstiftung.net).
Maus und seine Mitstreiter brauchen den Schneeballeffekt: „Es geht um eine große Portion positives Denken. Positive Gedanken entwickeln einen Sog und eine Energie. Da bin ich mir sicher.“

 

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