NIEDERRHEIN. Den schönsten Sonnenuntergang haben sie in Estland gesehen, die mit Abstand aufregendste Piste war der Pamir-Highway zwischen Kirgisistan und Tadschikistan und dem ersten Bären sind Greta und Jan im Kosovo begegnet. In Georgien haben die beiden einen ganzen Monat auf Ersatzteile für ihr Fahrzeug warten müssen und in der Republik Dagestan steckten sie weitere drei Wochen auf Grund eines technischen Defektes fest. Dazwischen liegen ganz viele Begegnungen – mit atemberaubenden Landschaften und sonderbaren Traditionen, fremden Kulturen und aufgeschlossenen Menschen.

Greta und Jan auf Tuchfühlung mit einem Adler. (Foto: Navel)

Erstmal richtig ausschlafen und eine heiße Dusche. Den Anruf aus der niederrheinischen Heimat nehmen Greta und Jan Navel in einem Hotelzimmer im gut 5.000 Kilometer Luftlinie entfernten Tadschikistan entgegen. Für sie ist es purer Luxus, sich ein paar Tage außerhalb ihrer zum Wohnmobil umgebauten G-Klasse bewegen zu können, die Stadt zu Fuß zu erkunden und sich keine Gedanken um eine gute Internetverbindung machen zu müssen. Hinter den beiden Weltenbummlern, die sich Anfang 2022 (NN berichtete) von Bedburg-Hau aus auf den Weg gemacht haben, um als „digitale Nomaden“ ihren Traum zu leben, liegt eine aufregende Etappe über den Pamir-Highway, die Hauptverkehrsstraße des Pamir-Gebirges in Zentralasien, die die kirgisische Stadt Osch mit dem in der tadschikischen Region Berg-Badachschan gelegenen Chorugh verbindet und in der Hauptstadt Duschanbe endet.

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Tadschikistan: Der Pamir-Highway ist nichts für schwache Nerven. (Foto: Navel)

„Highway klingt erstmal gut“, sagt Greta, „in Wirklichkeit ist es aber eine in weiten Teilen unbefestigte Schotterpiste, auf der man besser keinen Gegenverkehr hat.“ Auf der einen Seite schroffe Felsen, auf der anderen ein tiefer Abgrund. Und das streckenweise in über 4.000 Metern Höhe. „In manchen Nächten hatten wir trotz Standheizung Eis im Auto.“ Die Strapazen stecken auch Jan noch in den Knochen. „Das war sowohl körperlich als auch mental ziemlich anstrengend“, sagt er. An einem Tag hätten sie für eine 240 Kilometer lange Strecke 15 Stunden gebraucht. „Und da kann man zwischendurch nicht einfach mal anhalten und die Landschaft genießen“, sagt Jan. An solchen Tagen zähle nur, das Ziel im Auge zu behalten und weiterzufahren.

“Exoten” in Zentralasien

Kirgistan: Auf dem ersten Pass liegt Schnee. (Foto: Navel)

Entschädigt wurden die Navels, wie so oft, durch die Gastfreundschaft der Menschen, die in diesem abgelegenen Teil der Welt leben und durchaus auf Touristen eingestellt sind. Auch, oder vielleicht gerade deshalb, weil sie nur selten welche zu Gesicht bekommen. „Eine heiße Suppe und ein freundliches Wort sind dann sehr viel wert“, sagen die beiden. In diesen Momenten werde ihnen auch bewusst, wie „fremd“ sie dort sind. „In Europa bewegt man sich in Kulturkreisen, die dem eigenen ähnlich sind, aber in Zentralasien sind wir absolute Exoten“, wird ihnen immer wieder vor Augen geführt. „Die Leute wollen alles sehen und alles wissen – das ist auf der einen Seite schön, kostet aber manchmal auch Zeit und Nerven.“ Auf die Probe gestellt werden die beiden auch immer wieder von den Behörden. Visa besorgen, Fahrzeug importieren, Versicherung abschließen, SIM-Karte und Bargeld in der Landeswährung auftreiben. „Da ist man ganz gut beschäftigt“, können sie nach fast zwei Jahren auf der Piste aus erster Hand berichten.

Eine Düne in der Mongolei. (Foto: Navel)

Weil man in Deutschland ein neues Visum beantragen und einen Guide im Begleitfahrzeug hätte bezahlen müssen, haben sich Greta und Jan vorerst gegen eine Weiterreise in Richtung China entschieden. Stattdessen soll es auf die arabische Halbinsel gehen. „Da wir die Warnungen des Auswärtigen Amts sehr ernst nehmen und nicht leichtsinnig sein wollen, werden wir erstmal Usbekistan und Turkmenistan ansteuern und dann überlegen, wie es weitergeht“, räumen sie ein.

Botschafter für Kinderhilfswerk

Unterwegs besuchen die Navels Projekte von terre des hommes. (Foto: Navel)

Von Reisemüdigkeit ist bei den beiden aber keine Rede. Klar, manchmal vermissen sie ihre Freunde und die Familie und manchmal hätten sie auch gern mehr Raum für sich selbst, aber das seien nur Momentaufnahmen. „Wir sind sehr glücklich mit dem, was wir tun“, bereuen sie nichts. Glücklich sind Greta und Jan auch mit ihrer Zusammenarbeit mit terre des hommes. Das Kinderhilfswerk fördert in 43 Ländern der Erde 368 Projekte für Kinder in Not. Als Botschafter berichten Greta und Jan während ihrer Reise über aktuell laufende Projekte.

Kappadokien ist bekannt für Fahrten mit dem Heißluftballon. (Foto: Navel)

Tief berührt habe sie ihre Zeit in Anatolien, in der Türkei. „Wir waren kurz nach dem verheerenden Erdbeben vor Ort und haben großes Leid gesehen.“ In Griechenland waren sie zwei Tage lang mit Streetworkern in der offenen Drogenszene unterwegs und haben sich mit Menschenrechtsanwälten ausgetauscht und aktuell besuchen sie mit lokalen Ansprechpartnern eine Reihe von Projekten in Tadschikistan. „Es ist gut zu sehen, dass die Hilfe ankommt und wie viel das hier für die Kinder bewirken kann“, sind Greta und Jan immer wieder beeindruckt.

Wer möchte, kann virtuell mit Greta und Jan um die Welt reisen. Einen Überblick verschafft man sich auf dem Blog www.followthenavels.com, mehr zu Spendenkampagnen gibt‘s unter www.tdh.de/spenden-und-stiften/followthenavels und „folgen“ kann man auf Instagram unter followthenavels.

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