Zu Gast bei der Eröffnung des Freiheitsmuseums in Groesbeek (v.l.): Hans Verheijen (Vorstandsvorsitzender des Freiheitsmuseums), Mark Slinkman (Bürgermeister der Gemeinde Berg en Dal), NRW-Europaminister Nathanael Liminski, der niederländische Premierminister Mark Rutte, Museumsdirektor Wiel Lenders und Josef Gietemann (stellv. Bürgermeister aus Kleve). Foto: Rijksvoorlichtingsdienst

NIEDERLANDE. Was ist Freiheit? Was bedeutet Freiheit und wie schützen wir sie? – Das sind die drei Fragen, denen man als erstes begegnet, wenn man die Ausstellungsräume des Freiheitsmuseums im niederländischen Groesbeek betritt. Das Museum erzählt die Geschichte des zweiten Weltkrieges aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine Zeit der Zerstörung, die im Nachhinein Länderbeziehungen gestärkt und Hoffnung geschürt hat, vor allem aber die Frage entstehen ließ, wie man Demokratie festigen und so die Freiheit und den Frieden in der Welt schützen kann.
Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wurde das Museum, das bereits seit dem 1. September 2019 für Besucher geöffnet hat, nun auch offiziell von Botschaftern und Politikern aus Deutschland, den Niederlanden sowie Kanada, USA und Großbritannien eröffnet. Zu den geladenen Gästen gehörten unter anderem der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte, Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes NRW, und Oleksandr Karasevych, der ukrainische Botschafter.
„Gehen Sie in irgendeiner Stadt in Europa nach draußen und spüren Sie ihre Freiheit“, leitete Liminski mit einem Zitat des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in die Veranstaltung ein. Mit Krieg mussten sich die Menschen in Europa seit mehr als 78 Jahren nicht mehr beschäftigen. Tagein, tagaus kann man frei sein und leben. Das ist aber nicht Realität für alle Menschen. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei das Thema wieder aktueller denn je, so Liminski. Es sei klar geworden: Freiheit als Selbstverständlichkeit und die Sehnsucht nach Freiheit liegen näher beisammen als man im ersten Moment vermuten würde. Der Krieg sei ein Beispiel dafür, dass „Freiheit nicht gesichert werden kann, aber geschützt“, wie Liminski weiter betonte.
Dazu brauche man eine gut funktionierende Demokratie und die Aufklärungsarbeit von Instituitionen wie dem Museum. Denn: „Man muss sich regelmäßig mit Freiheit auseinandersetzen, um sie wahrnehmen zu können.“
Die gerade laufende Ausstellung beschäftigt sich auch mit Zeitzeugenberichten und wie es ist, in einer Zeit zu leben in der Autokratie die Demokratie abgelöst hat. Um die Wichtigkeit der Wahrung von Menschenrechten damals und heute hervorzuheben, wurden auch zur Eröffnungszeremonie zwei Zeitzeuginnen eingeladen, die von ihrer Kindheit während des Nazi-Regimes berichteten. Ria Roosendaal (Jahrgang 1935) und Maria Diedenhofen (Jahrgang 1937) erlebten den Krieg hautnah mit. „Es gibt Menschen die sich die politischen Zustände von damals zurückwünschen, aber ihnen ist nicht bewusst, was das wirklich bedeutet“, wie Diedenhofen erklärte. Für sie hätte es nie einen Zeitpunkt gegeben, in der ihre Motivation zur Aufklärung erloschen wäre. Die Hoffnung, das sich die Geschehnisse nicht wiederholen, treibe sie an, denn „verließe einen die Hoffnung auf Freiheit, müsste man sich geschlagen geben“.
Nathanael Liminski und Mark Rutte lobten in ihren Ansprachen in diesem Zusammenhang auch die Landesbeziehungen von Deutschland, den Niederlanden und Europa insgesamt. „Wir teilen die gleichen Freiheiten, die Grenzen sind offen und sie bleiben auch offen“, sagte Liminski.
So wie „auf Trümmern wieder Blumen gewachsen sind“, wie Diedenhofen es beschreibt, so seien auch zwischen den Ländern Freundschaften und Beziehungen entstanden die es jetzt zu wahren gelte: „Europäische Zusammenarbeit ist das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges und der beste Beweis dafür ist, dass wir heute gemeinsam dieses Museum eröffnen“, sagte Rutte.
Neben der Ausstellung über die Bedeutung von Freiheit, beschäftigt sich eine zweite Ausstellung „Doppelagent“ noch bis zum 7. Januar 2024 mit berühmten Fällen von Wahrheitstäuschung und Propaganda, die in den 1940er-Jahren Staatsgeheimnisse vertuscht haben. Mehr Informationen gibt es unter www. freiheitsmuseum.com.

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