GOCH. Der erste flüchtige Eindruck vermittelt Chaos: Stapelweise Kartons, Holzpaletten, die beladen werden und Säcke voller Kleiderspenden am Hintereingang des ehemaligen Müller-Gebäudes auf der Voßstraße. Doch das täuscht gewaltig, denn hier wird an verschiedenen Stationen mit System sortiert und vorbereitet, wie Sascha ­Ruelfs, der 1. Vorsitzende von „Goch hilft“ erklärt.

Der Verein hat direkt am ersten Tag des Krieges in der Ukraine damit begonnen, Unterstützung in Form von Sachspenden für die Menschen zu organisieren. Schnell zeichnete sich ab, dass „Goch hilft“ dafür viel Platz braucht. Ruelfs kontaktierte Gaby Mühlhoff, die im Dezember 2021 den Weihnachtsmarkt mit privaten Ausstellern im Müller-Gebäude auf die Beine gestellt hatte (die NN berichteten) und bat sie, den neuen Besitzer Bernd „Mom“ Zevens zu fragen, ob man es für diesen Zweck nutzen dürfte. „Die Antwort ,gib ihnen den Schlüssel‘ kam prompt“, freut sich Sascha Ruelfs.

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15 Mitglieder des Vereins und viele Freiwillige sind nun täglich damit beschäftigt, alles für den Konvoi vorzubereiten, der sich am kommenden Freitag, 25. März, mit sieben – von lokalen Unternehmen gesponserten – Fahrzeugen auf den Weg nach Lwiw (Lemberg) in die Ukraine macht. Von dort aus werden die Spenden weiter nach Kiew gebracht – allerdings nicht von „Goch hilft“. „Noch ist die 210 Kilometer lange Strecke zwischen Lwiw und Kiew zwar nicht umkämpft“, berichtet Sascha ­Ruelfs, trotzdem sei das Risiko für die Helfer aus Goch einfach zu groß. Mit 14 Fahrern und drei Begleitern geht es am frühen Freitagmorgen auf die 1.500 Kilometer lange Strecke nach Lwiw. Alle nötigen Papiere werden von den ukrainischen Behörden ausgestellt, der Konvoi ist als humanitäre Hilfe gekennzeichnet.
„Den ersten Stopp legen wir in Krakau ein, dort braucht ein Kinderheim dringend Bettwäsche“, berichtet Sascha Ruelfs.

Sascha Ruelfs vor dem Berg von noch unsortierter Kleidung. Was Flecken und Löcher hat – auch so etwas landet leider in den Säcken – geht an einen Verwerter. Das daraus erlöste Geld kann „Goch hilft“ wieder für seinen humanitären Einsatz verwenden.

Denn darum geht es: Koordiniert und zielgerichtet zu helfen und nur das, was wirklich gebraucht wird, zu den Menschen zu bringen. Dafür werden die Kartons in vier Sprachen beschriftet und alles so gepackt, wie gewünscht: Reis und Nudeln in großen Säcken, damit Portionen ausgegeben werden können; Schuhe paarweise gebündelt und Arzneimittel extra. „Es bringt auch nichts, uns Gläser mit Gemüse oder Würstchen zu bringen, die sind für den Transport komplett ungeeignet“, sagt Sascha Ruelfs, „besser sind Lebensmittel in Dosen.“ Ausgenommen sei hier nur Babynahrung. Für ein Kinderheim in Polen, in dem zurzeit 50 ukrai­nische Waisen untergebracht sind, hat „Goch hilft“ Seifenblasen dabei. Einfaches Spielzeug, das für ein bisschen Trost sorgen kann. So wie ein Teddy zum Kuscheln. Da brauche es gar nichts Aufwändiges, weiß Ruelfs. Wenn sich der Konvoi wieder auf den Weg nach Goch macht, werden auch zwei Teen­ager aus Kiew mit dabei sein: „Die Mutter ist Krankenschwester und darf deshalb nicht ausreisen“, erklärt Ruelfs, genau wie der Vater, der als unter 60-Jähriger das Land nicht verlassen dürfe. Aber wenigstens die Kinder sollen in Sicherheit gebracht werden.

Der Kontakt zum Bürgemeis­ter von Lwiw, Andrij Sadowyj, kam über eine junge Ukrainerin zustande, die jetzt bei ihrer Tante in Kleve wohnt. „Sie hat hier bei uns geholfen und immer ukrainische Lieder gesungen“, erzählt Ruelfs, „sie gab mit seine Telefonnummer.“ Im Gespräch mit Sascha Ruelfs listete der Bürgermeister auf, was momentan am dringendsten gebraucht wird: Unter anderem Medikamente, Krankenhausbedarf, Taschenlampen und Batterien, Powerbanks und alte Handys. Diese können mit ukrainischen Nummern und Sim-Karten ausgestattet werden – eine Möglichkeit, um mit den Angehörigen in den Kriegsgebieten in Kontakt zu bleiben. „Am 26. März treffe ich mich mit dem Bürgermeister“, sagt Sascha Ruelfs, „und über Goch.TV möchte ich ihm die Möglichkeit geben, auf die schlimme Situation aufmerksam zu machen.“ Der größte Wunsch von Andrij Sadowyj ist übrigens nichts Materielles: „Bitte verbreiten Sie auf allen Kanälen die Information, dass in der Ukraine Krieg herrscht! Denn das will Russland nicht.“

Kontakt
Wer „Goch hilft“ unterstützen möchte, der findet allgemeine Informationen zum Verein unter www.goch-hilft.de und zu den aktuell benötigten Sachspenden für die Ukraine auf Facebook. Von montags bis freitags, in der Zeit von 10 bis 13 und 16 bis 18 Uhr, läuft die Organisation der Ukrainehilfe im ehemaligen Müllergebäude (Eingang über die Roggenstraße).

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