KLEVE. Knapp sechs Wochen lang war das Café Hope geschlossen – sowohl den Kindern und Jugendlichen, die hier ein und aus gingen, als auch Sozialpädagogin Tina van Laar kam es wie eine Ewigkeit vor. Umso größer war die Freude, als sich das SOS-Kinderdorf Niederrhein als neuer Träger der offenen Einrichtung anbot. Und schon am ersten Tag der „Wiedereröffnung“ waren alle wieder da. Als wäre nie was gewesen.

Das Jugendzentrum am Regenbogen ist mit einer Größe von 60 Quadratmetern eines der kleineren in Kleve. Zielgruppe sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von sieben bis 27 Jahren. „Die überschaubare Größe fördert den Gruppenzusammenhalt“, freut sich Tina van Laar, die hier seit 2014 (mit kurzer Unterbrechung nach Auflösung des Trägervereins) arbeitet. Man fühle sich „wie eine große Familie, in der die Größeren auf die Kleineren aufpassen und man füreinander da ist“. Das ermöglicht der Sozialpädaogin, individuelle Hilfestellung zu geben und sich auch mal intensiver mit den Problemen der Hope-Besucher zu befassen, denn die zweite Stelle ist aktuell nicht besetzt. „Wir suchen händeringend Unterstützung“, sagt Kinderdorf-Sprecherin Katrin Wißen.

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Offenes Ohr bei Problemen

Im Mittelpunkt der Arbeit steht der offene Betrieb, Kern der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die Besucher können die Räumlichkeiten und die Ausstattung des Jugendzentrums, wie etwa die Küche oder die Computer, frei und unter Einhaltung der vereinbarten Regeln nutzen. Dazu gehört etwa, dass man sorgsam mit den Dingen umgeht und sein Gegenüber respektiert. Wer andere beleidigt oder Schimpfwörter benutzt, zahlt, wie mit den Eltern vereinbart, fünf Cent in die Kasse – und am Ende gibt es von dem Geld eine Versöhnungspizza für alle. Die Mitarbeiter stehen als Kontakt- und Ansprechpartner zur Verfügung, hören genau hin und genau zu und unterstützen bei alterstypischen Problemen. „Es gibt Dinge, die man zu Hause oder in der Schule nicht so gern bespricht“, weiß Tina van Laar, die schon viele Kinder vom Grundschulalter an begleitet hat. Die Sozialpädagogin leitet an, begleitet, tröstet, verhandelt Regeln und setzt Grenzen. „Es ist so schön, die Entwicklung der Kinder zu sehen“, findet sie.

Ehrenamtler helfen mit

Dank ehrenamtlicher Unterstützung, wie Hausaufgabenbetreuung oder Hilfe beim Kochen, lernen die Kinder und Jugendlichen strukturierte Tagesabläufe kennen – und wachsen in einem sicheren Umfeld auf. Die Vermittlung sogenannter „soft skills“ ist Tina van Laar sehr wichtig. „Natürlich muss man auch mithelfen, nach dem Essen den Tisch abräumen und sich entschuldigen, wenn man Mist gebaut hat – das ist nicht immer so leicht“, weiß sie. Zudem erfordert es tagtäglich ein großes Maß an Kreativität und Einsatzbereitschaft, die jungen Leute zu motivieren. Da wird gemalt, gemeinsam eingekauft und ein „perfektes Dinner“ zubereitet, da werden Fotoworkshops durchgeführt, gekickert und Dart gespielt, die Musik laut aufgedreht, ein Beauty-Tag (besonders für die Mädchen) angeboten – oder auch mal ein Ausflug nach Köln unternommen.

Wie ein zweites Zuhause

„Wir hatten unglaublich viel Glück, dass Tina gleich bereit war, zurückzukehren und hier weiterzumachen“, sagt Katrin Wißen. Das finden auch die Kinder, die mit der Schließung des Café Hope gar nicht glücklich gewesen sind. „Wir waren alle sehr traurig“, sagt die 13-jährige Regina, die schon ins Hope gegangen ist, als sie noch in der Grundschule war. Damals konnte sie kaum Deutsch, zu Hause wurde nur Russisch gesprochen. „Es ist toll, dass wir immer gemeinsam so viel unternehmen“, sagt sie. Auch Natasha (16) ist froh, dass sie wieder her kommen kann. Seit fünf Jahren ist das Café Hope ihr zweites Zuhause. „Es war blöd, meine Freunde nicht mehr so oft zu sehen“, findet sie. Erst seit einigen Wochen zählen Julia (12) und ihr Bruder Maxim (13) zu den regelmäßigen Besuchern. Ihre anfängliche Scheu haben sie abgelegt – und schon Freunde gefunden.

“Jedes Kind hat Potential”

Bei diesen Temperaturen tut Abkühlung Not. Tina van Laar sorgt für eine gesunde Erfrischung – und ist für die Kinder da, wenn sie Probleme haben.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

„Meine persönliche Vision ist es, die jungen Menschen auf dem Weg in ein eigenverantwortliches Leben zu begleiten und beratend in der Selbstverwirklichung zur Seite zu stehen“, sagt Tina van Laar. Sie ist davon überzeugt: „Jedes Kind hat Potential.“ Und wer die Sozialpädagogin kennt, der weiß, dass sie das auch von Herzen so meint. Hier geht es um Partizipation und Teilhabe – Ziele, mit denen sich auch das SOS-Kinderdorf identifiziert. Das Café Hope am Regenbogen zählt man hier noch zum „Quartier“ und dessen Entwicklung liegt dem SOS-Kinderdorf am Herzen. Aktuell steht die Überlegung im Raum, mit dem Café Hope in die Nähe der SOS-Räumlickeiten an der Kalkarer Straße umzuziehen. „Das entscheiden letztlich die Kinder und Jugendlichen“, betont Katrin Wißen. Schließlich macht das keinen Sinn, wenn die beim Ortswechsel nicht mitmachen.

Buntes Programm in den Ferien

Während der Sommerferien bietet das Café Hope ein Extra-Programm an. „Wir machen Radtouren, eine Stadtrallye, fahren ins Kernie oder grillen zusammen“, zählt Tina van Laar einige der Highlights auf. Geplant ist auch ein Ideen-Wahlkampf. „Da überlegen wir gemeinsam, welche kreativen Projekte wir künftig machen wollen.“ Auch, wenn das Café Hope mit rund 20 Kids gut ausgelastet ist, sind jederzeit neue Leute (sowohl Kinder und Jugendliche als auch Helfer) willkommen. Alle Infos dazu findet man im Internet unter http://www.sos-kinderdorf.de/cafe-hope.

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