Obermeister Ralf Matenaer (hinten, l), Pressesprecher Robert Velden (hinten, r), Lehrlingswart Markus Gerke (vorne, l) und Azubi Matthias Molderings (vorne, r) werben für einen krisensicheren Beruf mit vielen Aufstiegsmöglichkeiten. NN-Foto: CDS

KREIS KLEVE. Die Dachdecker-Innung des Kreises Kleve schlägt Alarm, der Fachkräftemangel im Handwerk wirft seine Schatten schon längst voraus. Die Kampagne „Oben ist der Weg nach vorn“ soll dem entgegenwirken und für den Beruf des Dachdeckers werben. Im Haus des Handwerks in Goch wurde sie nun vorgestellt.

„In den letzten fünf Jahren sind die Lehrlingszahlen in der Region zurückgegangen“, erklärt Markus Gerke, Landes-Lehrlingswart und stellvertretender Vorsitzender im Dachdecker-Verband Nordrhein, den dringenden Handlungsbedarf: „Wenn wir jetzt nichts tun, wird es uns in den nächsten fünf Jahren womöglich noch schlimmer einholen.“ Man wolle mit der Kampagne verstärkt auf Schulen zugehen und dort für den vielseitigen Ausbildungsberuf „Dachdecker/Dachdeckerin“ werben. „Wir möchten auch Studienzweifler oder -abbrecher für das Handwerk interessieren“, ergänzt Ralf Matenaer, Obermeister der Dachdecker-Innung.
Nicht immer müsse es ein Studium sein, denn das Handwerk biete ebenfalls sehr gute Aufstiegsmöglichkeiten. „Der Meister wird heutzutage mit dem Bachelor gleichgesetzt, außerdem gibt es das weiterführende Studium ,Betriebswirt im Handwerk‘, man kann Sachverständiger werden – es bietet sich ein Riesenspektrum an“, weiß Matenaer. Ein weiterer, nicht ganz unwesentlicher Aspekt der Dachdecker-Ausbildung: Bereits als Auszubildender und später als Geselle verdiene man gut.

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Abwechslung prägt die Arbeit des Dachdeckers: „Von der Kellerabdichtung über die Fassadendämmung bis hin zum Dach – alles, was ein Gebäude vor Unwetter schützt, liegt in unseren Händen“, betont Matenaer. Das ist der Grund, warum sich Matthias Molderings für eine Ausbildung zum Dachdecker entschieden hat. Der 22-Jährige hatte zunächst eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolviert: „Dann habe ich ein Jahr als Geselle gearbeitet, aber ich war immer in der gleichen Halle und habe immer die gleichen Arbeiten gemacht.“ Er sattelte um und begann die Dachdecker-Ausbildung, die er nun im Winter 2019 mit der Gesellenprüfung beenden wird. „Das macht mir viel mehr Spaß, ich bin auf verschiedenen Baustellen unterwegs und mache unterschiedliche Arbeiten“, berichtet der 22-Jährige. Seinen Meister will er später auf jeden Fall auch noch machen. Danach könnte er ein betriebswirtschaftliches oder ein Ingenieur-Studium an einer Fachhochschule absolvieren.

Nicht zuletzt hat sich Matthias Molderings damit für einen krisensicheren Beruf entschieden: „Alle Dächer im Kreis Kleve, die älter als 30 Jahre sind, bieten den Mitarbeitern, die heute in den Betrieben sind, Arbeit für die nächsten 100 Jahre“, hat Robert Velder, Pressesprecher der Dachdecker-Innung, einmal ausgerechnet, „und das ohne Schäden oder Neubauten miteinzubeziehen.“ Hinzu kommt, dass bei Dachdecker-Arbeiten weiterhin die Arbeit von Menschenhand gefragt ist, Maschinen können hier nichts übernehmen. „Im Dachdecker-Handwerk kann nie so sehr digitalisiert werden, wie vielleicht in anderen Berufen“, ergänzt Markus Gerke, „Ich kann mir meine eigene Leistung ansehen, und das auch noch nach 40 Jahren.“

Voraussetzung für die Ausbildung ist ein guter Hauptschulabschluss; wer das Abitur, die mittlere Reife oder eine Berufsausbildung gemacht hat, kann die Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzen. „Und man sollte auf jeden Fall teamfähig sein“, so Ralf Matenaer. Überbetrieblicher Unterricht – theoretisch in der Berufsschule und praktisch in der Lehrwerkstatt – wechselt sich mit der betrieblichen Ausbildung auf den Baustellen ab.

Heutzutage steht zudem moderne Technik zur Verfügung, Dachziegel müssen nicht mehr per Hand über Leitern geschleppt werden; vom Kran bis zum Las­tenaufzug gibt es Unterstützung und auf Arbeitssicherheit wird allergrößter Wert gelegt. Erste Erfahrungen können junge Leute, die sich für die Ausbildung zum Dachdecker interessieren, bei einem Praktikum sammeln. „Man kann aber auch die ,lebendige Werkstatt‘ am Berufskolleg in Geldern besuchen“, erklärt Ralf Matenaer, „man muss sich nur vorher anmelden.“ (Kontakt über die Innung).

Die Kampagne „Oben ist der Weg nach vorn“ startet rechtzeitig zum neuen Ausbildungsjahr, das im August beginnt. Ein Flyer liefert die wichtigsten Informationen in Kürze, auf der Homepage azubi-dachdeckerinnung-kleve.de gibt es weitere Infos zum Job und Ansprechpartner, zum Beispiel bei Fragen zu einem Praktikum. Schulen, die an der Vorstellung des Berufsbildes Dachdecker interessiert sind, können sich gerne bei der Innung melden.

Kontakt
Platz des Handwerks 1, Goch
Telefon 02823/41994-0
Fax 02823/41994-40
E-Mail: info@dachdeckerinnung-kleve.de
www.dachdeckerinnung -kleve.de.

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