Kaum mehr Platz im Kreis Klever Awo-Frauenhaus

2017 war die Einrichtung zu 90 Prozent belegt / 38 Frauen suchten Hilfe

KREIS KLEVE. Gewalt in Beziehungen und Misshandlungen von Frauen ist traurigerweise immer noch ein großes Thema. Im vergangenen Jahr haben 38 Frauen und 22 Kinder im Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Kreis Kleve Hilfe gesucht. Von ihnen wurden 33 Frauen und 22 Kinder im Frauenhaus aufgenommen. „Wir hatten eine Auslastung von 90 Prozent”, berichtet Andrea Hermanns, Leiterin des Awo-Frauenhauses Kleve.

Gaben einen Einblick ins Geschäftsjahr 2017: Marion Kurth und Andrea Hermanns (v. l.). NN-Foto: SP

Insgesamt stehen dem Frauenhaus 20 Betten (8 für Frauen und 12 für Kinder) zur Verfügung. Sieben davon waren 2017 für mehrere Monate belegt. Grund dafür war der hohe Ausländeranteil. Von den 38 hilfesuchenden Frauen hatten 21 eine andere Staatsangehörigkeit. „Wenn Frauen ohne deutsche Sprachkenntnisse zu uns kommen, dauern die Beratungen und die Ämtergänge meistens länger”, begründet Hermanns. Allgemein sei die Beratung durch den hohen Ausländeranteil und die mangelnden deutschen Sprachkenntnisse schwieriger geworden. „Wir haben zwar einen Pool an Dolmetschern, aber das nimmt viel Zeit und Geld in Anspruch”, sagt Hermanns. Die Kommunikation zwischen den zwei in Vollzeit angestellten Sozialpädagoginnen, der Erzieherin sowie der Verwaltungskraft und der Hauswirtschafterin laufe deshalb viel mit Gestik und Mimik ab. „Die Hausregeln erklären sich die Frauen auch schonmal untereinander”, verrät Hermanns.”

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Das Frauenhaus bietet den hilfesuchenden Frauen nach ihrer Aufnahme zunächst einmal Schutz. Gesichert durch Kameras, gewährleistete Anonymität und einem Schließsystem sind sie hier vor gewalttätigen Partnern und Ehemännern sicher. Die Kräfte der Awo sind den Frauen aber auch bei Behördengängen und Arztbesuchen behilflich. So konnten 2017 neun Frauen eine eigene Wohnung beziehen. Vier Frauen suchten eine andere soziale Einrichtung und drei ein anderes Frauenhaus auf, da sie im Kreis Kleve auch im Frauenhaus nicht gänzlich sicher waren. Sechs Frauen kehrten allerdings in ihre alte Wohnung, „und damit in ihre alte Beziehung zurück”, verrät Hermanns, die das skeptisch sieht. „Gewalt hört ja meistens nicht auf”, weiß Hermanns. Dazu benötige es meistens eine Therapie, die aber noch zu wenig gemacht werde.

Trotz – oder gerade wegen – der traurigen Zahlen war für die Awo 2017 aber ein gutes Jahr. Da das Frauenhaus zu 90 Prozent belegt war, konnten sie durch die kommunalen Tagesgelder genügend einnehmen, um alle Kosten zu decken. Die fixen Zuschüsse von der Landesebene reichen nämlich gerade, um die Personalkosten von 127.000 Euro zu decken. Die Awo fordert deshalb schon seit Jahren die Bundes-Politik auf, eine nachhaltige Finanzierung zu beschließen. „Die wird schon seit vielen Jahren diskutiert, aber es passiert nichts. Wir geben aber ja nicht auf und hoffen jetzt erneut auf die große Koalition”, sagt Marion Kurth, Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes Kleve. Durch Gelder des 2006 gegründeten Frauenhaus-Fördervereins und durch Spenden konnte der Klever Kreisverband 2017 ein Plus von knapp 4.000 Euro erwirtschaften, der in einen Topf für schlechtere Zeiten fließt.

Dank 15 ehrenamtlicher Mitarbeiter ist das Frauenhaus rund um die Uhr für Frauen in Not unter Telefon 02821/12201 zu erreichen.

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