Praxisnah für die grüne Branche

    Sommertour Landwirtschaft: 3. Station im Versuchszentrum Gartenbau und bei Agrobusiness Niederrhein

    STRAELEN. Zu einer der wettbewerbsfähigsten, nachhaltigsten und entlang der gesamten Wertschöpfungskette innovativsten Gartenbau- und Agrobusiness/Food-Regionen Europas soll sich der Niederrhein bis 2020 entwickeln – so die Vision von Agrobusiness Niederrhein. Geschäftsführerin Dr. Anke Schirocki stellte Strukturen und Aufgaben des Vereins vor, der seinen Sitz im Versuchszentrum Gartenbau in Straelen hat. Hier hatte die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve zur „Sommertour Landwirtschaft” eingeladen.

    Andrew Gallik (3.v.r.) und Christoph Andreas (3.v.l.) vom Versuchszentrum Gartenbau in Straelen informierten die Gäste der Sommertour über aktuelle Forschungsprojekte. Mit dabei der Straelener Bürgermeister Hans-Josef Linßen (r.), Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin Agrobusiness Niederrhein (2.v.r.), und Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers (4.v.l.). NN-Foto: Andrea Kempkens
    Andrew Gallik (3.v.r.) und Christoph Andreas (3.v.l.) vom Versuchszentrum Gartenbau in Straelen informierten die Gäste der Sommertour über aktuelle Forschungsprojekte. Mit dabei der Straelener Bürgermeister Hans-Josef Linßen (r.), Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin Agrobusiness Niederrhein (2.v.r.), und Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers (4.v.l.). NN-Foto: Andrea Kempkens

    „Wir veranstalten die Sommertour, um einmal jährlich das Augenmerk auf ein bestimmtes Wirtschaftssegment im Kreis Kleve zu richten”, erklärte Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. „Und da zählt der Bereich Landwirtschaft und Gartenbau zu den bedeutendsten Segmenten unserer Region.” Agrobusiness Niederrhein entwickelt Netzwerkstrukturen, macht Lobbying für die Branche und die Region und fördert innovative Projekte, um die Voraussetzungen für die mittelfristige Entwicklung des Niederrheins zu einer grenzüberschreitenden Wirtschaftsregion zu schaffen. 2008 ist Agrobusiness Niederrhein als Projekt gestartet, seit 2012 arbeitet man als Verein. Knapp 70 Mitglieder haben sich der Initiative bislang angeschlossen, „damit kann man gut arbeiten, aber es gibt durchaus noch ein riesiges Potential in der Region”, sagt Dr. Schirocki. Denn Agrobusiness Niederrhein spricht alle Akteure der Wertschöpfungskette an – von Zulieferern über Produzenten und Nahrungsmittelhersteller bis hin zu Logistikern und Vermarktern – und fordert sie auf, vom Netzwerk aus Unternehmen, Kreisen, Kammern, Verbänden und Wirtschaftsförderungseinrichtungen der Regionen Kleve, Wesel, Viersen, Rhein-Kreis Neuss, Krefeld Mönchengladbach und Duisburg zu profitieren. Begleitet wird diese Kette durch Dienstleister, die sich auf spezielle Angebote für die Agrobusiness-Branche konzentrieren, sowie Bildungseinrichtungen und Wissenschaft. Austausch und Zusammenarbeit gibt es auch mit niederländischen Initiativen, zum Beispiel Greenport Venlo und Greenport Gelderland.

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    Die Region bietet ein
    riesiges Potential

    „Wir arbeiten kontinuierlich daran, unser Netzwerk auszubauen”, betont die Geschäftsführerin. Dazu organisiert der Verein Veranstaltungen, gemeinsame Präsentationen auf Messen und Ausstellungen und verfasst Newsletter zu aktuellen Themen. „Ende September starten wir unser neues Internetportal, auf dem alle Berufe im Agrobusiness aufgeführt sind, und im Januar 2016 werden wir uns erstmalig auf der Grünen Woche in Berlin präsentieren”, erläutert Dr. Schirocki künftige Projekte. Zudem arbeite man an einem Projektantrag zur Entwicklung einer grenzüberschreitenden Innovationsregion. Immer mehr Bekanntheit gewinnt der Verein auch über seine Regionalmarke „Natürlich Niederrhein”, mit der landwirtschaftliche Produkte gekennzeichnet werden, die vom Niederrhein stammen. Als Lizenzgeber garantiert Agrobusiness Niederrhein, dass diese Erzeugnisse mindestens 80 Prozent ihrer Wachstumszeit am Niederrhein nachweisen können oder mindestens 80 Prozent der Pflanzenmasse am Niederrhein gewachsen ist. Dr. Schirocki: „Unsere derzeit 16 Lizenznehmer sind vorwiegend aus dem Rosenbereich, aber auch aus der Tomatenproduktion.”

    Netzwerkarbeit ist auch ein wichtiger Aspekt für das Versuchszentrum Gartenbau in Straelen, das auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Dienststellenleiter Andrew Gallik und Betriebsleiter Christoph Andreas führten die Gäste über das Gelände der Einrichtung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die zentral in der Blumenstadt gelegen ist. „Wir leisten hier Versuchsarbeit für den gartenbaulichen Berufsstand, bieten gartenbauliche Beratung sowie Weiterbildungsangebote für Fachkräfte im Gartenbau”, umschreibt Andrew Gallik die Arbeitsschwerpunkte im Versuchszentrum. 8.500 Quadratmeter Unterglasfläche und 1.500 Quadratmeter Freilandfläche stehen für die Forschungsarbeiten zur Verfügung, die insbesondere einem Attribut folgen: „praxisnah”. „Wir versuchen, Probleme, die aus der Praxis an uns herangetragen werden, auf kleiner Fläche möglichst nah an der Praxis zu erarbeiten”, so Gallik. So würden auch nahezu alle Produkte ganz normal vermarktet. „Wir sind interessiert daran, uns am Markt zu messen.”

    30 bis 35 gartenbauliche Fragestellungen werden pro Jahr im Versuchszentrum Straelen bearbeitet, manche Projekte laufen auch mehrjährig. Das Spektrum reicht von Prüfungen zum Pflanzenschutz über moderne Düngungskonzepte und Sortenversuche bis hin zu Energieeinsparung und Klimaführung im Gewächshaus. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit veröffentlicht das Versuchszentrum im Netz unter www.hortigate.de. Aber auch als Arbeitgeber hat die Einrichtung eine große Bedeutung für Straelen, denn sie beschert der Stadt 50 Arbeitsplätze und elf Auszubildende im Gartenbau.
    Andrea Kempkens

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