ASPERDEN. Als Nicole Peters im vergangenen Jahr auf die Ausschreibung „Kunst am Bau“ für die Kita „Wildburg“ in der Verbandsgemeinde Vallendar in Rheinland-Pfalz stieß, fühlte sie sich sofort angesprochen. Denn gesucht wurde eine „bespielbare Löwen-Skulptur“.

Für die Asperdener Künstlerin, die nicht nur hier in der Region schon viele solcher Figuren realisiert hat (die NN berichteten mehrfach), vertrautes Terrain. Zehn Teilnehmer waren beim Wettbewerb dabei, den Nicole Peters gewann. Im Frühling 2023 begann sie mit der Arbeit an den Entwürfen. Die Verbandsgemeinde wünschte sich einen Löwen, weil er Teil des Stadtwappens ist. Zunächst schwebte Nicole Peters eine ganze Löwen-Gruppe vor, mittendrin ein Kind mit „Löwen-Hoodie“, quasi als Teil des Rudels. Da ihr bei ihren Arbeiten die Mitbestimmung der Kinder sehr wichtig ist, schickte sie diesen gemalten Vorentwurf an die Kita. Den Kindern gefiel der Löwe an sich zwar, aber sie vermissten den Bezug zu ihren Gruppennamen: zum Beispiel Fuchs, Hase, Reh oder Eule. Sie wünschten sich einen Entwurf mit diesen einheimischen Wildtieren. Das setzte Nicole Peters natürlich um: In ihrer Werkstatt warten nun der auf der Seite liegende Löwe, ein Hase, ein Fuchs und der Kokon eines Schwalbenschwanz-Schmetterlings auf den Transport nach Vallendar. Am kommenden Dienstag geht es los, am Mittwoch werden die Skulpturen dann aufgebaut. „Der Bauhof der Verbandsgemeinde hilft uns dabei, das ist Gold wert“, freut sie sich über die Unterstützung. Sind die Skulpturen aufgestellt, werden sie noch geprüft und abgenommen.

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Spielhügel

Die Gegebenheiten vor Ort waren noch einmal eine besondere Herausforderung, erzählt Nicole Peters: „Dort gibt es einen Spielhügel, der circa vier Meter lang ist; ich wollte den Löwen nicht sitzend gestalten, so dass er wie ein ,Pascha‘ auf die Kinder herunterblickt.“ Also hält der imposante Löwe von 1,70 Meter Länge, 1,02 Meter Breite und 42 Zentimeter Höhe dort nun sein Nickerchen – und das auf einem 15 Zentimeter dicken Schotterbett. Schlafen, das tun Löwen in der freien Wildbahn auch meist um die 20 Stunden am Tag.
Fuchs und Hase wecken den Löwen nicht, sie erkunden lieber die Welt um sich herum und auch den Kokon. Auch die anderen Tiere bieten viel Platz zum Spielen, Toben und Erkunden: Der Fuchs ist 1,61 Meter lang, 41 Zentimeter breit und 85 Zentimeter hoch; der Hase ist 1,15 Meter lang, 31 Zentimeter breit und 69 Zentimeter hoch; der Kokon schließlich ist 1,10 Meter lang, 38 Zentimeter breit und 39 Zentimeter hoch. Fuchs und Hase werden mit einem Schraubfundament unter den Pfoten im Boden befestigt, der Kokon liegt ebenfalls auf einem Schotterbett – dieses dient wie beim Löwen als Frostschutz – und ist gegen Verdrehen gesichert.

Bäume

Mit den Arbeiten an den Skulpturen hat Nicole Peters im Oktober 2023 begonnen: „Da meine Halle nicht beheizt ist, musste ich immer ein wenig auf Temperaturen schauen.“ Denn unter fünf Grad plus gibt es Probleme mit dem verwendeten Werkstoff. Die Skulpturen bestehen nämlich aus glasfaserarmierten Beton und sind mit eingefärbtem Feinschichtmörtel farbig gefasst; angepasst an das natürliche Aussehen der Tiere. Apropos Farbe: Da musste sich Nicole Peters beim Auftragen des Mörtels schon relativ sicher sein: „Einmal die Farbe der Löwenmähne ändern, bedeutet eine Woche Arbeit.“ Den Entwurf für die Tier-Gruppe brachten Nicole Peters und ihr Mann Waldemar Kowalewski damals lieber selbst nach Vallendar: „Der Entwurf sollte im Maßstab 1:5 mit Original-Material eingereicht werden“, berichtet sie, „das per Post zu verschicken, war gar nicht möglich.“
Die Kita wünschte sich zusätzlich zur Skulpturengruppe noch einen Schattenplatz mit Versteckmöglichkeiten. Hier schlug Nicole Peters Bäume vor, die schnell wachsen und mit den klimatischen Bedingungen klar kommen. Entschieden haben sich die Auftraggeber letztendlich für eine Kupferfelsenbirne und eine Krimlinde. Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist Nicole Peters in ihrer Arbeit immer wichtig; so sind die Skulpturen sehr dauerhaft und beständig und die Bäume einheimisch. Und diese, das betont Nicole Peters, stünden für die Zukunft, in der man die Herausforderung von Klimaerwärmung und Insektensterben meistern müsse: „Professor Johannes Vogel, Leiter des Museums für Naturkunde Berlin hat einmal gesagt ,Wie wir mit der Klimaerwärmung umgehen, entscheidet, wie wir in Zukunft leben. Wie wir mit dem Insektensterben umgehen, entscheidet, ob wir in Zukunft leben‘“, gibt Peters zu bedenken.

Garten

Klare Sache, dass Nicole Peters in ihrem eigenen Garten auf insektenfreundliches Terrain setzt. Da kann sie auch schon einmal ins Schwärmen geraten: „Ich bin gerade so verliebt in meinen gARTen, dass ich aus diesem eigentlich gar nicht mehr wegzukriegen bin. Schlafen passiert schon noch im Haus aber ansonsten: raus in den gARTen. Nach dem vielen Regen ist es so sattgrün. Toller Hintergrund für die vielen Farbflächen. An mehreren Ecken duftet es sehr intensiv und es brummt und summt in den unterschiedlichsten Tönen, die die Insektenvielfalt des gARTens so hergibt.“ Und sie fährt fort: „Rosa gallica begrüßt den Besucher am Eingang mit ihrem tollen Duft. Wie Feen in rosa, purpur und violetten Kleidern tanzen die Akkeleien um das kleine Gewächshaus im Kiesgarten. Summend und brummend schweben viele verschiedene Insekten um sie herum. Rosa Frühlingsgold und weißer Flieder verströmen Duftwolken. Rhododendron und Azaleen malen große Farbflächen um die Brunnenplastik und den Senkgarten. Die Wasserlilien am Schwimmteich gehen gerade auf. Gemüsepflanzen, Beerensträucher und Obstgehölze versprechen, dass der gARTen zu einem Ort wird, der nicht nur Insekten, sondern auch Menschen nährt. Dass Menschen schon vor tausenden Jahren für das Paradies das Bild eines Gartens gefunden haben, wird für mich so eindeutig greifbar. Was sollte es auch anderes sein?“

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