TILL-MOYLAND. Egal ob es lichterloh brennt, bei einem kräftigen Sturm Bäume auf die Straße gestürzt sind oder Schwerverletzte nach einem Unfall aus ihrem Fahrzeug befreit werden müssen: Die Feuerwehr ist rund um die Uhr zur Stelle, um zu löschen, Hilfe zu leisten und Leben zu retten. Am Niederrhein und auch in allen anderen Regionen Deutschlands spielt das „Freiwillige“ vor der Feuerwehr eine wichtige Rolle, denn der Dienst für die Gemeinschaft erfolgt vielerorts auf ehrenamtlicher Basis. Doch weil das „Hobby“ Feuerwehr nicht nur zeitaufwändig ist, sondern auch sehr fordernd sein kann, ist es mit der Nachwuchssuche nicht immer leicht…

Oleksii Maksymchuk ist gekommen, um zu bleiben. Das freut nicht nur seinen Arbeitgeber, sondern auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in Bedburg-Hau. Der Ukrainer ist einer der jüngsten Neuzugänge, bei der Löscheinheit Till-Moyland hat er sich bereits gut eingelebt. „Seine offene, freundliche und ruhige Art wird von allen sehr geschätzt“, ist Gemeindebrandinspektor Klaus Elsmann, Chef der Bedburg-Hauer Wehr, dankbar für die Verstärkung aus Osteuropa.

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Und auch Oleksii, der in der Löschgruppe einfachheitshalber (und auf seinen Vorschlag hin) unter „Alex“ läuft, fühlt sich in der Truppe bestens aufgehoben. „Es macht mir Spaß und ich packe gern mit an“, sagt der sympathische 32-Jährige, der im August 2022 nach Deutschland gekommen ist. „Da war mein Sohn Maksim gerade sechs Wochen alt“, sah Oleksii für sich und seine Familie keine Zukunft in der Ukraine. Sein Vater ist an einem Schlaganfall verstorben. „Er hatte große Angst vor dem Krieg“, sagt Oleksii. In seiner Heimatstadt Odessa hat Oleksii in verschiedenen Jobs gearbeitet, meist in der Gastronomie.

Sinnvolle Beschäftigung gesucht

In der Gemeinschaftsunterkunft, in der die Maksymchuks zunächst aufgenommen wurden, wurde ihm schnell „langweilig“. Also suchte er sich eine sinnvolle Beschäftigung – und fand einen Hausmeister vor, der das Angebot des Ukrainers gern annahm. Über Stefan Braam kam auch der Kontakt zur Feuerwehr zu Stande. „Er hatte die Idee, es mit der Feuerwehr zu versuchen – Leute, die handwerklich begabt sind, können wir immer sehr gut gebrauchen“, erinnert sich Tobias Lamers an die Anfrage. Lamers ist nämlich nicht nur Mitarbeiter im für die Flüchtlinge zuständigen Ordnungsamt, sondern auch stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr in Bedburg-Hau. Im Rathaus fand er zum Glück die Unterstützung, die für das Unterfangen dringend benötigt wurde. „Eine Kollegin hat die Unterlagen für Oleksii übersetzt“, erklärt Lamers, denn vor dem Dienstantritt bei der Feuerwehr galt es auch für Oleksii, die Grundlehrgänge zu absolvieren und die Prüfungen zu bestehen.

„Ich spreche noch nicht so gut Deutsch“, entschuldigt sich Oleksii höflich, aber man versteht ihn sehr gut. Für ihn ist die Sprache der Schlüssel zur Integration. „Meine Frau hat noch alle Hände voll mit Maksim zu tun, aber wenn er in die Kita kommt, will sie auch Deutsch lernen“, sagt der Ukrainer. Tochter Kseniia (7) geht bereits in die Grundschule in Schneppenbaum. „Da erledigt sich das von selbst“, wünscht sich Oleksii für seine Frau, dass sie auch bald Anschluss findet.

Anschluss gefunden

Mittlerweile haben die Maksymchuks eine eigene Wohnung und Oleksii arbeitet als Schweißer. „Eine tolle Leistung“, zieht Daniel Arntz, Einheitsführer in Till-Moyland, den Hut vor Oleksiis Zielstrebigkeit. Denn der 32-Jährige büffelte zeitweise nicht nur für seine Grundausbildung, sondern auch für den Schweißerschein. Und allein für die Feuerwehr fielen rund 150 Lehrstunden an. Mittlerweile ist Oleksii vollwertiger Feuerwehrmann. Das wird er auch bleiben, denn in die Ukraine wird die Familie nicht zurückkehren. „Es gefällt mir hier sehr gut und ich habe neue Freunde gefunden“, sagt „Alex“.

“Es funktioniert nur mit Masse”

Die Freiwillige Feuerwehr in Bedburg-Hau zählt aktuell 180 aktive Kameraden. Hört sich komfortabel an, aber der Schein trügt. „Es funktioniert nur mit Masse“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Michael Hendricks. Schließlich gelte es zeitliche Fristen und „Man-Power“ vorzuhalten. Viele Kameraden arbeiten nicht vor Ort und es gebe auch Arbeitgeber, die ein Problem mit der Freistellung hätten. Erschwerend hinzu käme das Überangebot im Freizeit-Bereich. Und Ortsteile mit wenig Neubaugebieten hätten es noch schwerer. „Oleksii hat viel Eigeninitiative entwickelt und gezeigt, wie es mit der Integration funktionieren kann“, wären Hendricks, Lamers, Arntz und Elsmann froh, wenn das Engagement des Ukrainers Schule macht und sich weitere Mitstreiter fänden.

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