Impfungen gegen Corona in Seniorenheimen angelaufen

Die Zahl der Alten- und Pflegeheime in der Region, die "durchgeimpft" sind, steigt. Doch viele Einrichtungen warten noch auf einen ersten Termin.

KREIS KLEVE. Jens Spahn hat erneut in Aussicht gestellt, dass bis Sommer jedem Bürger in Deutschland eine Impfung gegen das Corona-Virus angeboten werden kann. Dabei lässt sich der Bundesgesundheitsminister auch nicht vom Impfstart beirren, der nicht nur von Politikern des Koalitionspartners SPD als schleppend bis chaotisch bezeichnet wird (mehr zum Thema Impfungen hier). Immerhin: Die Impfungen gegen Corona in Seniorenheimen sind angelaufen.

Impfungen Corona Millingen
Dr. Uwe Ryan impft Regina Knuf, die Vorsitzende des Bewohnerbeirates von St. Joseph Millingen.
Foto: pro homine

In Nordrhein-Westfalen werden, gemäß der Impfstrategie des Landes, zunächst die besonders gefährdeten Bewohner sowie die Beschäftigten in Senioren- und Pflegeheimen gegen das Coronavirus geimpft. Diese Aufgabe werde nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein bis Ende des Monats weitgehend geschafft sein: Ende der Woche werden laut KV bereits mehr als 100.000 Impfdosen in über 800 Einrichtungen verabreicht worden sein.

-Anzeige-

In den Startlöchern steht man längst in Haus Boeckelt in Gel­dern. Kurz vor Weihnachten hat Einrichtungsleiter Maik Wilmsen die Zahl der Impfwilligen im Haus an die KV übermittelt. „Wir waren sehr zeitig dran, da wir noch vor der Abfrage der KV bereits eine eigene Abfrage durchgeführt haben“, berichtet Wilmsen. Insofern könne er nicht ganz nachvollziehen, dass man noch immer auf einen konkreten Termin warten müsse. „Ich bin schon enttäuscht“, gibt er offen zu. Zumal drei weitere Gelderner Pflegeeinrichtungen inzwischen durchgeimpft sind.

Impfbereitschaft der Mitarbeiter gestiegen

Andererseits gebe es auch einen positiven Aspekt, der sich durch die lange Wartezeit ergeben habe: Sei die Impfbereitschaft unter den Pflege-Mitarbeitern zunächst zögerlich ausgefallen, „haben inzwischen einige Kollegen ihre Meinung geändert“, freut sich Wilmsen. Stand jetzt wollen sich 50 von 57 Mitarbeitern impfen lassen. Ganz nebenbei ist mittlerweile auch klar, dass alle Mitarbeiter geimpft werden können, nicht nur das Pflegepersonal – hier hatte es zunächst einige Irritationen geben.

Die Checkliste der KV für den Impftermin hat man in Haus Boe­ckelt jedenfalls abgearbeitet und auch einen Ablaufplan erstellt. Vier Ärzte werden dann in die Einrichtungen kommen – drei Ärzte impfen, einer übernimmt die Aufklärung. „Wir stehen parat“, versichert Wilmsen. „Ich würde mich freuen, wenn es bald losgehen würde.“ Er gehe fast davon aus, dass zumindest noch im Januar der Termin für die erste Impfung angesetzt wird, sodass im Februar die zweite Impfung folgen kann.

Impfungen gegen Corona in St. Joseph sind gelaufen

Zu den Einrichtungen, in denen Impfungen bereits vorgenommen worden sind, zählen auch Häuser der Pro-homine-Senioreneinrichtungen, darunter das St. Joseph in Rees-Millingen. Hier hat Dr. Uwe Ryan vom Impfteam, der auch seine Hausarztpraxis in Millingen betreibt, insgesamt 112 Impfungen verabreicht. Der „Impftag“ sei laut der Heimleitung dank guter Vorbereitung reibungslos verlaufen; die Bewohner seien geduldig und „diszipliniert bei der Sache“ gewesen. Geimpft wurde ebenfalls in St. Lukas Wesel (128 Bewohner und Mitarbeiter), Willikensoord Emmerich (157) und Nikolaus-Stift Wesel (193). Damit wurden in einem ersten Schritt insgesamt 590 Personen geimpft. Teams der KV nahmen die Impfungen in den jeweiligen Häusern vor. Impftermine für die übrigen Häuser werden aktuell abgestimmt.

Infektionszahlen im St.-Martinus-Stift gesunken

Derweil wartet man im St.-Martinus-Stift in Elten noch auf einem Impftermin. Grund zum Aufatmen gibt es für Geschäftsführer Hans-Wilhelm Paeßens dennoch: Die Infektionszahlen im Caritas-Altenheim sind deutlich zurückgegangen. Demnach wurden zuletzt noch sieben Bewohner positiv auf SARS-CoV-2 getestet; drei befinden sich noch in stationärer Behandlung. Coronafälle unter den Mitarbeitern gibt es nicht mehr, auch keine weiteren Todesfälle.

Aufgrund dieser guten Nachricht „haben wir einen Wohnbereich wieder geöffnet“, sagt Paeßens. Wohnbereich 2 ist nun wieder offen. Dort dürfen die Bewohner ihre Zimmer verlassen, sich mit Masken auf den Fluren bewegen und aufhalten sowie Besucher empfangen. Paeßens ergänzt: „Alle Besucher müssen zuvor einen Schnelltest machen, bisher hatten wir kein positives Ergebnis.“

Wohnbereich 1 noch unter Quarantäne

Wohnbereich 1 hingegen steht weiterhin unter Quarantäne. Das heißt: Alle Bewohner – auch die nicht infizierten – müssen in ihren Zimmern bleiben. „Wir haben aber das große Glück, dass dieser Wohnbereich im Erdgeschoss liegt und die Bewohner zumindest durch die Fenster ihre Angehörigen sehen können“, sagt Paeßens. Auch Neuaufnahmen sind in der Eltener Einrichtung wieder möglich.

Ein Impftermin für das St.-Martinus-Stift steht immer noch nicht fest. Ungeduldig und unzufrieden sei jedoch in diesen Tagen niemand, betont Paeßens – weder Bewohner, Angehörige noch Mitarbeitende. „Unser vordergründiges Ziel war und ist es, die Infektionen im Haus zu stoppen. Das hat geklappt, darüber sind wir ungemein froh. Die Lage hat aber auch viel Zeit und Kraft gekostet. Jetzt können wir die paar Tage auch noch abwarten und aushalten.“ Die Impfbereitschaft unter den Bewohnern und Mitarbeitern ist laut Paeßens groß, „ich rechne mit mehr als 90 Prozent“. Wichtig: Das gesamte Personal wird geimpft – nicht nur die Mitarbeiter in der Pflege, sondern beispielsweise auch in der Verwaltung und in der Küche, da alle Kontakt zu den Bewohnern haben.

Vorheriger ArtikelTaxiunternehmer distanzieren sich von Mitfahrzentralen
Nächster ArtikelUngebremst