Von der Plastikflöte zum virtuosen Geigenspiel

Lea Brückner spielt am 26. Juni im Borkener Autokino für den Tierschutz

STRAELEN/KEVELAER. Mit 22 Jahren kann sich Violinistin Lea Brückner schon einige beeindruckende Referenzen auf den Lebenslauf schreiben: Unterricht bei bekannten Professoren und Solisten der Marke Erik Schumann, Boris Garlitsky und Bohuslav Matousek; Gewinnerin zahlreicher Preise; aufgetreten in allerhand Ländern mit verschiedenen Orchestern und Musikern wie Kathy Kelly; Geigerin bei verschiedenen Produktionen des ZDF. Sogar eine Dokumentation hat der WDR 2011 über sie gedreht. Am Freitag, 26. Juni, spielt sie gemeinsam mit dem Pianisten Roman Salyutov im „Drive and Live“-Autokino in Borken ein Konzert für den guten Zweck.

Lea Brückner bereitet sich mit ihrem Duo-Partner Roman Salyutov in der evangelischen Kirche in Straelen auf das Konzert vor.
NN-Foto: Theo Leie

Dabei hat Brückner ganz bescheiden angefangen, eigentlich wie so ziemlich jedes Kind: mit einer Flöte im Alter von sechs Jahren. Genauer: einer Plastikflöte für die Spülmaschine. Ihre Flötenlehrerin stieß dann mit einem Vorschlag an, dass Brückner ein weiteres Instrument ausprobierte. So kam die Geige in ihr Leben. „Mir war damals egal was, ich wollte einfach nur irgendein Instrument lernen“, erzählt die in Kevelaer aufgewachsene Brückner. Die Flöte blieb noch eine lange Zeit ihr Hauptinstrument, mit dem sie sogar Wettbewerbe gewann.

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Der entscheidende Moment

Mit neun Jahren bekam sie ein Stipendium in Essen und hörte Kinder, die „unfassbar toll Geige gespielt und nicht so rumgequietscht haben wie ich. Da habe ich mir in den Kopf gesetzt: So will ich auch Geige spielen können“, sagt Brückner.
Danach beförderte sie die Geige zu ihrem Hauptinstrument. Rund sechs Stunden tägliches Üben, was sie bis heute beibehält, erledigte den Rest. Auch wenn das Üben wegen des professionell perfektionistischen Anspruchs nicht immer Spaß macht, wie sie zugibt. Lange Zeit war es nur ein intensives Hobby, das Brückner als einzige Musikerin in der Familie gepflegt hat. Dass sie früh zu Meisterkursen, Professoren und Festivals kam, verdankt sie ihrer russischen Lehrerin, die sie mit ihrer Disziplin geprägt hat. Das setzt sich bis heute fort, auch in anderen Bereichen: Aktuell macht sie ihren Master of Music (Professional Performance) in Essen. Nebenbei studiert sie über ein Fernstudium den Master Kultur und Medienmanagement in Hamburg.

Brückner strebt danach, Berufsmusikerin zu werden, und eigentlich ist sie es auch schon. Nur nicht in Form eines festen Vertrags. Neben dem Studium ist sie als freiberufliche Musikerin und Solistin tätig. „Ich nutze die Zeit, um meine Projekte aufzubauen und mich als Musikerin weiterzubilden. Sodass ich dann mit Mitte 20 weiß: Auf diese Basis kann ich zurückgreifen und dann schauen, wohin der Weg geht. Auch in Kombination mit Kultur und Medienmanagement.“

Termine wurden vorerst abgesagt

Corona hat auch für Brückner einiges verändert. Viele Termine wurden vorerst abgesagt, was auch das vorläufige Ende für ihre Reisen nach Litauen und Boston bedeutete. „Aber ich hatte noch insoweit ein bisschen Glück, dass ich die Zeit für die Vorbereitung anderer Projekte nutzen konnte“, sagt Brückner. Darunter fielen etwa Konzerte für Seniorenheime und Wettbewerbe.
Sie vermutet, dass trotz der Lockerungen gerade der Nachwuchs noch länger etwas von der Krise zu spüren bekommt, da vor allem Künstler bei großen Agenturen eine höhere Priorität hätten wegen des größeren Publikums und der damit einhergehenden größeren Einnahmequelle für Kulturhäuser.

Brückner spielt zwar meist Klassik, durch Fernsehproduktionen wie die Helene Fischer Show begleitete sie aber auch verschiedene Popsänger. Des Weiteren gehört auch Jazz zu ihrem Erfahrungsschatz. „Ich bin offen für verschiedene Musik­richtungen. Für mich ist Klassik kein abgegrenzter Teil für sich. Für mich gehört jede Musik zur Unterhaltungsmusik. Würde man Beethoven heute sagen, seine Musik sei ernst, würde er wohl die Augen verdrehen“, meint Brückner.

Die Zusammenarbeit mit Sal­yutov nahm 2019 seinen Anfang, als sie mit seinem Orchester in Bergisch Gladbach als Solistin auftrat. „Roman ist ein sehr guter Musiker, weil er eben auch selbst dirigiert. Er hat einen Doktor in Musikwissenschaft, das heißt, er hat auch unglaublich viel Wissen über Musik. Deswegen kann ich auch persönlich noch viel von ihm lernen.“ Für gemeinsame Auftritte probt jeder hauptsächlich für sich selbst. Gemeinsame Proben gibt es eher wenige, da sie sehr zeitintensiv ausfallen.

Hupkonzert im Autokino

Bei einem Konzert im Autokino denkt Brückner vor allem an eine Besonderheit: „Den Applaus.“ In Borken hat sie bereits drei Konzerte als Konzertmeisterin gespielt und wurde, wie ihre Kollegen, vom hupenden Applaus der über 100 Autos überwältigt. „Wir haben uns alle ungläubig angeguckt, weil es ein Wahnsinnsgefühl ist, wenn man auf der Open-Air-Bühne steht, während etwa 130 Autos ein richtiges Hupkonzert geben. Das ist einfach beeindruckend. Das werde ich jetzt wohl immer mit Autokino-Konzerten verknüpfen“, erzählt sie mit einem Lachen.

Für das Konzert in Borken wählten die beiden Künstler einige der bekanntesten und virtuosesten Stücke der Klassik. Von jener gehen sie auch über in andere Stile, wie den Jazz und Blues eines Gershwin und Ravel. „Dann gehen wir auch in den Norden zu Edvard Grieg. Dort sind Stellen, da sieht man diesen Winter, wo keine Sonne aufgeht“, erklärt Brückner. Ihr Ziel, nicht nur für das kommende Konzert: „Ich möchte, dass die Menschen nach Hause gehen und etwas von dem Abend mitnehmen, dass ich sie mitnehme auf eine Reise mit meiner Musik.“

Sozial engagiert

Mit ihren Projekten engagiert sich Brückner fast immer für soziale Zwecke, egal ob gegen Kinderarmut, für Flüchtlinge oder Frühchen. Eine Sache möchte sie in der Zukunft gerne einmal erreichen: „Irgendwann ein riesengroßes Festivalkonzert zu spielen, mit mehreren tausend Zuschauern und mit dem Erlös tatsächlich etwas zu verändern.“
Der Erlös des kommenden Konzerts geht in Zusammenarbeit mit Ralf Seeger (bekannt aus der Vox-Sendung „Harte Hunde“) an den Tierschutz. Versorgt werden sollen verschiedene Gnadenhöfe. Schon mit 15 Jahren spielte Brückner für Seegers Zweck, der Kontakt blieb. Seeger wird auch am Konzertabend mehr über seine Arbeit erzählen.
Das Konzert findet im „Drive and Live“-Autokino in Borken statt, Parkstraße 9.
Karten gibt es nur im Vorverkauf ab 59 Euro für zwei Personen unter www.musiklandschaft-westfalen.de/produkt/charity-cinema-concert-26-06-2020-19-uhr/. Beginn ist um 19 Uhr, Einlass um 18 Uhr. Wer auch darüber hinaus für die Gnadenhöfe spenden möchte, kann sich per Mail an kontakt@lea-brueckner.de wenden, um Näheres mit der Musikerin zu besprechen.

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