Transparenz ist uns wichtig

Ein Virus – so viel steht fest – macht vor nichts halt, auch nicht vor Knastmauern. Kürzlich wurde bekannt, dass mehrere Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kleve sich mit dem Corona-Virus infiziert haben.

Epidemie unter verschärften Bedingungen

Corona im Knast – auch das steht fest – ist Epidemie unter verschärften Bedingungen. Eigentlich kann man auch beim Klever Knast von einer Pandemie sprechen. In der Regel befinden sich (Untersuchungs-)Gefangene aus mehr als 30 Nationen an der Krohnestraße.
Der Pressesprecher der JVA Kleve, Jörg Neyenhuys: „Drei unserer Bediensteten haben sich mit dem Virus infiziert.“ Wie und wo die Infektion erfolgte, sei nicht nachvollziehbar. „Wichtig ist, dass es sich um drei Mitarbeiter handelt, die nicht im direkten Kontakt zu Gefangenen standen. Sie waren in anderen Abteilungen eingesetzt.“ Wo waren die drei Bediensteten eingesetzt? Neyenhuys: „Das möchten wir nicht sagen.“

-Anzeige-

Doppelt testen

Insgesamt sieben weitere Bedienstete hatten Kontakt zu den Infizierten und gehören (gemäß den Definitionen des Robert-Koch-Institutes) in die Kategorie eins (hohes Expositionsrisiko), zehn weitere Bedienstete in die Kategorie zwei (mittleres Expositionsrisiko).
Udo Gansweidt, Leiter der JVA Kleve: „Zurück in den Dienst lassen wir Mitarbeiter erst, wenn sie zwei Mal negativ getestet wurden. Wir gehen so offen wie möglich mit dieser Situation um.“ Man habe, so Gansweidt und Neyenhuys, die Gefangenen schriftlich (in Deutsch und Englisch) über die Situation informiert. Gansweidt: „Wir haben zudem einen Quarantänebereich für Gefangene (derzeit sind 188 Männer in Kleve inhaftiert) eingerichtet. Es gebe bei den Gefangenen insgesamt drei Verdachtsfälle. „Auch die Gefangenen werden erst dann wieder in den normalen Bereich zurück gelassen, wenn sie zwei Mal negativ getestet worden sind.“

Telefon statt Realbesuch – demnächst Skype-Besuche

Landesweit gilt derzeit in allen JVAen ein Besuchsverbot. Das macht die Situation für die Gefangenen schwieriger als sie ohnehin schon ist. Die „Lösung“: Es wird momentan viel telefoniert. „Dazu versuchen wir derzeit, Skype einzurichten, so dass wir zumindest auch einen optischen Kontakt zwischen unseren Gefangenen und deren Angehörigen herstellen können“, erklärt Neyenhuys, und Udo Gansweidt fügt hinzu: „Wenn Sie so etwas in einer JVA einrichten wollen, ist das natürlich an Bedingungen geknüpft, die erst einmal erfüllt sein müssen.“ Merke: Behörde ist nicht privat. Man versuche, Anfang der übernächsten Woche mit den Skype-Besuchen beginnen zu können. Im Besuchsbereich sollen dann drei Rechner installiert werden.

Noch läuft der Drei-Schichten-Betrieb

Bis zum Bekanntwerden der Infektionen haben auch noch Freizeitangebote mit sogenannten Externen stattgefunden. „Einige sind auch jetzt noch dabei, aber wir haben auch Externe, die zur Risikogruppe gehören und momentan zuhause bleiben“, erkärt Neyenhuys und fügt hinzu: „Momentan bieten wir auch weiterhin Sport an.“
Natürlich habe man, so JVA-Leiter Udo Gansweidt, auch einen hauseigenen Pandemieplan entwickelt. „Derzeit können wir unseren normalen Drei-Schichten-Betrieb aufrechterhalten.“ Im Fall der Fälle – also bei Personalknappheit infolge von Infektionen und damit verbundenen Quarantänen auf Seiten der Bediensteten – müsse man auf ein Zwei-Schichten-System umstellen. „Das wäre für alle hier der Super-Gau“, so Gansweidt im Gespräch mit den NN.

Schutzmasken für alle

Jörg Neyenhuys: „Mittlerweile haben wir sowohl für die Bediensteten als auch für die Gefangenen OP-Masken.“ Udo Gansweidt: „Auch das ist uns wichtig. Stellen Sie sich vor, die Bediensteten hätten Schutzmasken und die Gefangenen nicht – da hätten wir dann eine Zweiklassengesellschaft. Das kann und darf es nicht sein.“
Übrigens: Während im Land momentan Gottesdienste bestenfalls über (soziale) Medien gestreamt werden, finden in der Kapelle der JVA Kleve weiterhin (und natürlich unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln) Gottesdienste statt. Udo Gansweidt: „Das ist wichtig für die Jungs.“

Die JVA Kleve im Netz

Vorheriger Artikel447 bestätigte Corona-Infektionen im Kreis Kleve
Nächster ArtikelVHS in Kleve bleibt weiterhin geschlossen