Schotterwüste statt Blütentraum

Sabine Holtfester sorgt sich um Insekten und Tiere / Geldernerin wünscht sich mehr Grün in Vorgärten

GELDERN. Bei Sabine Holtfester im Garten summt, quakt und zwitschert es. In ihrem Garten sind nämlich Bienen, Frösche und Vögel Zuhause. Dass es an vielen Orten zurzeit allerdings nur noch Steine und Schotter zu sehen gibt, weiß die Geldernerin durch ihre regelmäßigen Fahrradtouren.

Sabine Holtfester in ihrer eigenen grünen Oase. NN-Foto: Dickel

Wenn die 57-Jährige morgens im Bett liegt, ist das Erste, was sie hört, Vogelgezwitscher: „Es ist doch toll, so geweckt zu werden”, erklärt die Geldernerin. Dass es viele allerdings anders sehen, ist Holtfester in letzter Zeit immer öfter aufgefallen: „Egal wo ich entlang fahre – in Xanten, Straelen oder Geldern – überall sehe ich immer mehr Bleiwüsten als Gärten”, so Holtfester. Mittlerweile ist für die 57-Jährige ein Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr länger still bleiben könne: „Ich bin einfach richtig wütend”, erklärt Holtfester: „Alle Tieren gehen nach und nach kaputt”, resümiert die Geldernerin.

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„Es deprimiert mich echt, wenn ich durch die Siedlungen fahre und nur noch Schotter und Steine sehen.”

Dabei müsse man noch nicht mal viel tun, um etwas für die Natur und die Tiere zu machen: „Es muss ja auch nicht jeder so einen wilden Garten haben”, erklärt Holtfester, „es reicht ja schon, wenn jeder eine Kleinigkeit macht – einen Strauch oder ein paar Blumen pflanzt.” Neben der Möglichkeit zahlreichen Tieren so ein Zuhause zu geben, ist es auch der Anblick, der Schotterwüsten, der die Geldernerin sehr beschäftigt: „Es deprimiert mich echt, wenn ich durch die Siedlungen fahre und nur noch Schotter und Steine sehen. Wo soll das denn in Zukunft noch hinführen?”, fragt sich die 57-Jährige. Vor allem besorgt sie die Aussicht für die nächsten Generationen: „Für die jüngeren Leute wird dieser Anblick ja zur Normalität, weil sie es nicht anders kennen”, so Holtfester.

Erfreut war die Geldernerin über eine Aktion der Stadt, die unter dem Motto „Geldern blüht auf!” stand: „Man konnte sich kostenlos Blumenmischungen abholen und diese Zuhause säen”, so Holtfester.

Ein gefüllter Tisch für Insekten

Gaby Vohwinkel-Levels, Umweltbeauftragte der Stadt Geldern, erklärt die Intention hinter dieser Aktion: „Auch im Stadtgebiet Geldern trifft man immer häufiger Vorgärten an, in denen viel Schotter und Steine zu finden sind. Dies ist sehr schade, da gerade die Vorgärten eine wichtige Bedeutung für unsere Stadt haben: Attraktiv bepflanzt und gestaltet verschönern sie eine Straße, beugen durch ihre Versickerungsfläche bei Starkregen einer Überflutung vor und leisten einen Beitrag zu einem ausgeglichenen Stadtklima. Und, bei einer Bepflanzung mit ungefüllt blühenden Blumen bereiten sie vielen Insekten einen reich gefüllten Tisch”, so die Umweltbeauftragte. Zudem weist Vohwinkel-Levels daraufhin, dass auch eine Schotterfläche nicht vor Arbeit schützt: „Auch die Schotterfläche bleibt nicht so, wie sie direkt nach der Anlage erscheint. Auch über den Wind und durch Vögel werden Samen über die Luft wieder in die Fläche eingebracht.”

Vor allem sieht die Umweltbeauftragte aber auch die Gefahren, die der Tierwelt drohen: „Unsere heimische Tierwelt ist auf die bei uns heimischen Pflanzen hinsichtlich Futter und Nistmöglichkeiten angewiesen. Ein Verarmen unserer Landschaft an diesen Pflanzen, aber auch an abwechslungsreichen Grünstrukturen in der Landschaft wie Gebüsche, artenreiche Wiesen, Teiche, Wälder ist direkt mit dem Rückgang der verschiedener Tierarten verknüpft.”

Xanten macht Begrünung zur Verpflichtung

Mit gutem Beispiel voran geht die Stadt Xanten für alle künftigen Bebauungen, wie Stadtplanerin Christina Kutschaty erläutert: „Wir haben bereits in den letzten beiden Bebauungsplänen Vorgaben gemacht, dass die Vorgärten zu begrünen und dauerhaft zu pflegen sind. Dabei wird erläutert, dass es sich um Rasen, Pflanzen oder Bäume handeln muss, die Auswahl trifft der Eigentümer selbst.”

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