An der Gustav-Adolf-Schule konnte bereits zum vierten Mal mithilfe des Landesprogramms „Kultur und Schule” ein Kunstprojekt mit dem Künstler Manfred Webel realisiert werden. 19 Schüler der Inklusionsklasse 5 haben im Rahmen einer Projektwoche eine „Bewegungsinsel”, bestehend aus Hockern und Bänken, geschaffen.

Die Beteiligten mit den Jungen und Mädchen der Inklusionsklasse NN-Fotos: Marjana Križnik
Die Beteiligten mit den Jungen und Mädchen der Inklusionsklasse
NN-Fotos: Marjana Križnik

Die jungen Handwerker haben sage und schreibe 500 Sägeschnitte gesetzt und 133 Meter Holzleisten verbaut: In echter Werkstatt-Atmosphäre haben die Jungen und Mädchen gezeichnet, entworfen, konstruiert, gesägt, gemessen, geschraubt, geleimt, zusammen gefügt und genäht. Die Planungsgruppe etwa – die Gruppen wechselten – hatte sich eingangs mit der Frage beschäftigt, wie groß etwa ein Sitzwürfel für ein Kind sein muss. Die Schüler ermittelten, dass ein Hocker 40 Zentimeter hoch sein muss. So viel beträgt nämlich in etwa die Länge von den Füssen bis zu den Knien bei einem zehnjährigen Kind. Dann kam die Sägegruppe ins Spiel: „Mit einem Winkelmesser haben wir auf einer Dachlatte eine Schnittspur markiert nachdem wir diese in einem Schraubenzwinger fest gemacht haben”, berichten die Schüler dieser Gruppe bei der Präsentation ihrer Ergebnisse. Katharina und Cedrik demonstrieren fachmännisch, wie die Monteurgruppe mit dem Akkuschrauber die Komponenten befestigt hatte. „Die Mädchen sind hervorragende Monteure”, freut sich Techniklehrerin Monika Figge. Überhaupt: Alle Schüler hätten viel Ausdauer, Kraft und Geduld bewiesen. „Ich bin mächtig stolz, dass die Schülerinnen und Schüler so viel Mobiliar geschaffen haben, das habe ich so noch nicht erlebt.” Üblicherweise hätten Schüler mit zehn Jahren noch keinen Technikuntericht.

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Nils (li.) und Tilo (re.) demonstrieren die einzelnen Arbeitsschritte, die die Sägegruppe zu absolvieren hatte
Nils (li.) und Tilo (re.) demonstrieren die einzelnen Arbeitsschritte, die die Sägegruppe zu absolvieren hatte

Gemütlich sollten die Möbel zum Sitzen, Liegen und Spielen natürlich auch werden. Und daher hat eine andere Schülergruppe Sitzpolster genäht. Ebenfalls eine enorme Leistung, denn: „Bis auf einen Schüler, hatten alle anderen Schüler noch nie eine Nähmaschine bdient”, erzählt Künstler Manfred Webel. „Die Polsterbezüge mit Hotelschluss sind perfekt zum Abziehen und Waschen”, freut sich Förderschullehrerin Andrea Bömmler Rat. Der Prototyp sei einfach zugenäht gewesen. „Aber da kam einer der Schüler auf die Idee, man müsse die Bezüge ja auch waschen können”, berichtet Andrea Bömmler. Um Farbe ins Spiel zu bringen, hat eine andere Gruppe die Möbel mit blauer Lasurfarbe angestrichen. Und die jungen Anstreicher lernten: Erst innen streichen und anschließend aussen. Dass schont die Ärmel. „Und nicht zuviel Farbe nehmen, denn sonst verläuft sie wie eine Nase beim Schnupfen”, berichtet ein Schüler von seine n Erfahrungen. „Und mit einem dünneren Pinsel kommt man besser an die Kanten”, hat Shirin beim Anstreichen gelernt.

Arbeiteten mit den Kindern: (v.li.) Manfred Webel, Stephanie Küttner und Jasmin Schöne
Arbeiteten mit den Kindern: (v.li.) Manfred Webel, Stephanie Küttner und Jasmin Schöne

Integrationshelferin Silke Nebelung freut sich, welche Potentiale und Talente durch die technischen Angebote bei den Kindern durch das Projekt zu Tage traten. Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf hätten sich unter anderem souverän im Umgang mit dem Akkuschrauber gezeigt. „Schüler mit Förderbedarf, die etwa schwer mit Konflikten umgehen können oder Probleme im Kontakt mit Mitschülern haben, hatten viel Spaß daran, körperlich aktiv zu sein”, umreißt Klassenlehrerin Stephanie Küttner ihre Beobachtungen. Manfred Webel ergänzt: „Wenn man weiter denkt: Diese Kinder werden vielleicht später so einen Beruf erlernen können. Wenn man den Kindern so viele differenzierte Angebote zeigt, dann sieht man, was sie können und was sie drauf haben.” Es seien auch in gewisser Weise Gewerke abgebildet gewesen, im Sinne von: Welches könnte mein Ausbildungsberuf sein?, so Webel. Und was hat „das Ganze” nun mit Kunst zu tun? Fachfrau und Mitarbeiterin des Gocher Museums, Kunsthistorikerin Jasmin Schöne, die das Projekt begleitet hat hierzu: „Vom Zwei- zum Dreidimensionalen, die Entwicklung von neuen Raumkörpern und Volumina im Raum hat viel mit Kunst zu tun.” Übrigens: Die Kinder dürfen ihre Skizzen, Modelle und Objekte im Museum Goch präsentieren.

 

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