Freuen sich über die gelungene Kooperation (vl): Hermann Emmers, Geschäftsführer Lebenshilfe gGmbH – Leben und Wohnen in Kleve und Domus gGmbH, Museumsdirektor Dr. Stephan Mann und Domus-Betriebsleiter Thomas Kriege. NN-Foto: CDS

GOCH. Mit der Ausstellung „Zeiten“, die Werke von Ulrich Erben zeigt, belegt nur einen Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Gocher Museums. „Da dachten wir uns, dass man im zweiten Raum doch ein Café einrichten könnte“, erzählt Direktor Dr. Stephan Mann. Ein Platz, an dem die Menschen nach oder während des Museumsbesuchs verweilen können. Mit dem „Grammophon-Café“ im Obergeschoss habe es das schon einmal gegeben.

Realisiert wird das Projekt Museums-Café gemeinsam mit der Domus gGmbH, einer Lebenshilfe-Tochter, die ihren Sitz im Gocher Industriegebiet hat. Genau da hat die Kooperation auch begonnen, als Dr. Mann und Steffen Fischer vom Vorstand der Kunststiftung Goch gemeinsam unterwegs waren und auf den Betrieb aufmerksam wurden. Man kam ins Gespräch und stellte schnell fest, „es passt“.

-Anzeige-

Nun verbreiten die Double Wood-Möbel der Serien „Norderney“, „Sylt“ und „Juist“ robusten, aber dennoch behaglichen Charme. Gefertigt sind die Möbel aus Fichten- oder Tannengerüstbohlen – den so genannten Steigerbrettern, die auf Baustellen im Einsatz waren. 43 Millimeter misst eine Bohle, die an der einen Seite gehobelt und an der anderen Seite in Handarbeit geschliffen ist. Da wird das Sesselrücken schon mal zur Kraftprobe! „Das Produkt ist ästhetisch und modern, aber nicht eigenmächtig“, unterstreicht Dr. Mann, „jede Form von Möblierung muss sich im Museum unterordnen, damit der Charakter erhalten bleibt.“ Das sei ganz ausgezeichnet gelungen, weil sich Domus sensibel mit dem Raum beschäftigt habe.

Ein Lob, das auch Hermann Emmers, Geschäftsführer der Lebenshilfe, freuen dürfte. Das gemeinnützige Unternehmen gibt Menschen mit Schwerbehinderung bei Domus – angeleitet von Fachhandwerkern – die Möglichkeit, fast unter Bedingungen des ersten Arbeitsmarktes tätig zu sein. Das heißt auch, dass die Bezahlung ortsüblich und der Tätigkeit angemessen ist. „Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Rehabilitation und für die Mitarbeiter sehr erfüllend“, betont Emmers. Das Gocher Museum sei deshalb eine hervorragende Präsentationsfläche.

Domus-Betriebsleiter Thomas Kriege war mit seinen Mitarbeitern schon in ganz NRW im Einsatz, zum Beispiel bei Trockenbau- oder Akustikarbeiten. Die Möbelproduktion – seit 2015 im Programm – war zunächst eine kleine Herausforderung. „Die Arbeitsabläufe müssen ja so gestaltet sein, dass auch jemand, der kein gelernter Tischler ist, sie durchführen kann und dass jedes Teil gleich aussieht“, erklärt Kriege. Neben der Möbelproduktion soll demnächst auch noch Garten-Landschaftsbau ins Domus-Portfolio aufgenommen werden – kreativen Herausforderungen wird nicht aus dem Weg gegangen.

Im Café ist übrigens Selbstbedienung angesagt. Der Kaffeeautomat an der schicken Theke gibt auf Knopfdruck und für einen Euro verschiedenste Spezialtäten aus und im Kühlschrank warten auch kalte Getränke. Das Café soll zunächst einmal für die Dauer der Ulrich-Erben-Ausstellung (bis zum 5. März 2017) zu den normalen Öffnungszeiten des Museums bestehen bleiben. „Wir könnten uns vorstellen, dass hier auch Künstlergespräche oder Lesungen stattfinden“, so Dr. Mann.

Vorheriger ArtikelFür respektvollen Umgang im gegenseitigen Miteinander
Nächster ArtikelElfjährige Radfahrerin
bei Unfall schwer verletzt