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Mike Chukwuma mit nigerianischen Dorffrauen. Foto: privat
19. Juli 2025 · Sabrina Peters · Xanten

Xanten: Freundeskreis Nigeria sammelt Spenden, um Dorffrauen in Nigeria Mikrokredite zu gewähren

Die nigerianischen Frauen sollen Hilfe bei der Existenzgründung erhalten

XANTEN. Der Freundeskreis Nigeria der Eine-Welt-Gruppe Xanten (EWGX) hat schon viele Projekte (mit-)finanziert. Doch das Projekt „Revolvierende Mikrokredite für Dorffrauen in Nigeria“ ist schon etwas ganz Besonderes. Denn hier geht es darum, nigerianischen Frauen den Aufbau einer eigenständigen, wirtschaftlichen Existenz zu ermöglichen, zum Beispiel durch Hühnerfarmen, Marktstände oder Reisanbau. Schon in den Jahren 2003, 2007, 2009 und 2017 habe der Freundeskreis Nigeria damit sehr gute Erfahrungen gemacht. „Für die Dorffrauen ist das eine gute Möglichkeit, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Nahezu alle Dorffrauen in den zurückliegenden Jahren waren erfolgreich und konnten das Geld zurückzahlen – sodass es erneut an andere Frauen vergeben werden konnte. Das Fördergeld kommt dadurch immer wieder in den Kreislauf zurück und gibt anderen Frauen eine Anschubfinanzierung“, sagt Klaus Wolfertz vom Freundeskreis Nigeria, der das Projekt aktuell wieder neu aufleben lässt.

Im aktuellen Projekt sollen wieder rund 600 Frauen in 22 Dörfern Darlehen zwischen 50 und 80 Euro erhalten. Das Geld wird als rückzahlbares Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr vergeben; die Zinsen – meist fünf bis zehn Prozent – werden wiederum für gemeinnützige Dorfprojekte verwendet. „Die Dorfgemeinschaft entscheidet gemeinsam über deren Verwendung. Es muss aber etwas für die Allgemeinheit sein, zum Beispiel ist ein Kauf von Schulbänken oder Reparaturen, die immer wieder mal anstehen, möglich“, sagt Wolfertz. Zusätzlich würden die Informationsveranstaltungen zur Aufklärung über Gesundheits- und Hygienethemen, etwa zu HIV/AIDS und Genitalverstümmelung, dienen. Bislang seien so über 25.000 Frauen erreicht worden.

Das Mikrokreditprogramm basiert auf der Zusammenarbeit mit lokalen Selbsthilfegruppen, insbesondere der Christian Mothers Organisation (CMO). Diese Gruppen organisieren die Vergabe der Kredite eigenständig. Die Auswahl der Dörfer und Frauengruppen erfolgt durch den lokalen Partner Development Projects Coordination (DPC), der seit 2003 mit der EWGX zusammenarbeitet. „Mit Mike Chukwuma, dem Kopf des Ganzen, bin ich schon seit den 1980er Jahren befreundet“, berichtet Wolfertz. Der mittlerweile am Bodensee auf österreichischer Seite lebende Nigerianer kontaktiert Wolfertz beziehungsweise die EWGX immer wieder, um die Finanzierung neuer Projekte gemeinsam ermöglichen zu können. Durch die Zusammenarbeit und dank der Spendensammlung des Freundeskreis Nigeria konnte 2023 etwa eine Photovoltaikanlage auf einer Schule in Nigeria angeschafft und installiert werden. Diese Anlage stellt seither nicht nur die Stromversorgung der Schule sicher, sondern ermöglicht auch die Bereitstellung von sauberem Wasser.

Die „Revolvierenden Mikrokredite für Dorffrauen in Nigeria“ sei nun aber auch wieder ein wichtiges Projekt, wie Wolfertz betont. Denn die Dorffrauen würden in den ländlichen Regionen Nigerias die Hauptverantwortung für ihre Familien tragen, da viele Männer abgewandert seien. Ohne eigenes Einkommen könnten die Familien oft nicht ausreichend versorgt werden, und Kinder könnten nicht zur Schule gehen. Neben der wirtschaftlichen Stärkung der Frauen trage das Projekt daher wesentlich zur Verbesserung der gesamten Lebensbedingungen in den Dörfern bei. Durch die zusätzlichen Einkünfte könnten die Frauen nicht nur Nahrungsmittel, Medikamente und Kleidung für ihre Familien kaufen, sondern auch Schulgeld und Schulmaterialien für ihre Kinder bezahlen, wodurch langfristig Analphabetismus verringert würden. Die Verwendung der Zinserträge für gemeinschaftliche Infrastrukturprojekte wie die Reparatur von Schulgebäuden, Brücken oder die Anschaffung von Schulmöbeln stärke zusätzlich den sozialen Zusammenhalt und verbessere die öffentliche Versorgung. In einigen Dörfern würden mit den Einnahmen sogar Gebrauchsgegenstände wie Geschirr angeschafft, das dann gegen Gebühr verliehen werde, um weitere Einnahmen für die Gemeinschaft zu generieren.

Das Kreditsystem selbst sei so angelegt, dass die Mittel nach Rückzahlung erneut als Darlehen an andere Frauen vergeben werden könnten. „Auf diese Weise entsteht ein nachhaltiger Kreislauf, der auch in Zukunft immer mehr Frauen erreichen und unterstützen kann“, betont Wolfertz.

Die Gesamtprojektkosten betragen 36.000 Euro, davon sollen 27.000 Euro – also drei Viertel – über die Schmitz-Stiftung (mit Bundesmitteln) gefördert werden. Der Eigenanteil der EWGX liegt bei 9.000 Euro. „Durch den hohen Förderanteil kann jede Spende aus Xanten vervielfacht werden: Aus 50 gespendeten Euro werden so 200 Euro“, sagt Wolfertz, der hofft, dass das Spendenziel schnell erreicht wird und das Geld noch im Herbst dieses Jahres bei den Dorffrauen in Nigeria ankommen kann. Etwa zwei Drittel der 9.000 Euro hat die Eine-Welt-Gruppe Xanten sogar bereits durch vorherige Spenden, die den Verein immer wieder erreichen, zusammen. Nun hofft sie auf weitere Unterstützung. Weitere Infos gibt Klaus Wolfertz per E-Mail an klaus.wolfertz@web.de. Sabrina Peters

Mike Chukwuma mit nigerianischen Dorffrauen. Foto: privat

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