
Tagesmütter fordern mehr Gerechtigkeit
Die Interessengemeinschaft der Kindertagespflegepersonen macht mobil
KLEVE. „Die Kindertagespflege verdient eine angemessene Bezahlung und die gleiche Wertschätzung wie andere Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Wir wollen, dass die Kindertagespflege weiter existieren kann und dafür kämpfen wir.“ Sagt Tagesmutter Maria Böckmann und spricht für 24 weitere Tagesmütter, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Bereits im November 2024 hatte man sich mit einem offenen Brief an die Politik und an den Jugendhilfeausschuss gewandt. Getan hat sich aber (zu) wenig.
„Der massive Ausbau von Kindergärten und U3-Plätzen in unserer Stadt führt zu einer Verunsicherung bei Eltern hinsichtlich der Wahl der Betreuungsform. Die Kindertagespflege, die bisher ein beliebter Betreuungspfeiler war, droht dabei in den Hintergrund zu geraten“, bedauern die Tagesmütter und sehen die Politik gefordert, denn „Eltern entscheiden sich zunehmend für die institutionelle Betreuung, da diese als vermeintlich sicherere und umfassendere Option angepriesen wird“. Was Böckmann und ihren Kolleginnen ebenfalls widerfahren ist: „Eltern wurden von den Kitas informiert, dass sie kurzfristig doch einen Platz haben könnten, man sich aber sofort entscheiden müsste und auch nicht sicher sei, ob der Platz im nächsten Jahr noch frei wäre.“ So seien einige Kinder aus der Kindertagespflegestelle abgemeldet worden, aus Sorge der Eltern, im kommenden Jahr keinen Platz in der Wunschkita zu bekommen. „Die Tagesmütter konnten zum Teil ihre Plätze nicht mehr nachbelegen und hatten anderen Familien bereits abgesagt. Auch unsere Belegpläne stehen spätestens im Frühjahr fest“, sagt Böckmann und fragt: „Wo ist da die Wahlfreiheit der Eltern?“
Nach Erhalt des ersten offenen Briefes wurde im Jugendhilfeausschuss der Stadt Kleve eine Lohnerhöhung von zehn Prozent für Kindertagespflegepersonen vorgenommen. Böckmann: „Das hört sich sehr viel an, doch dieser Schritt war längst überfällig, denn viele Jahre davor ist überhaupt nichts passiert.“ Anders als in zahlreichen anderen Kommunen werde die mittelbare Betreuungszeit (etwa für Elterngespräche oder Dokumentation) bis heute nicht gesondert vergütet. „Vereinfacht gesagt sprechen wir von einer Stunde pro Kind pro Woche, die gesetzlich vorgeschrieben ist und von der Stadt Kleve nicht bezahlt wird.“ Weitere Kritikpunkte sind das Fehlen eines sicheren Vertretungsmodells und die aus Sicht der Tagesmütter „undurchsichtige“ Regelung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. So stehe in den Richtlinien der Stadt Kleve, dass „bei nachgewiesener ununterbrochener Erkrankung der Kindertagespflegeperson“ die laufende Geldleistung für bis zu sechs Wochen weitergezahlt werden könne. „Die Stadt Kleve führt aber weder auf welche Krankheiten da gemeint sind, noch, wie lange die Unterbrechung sein muss, um eine Fortzahlung beziehen zu können“, bemängelt die Interessengemeinschaft und berichtet von einem Fall, bei dem die Fortzahlung der laufenden Geldleistung bei einer Kindertagespflegeperson abgelehnt wurde, obwohl eine nachgewiesene zehntägige Erkrankung vorlag. In einem anderen Fall wurde die Lohnfortzahlung gewährt. Die Tagesmütter fordern hier eine klare Regelung und schlagen vor, sich den umliegenden Kommunen anzupassen: „Eine Kommune weiter darf man Mensch sein und krankheitsbedingt ausfallen und muss am Ende des Jahres keine Angst vor Rückzahlungen an die Stadt haben.“ „Wir haben wirklich viele Gespräche geführt“, versichert Böckmann und fügt hinzu: „Wir kommen einfach nicht weiter.“ Nun setze die Interessengemeinschaft auf die Öffentlichkeit und darauf, dass Politik und Verwaltung sich des Themas ernsthaft annehmen.
Hand in Hand setzen sich die Tagesmütter für „ihre“ Betreuungsform ein. Foto: IG/ privat
