
Rees: Luca Henssen ist ein Beispiel für „Goldstandard“
28-Jährige bei Pieper Landtechnik als HWK-„Azubi des Monats“ ausgezeichnet
MILLINGEN. Eines ist Andreas Ehlert sehr wichtig zu betonen: „Eine berufliche Ausbildung ist kein Plan B.“ Vielmehr müsse man sie als gleichwertigen Weg neben Hochschule und Studium betrachten, sagt der Präsident der Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf im Rahmen der Auszeichnung „Azubi des Monats“. Dieser kommt im September aus Rees, genauer aus Millingen. Hier lernt der angehende Landmaschinen-Mechatroniker Luca Fynn Henssen bei Heinz Pieper Landtechnik und hat seit seinem Ausbildungsbeginn vor zwei Jahren – neben Erfahrung und Wissen – vor allem eines gesammelt: viel Lob.
Dieses kommt von Kunden, seinen Chefs Heinz-Josef und Georg Pieper, von HWK-Präsident Ehlert und Kreishandwerksmeister Joachim Selzer sowie von Sebastian Hense. Er sei „stolz“ und freue sich, dass die Auszeichnung in die Rheinstadt gehe, sagt der Reeser Bürgermeister und richtet sich direkt an Luca Henssen: „Sie haben sich einen tollen Beruf ausgesucht.“ Zudem zeige sein Bespiel, „dass auch das Handwerk ein sehr guter Weg ins Berufsleben ist. Wichtig ist doch, dass man einen glücklichen Lebensweg findet.“
Mit 28 Jahren ist Luca Henssen nicht nur der Älteste in der Berufsschulklasse, er bringt auch viel Erfahrung mit. Nach der Schule und einem Bundesfreiwilligendienst ging er zur Bundeswehr, diente acht Jahre als Zeitsoldat, war einer der Soldaten, die auf dem „Marder“ als Richtschütze ausgebildet wurden, und war ebenfalls sechs Monate an der Auslandsmission in Afghanistan beteiligt. „Wir hatten mit unserem Bataillon eine der höchsten Einsatzzahlen dort“, erzählt Henssen, der für seine Leistungen zwei Einsatzmedaillen erhielt.
Obwohl er sich „mehr Interesse und Anerkennung aus der Bevölkerung“ für die kämpfende Truppe wünscht und das Konzept einer berufsbildbezogenen Wehrpflicht unterstützt, war für ihn auch frühzeitig klar, „dass ich nach acht Jahren den Absprung schaffen muss“. Nach seinem Abschied wurde der gebürtige Essener, der inzwischen in Mehrhoog wohnt, eher durch Zufall auf die Stellenausschreibung von Pieper aufmerksam. „Ich habe zunächst ein einmonatiges Praktikum gemacht, wusste aber sehr schnell, dass es passt“, erzählt er. Kein Wunder: Mit großem Gerät kannte er sich bereits aus, und auch das Schrauben an Maschinen bereitete dem „begeisterten Biker“ viel Freude.
All dies führte schnell dazu, dass er auch anspruchsvolle Aufgaben übernahm, allein zu Kunden rausfuhr und – obwohl noch Azubi – längst Gesellenarbeit erledigt. Für ihn steht fest: „Die Ausbildung zum Landmaschinen-Mechatroniker ist die umfangreichste technische Ausbildung im Fahrzeugbereich. Jeden Tag gibt es etwas Neues, man arbeitet an immer anderen Fahrzeugen, steht jeden Tag vor neuen Herausforderungen.“ Sein Fazit – und seine Überzeugung: „Auch nach 50 Jahren wird man immer noch Neues erleben.“
So viel Begeisterung für einen Beruf ist auch für einen Ausbildungsbetrieb ein Glücksfall. Und im Fall von Pieper kein Einzelfall. 57 Auszubildende haben hier in den vergangenen 30 Jahren den Weg ins Berufsleben gefunden – „nicht ein einziger hat abgebrochen, alle haben ihre Prüfungen bestanden“, sagte HWK-Präsident Ehlert: „Das ist Goldstandard.“
Geschäftsführer Heinz-Josef Pieper betonte im Rahmen der Auszeichnung an seinen Auszubildenden, dass sich der Familienbetrieb „sehr wohl fühlt“ am Standort in Rees-Millingen: „Wir haben die Weiterentwicklung mit der ganzen Familie stetig vorangetrieben.“ So hat sich Pieper einen großen Kundenstamm in einem Umkreis von 80 Kilometern erarbeitet, auch auf niederländischer Seite, und eben einen tadellosen Ruf als Ausbildungsbetrieb. „Sie können stolz darauf sein, wen Sie hier ausbilden“, sagte Sebastian Hense, an Familie Pieper gerichtet. Als Bürgermeister sei er zudem froh, „dass Sie hier sind und eine Perspektive in Rees sehen, hier investieren und weitermachen“.
Perspektive war auch ein Stichwort, das Kreishandwerksmeister Joachim Selzer in seiner Laudatio – neben den Glückwünschen an Luca Henssen und seine Ausbilder – aufgriff: So bewege sich die Zahl der neu zustande gekommenen Ausbildungsverhältnisse im Handwerk auf Vorjahresniveau. „Und das ist angesichts kleiner werdender Schulentlasszahlen ein Erfolg“, betont Selzer, und zeige das „Bild von einem leistungsstarken Handwerk“.
Ein ausgezeichneter Auszubildender: Luca Henssen (vorne) bei der Übergabe der Urkunde als „Azubi des Monats“ im September. NN-Foto: Michael Bühs
