Klares „Nein“ zum Nationalpark
Am Donnerstag, 26. September, stimmt der Klever Kreistag erneut über den „Nationalpark Reichswald“ ab
Der Klever Kreistag hatte erst im April dieses Jahres mit 33 zu 26 Stimmen gegen einen Nationalpark gestimmt. CDU und FDP sprachen sich dabei dagegen aus, SPD, Grüne und Freie Wähler dafür. Die Initiative „Internationalpark Reichswald“ sammelte daraufhin mehr als 15.500 gültige Unterschriften für ein Bürgerbegehren, weshalb der Kreistag am kommenden Donnerstag im Kreishaus an der Nassauerallee in Kleve erneut über den Nationalpark Reichswald abstimmen wird. Sollten die Mehrheiten so bleiben, wonach es aussieht, werden alle wahlberechtigten Bürger des Kreises Kleve zu einem Bürgerentscheid mittels Briefwahl aufgerufen. Die Briefwahlunterlagen würden dann im November verschickt werden. Im Dezember soll das Ergebnis feststehen.
Der Verein „Unser Reichswald“, der sich erst Ende August gegründet hat, appelliert deshalb schon jetzt an alle Bürger des ganzen Kreises Kleve sich umfassend zu informieren. Max von Elverfeldt, der neben Peter Driessen und Annette Hans zum Vorstand von „Unser Reichswald“ gehört, sagt ganz klar „Nein“ zum Nationalpark Reichswald. „Wenn wir uns den Paragraphen 24 des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege in Bezug auf Nationalparks ansehen, heißt es darin, dass der Wald ,großräumig, weitgehend unzerschnitten und von besonderer Eigenart‘ sein muss. Wenn ich mir hier die Bundesstraße angucke, kann von unzerschnitten schonmal keine Rede sein“, betonte von Elverfeldt. Hinzu komme, dass der Reichswald zu 85 Prozent ein reiner Wirtschaftswald sei. „20.000 Kubikmeter – in der Fortwirtschaft heißt es Festmeter – Holz wird im Reichswald jährlich gewonnen. Dabei sprechen wir von Bauholz, Nutzholz und Brennholz. Das würde bei einem Nationalpark zum Stoppen kommen, was bedeuten würde, dass wir wieder mehr Holz importieren müssten, weil wir brauchen ja Holz. Wir würden das Gewinnen von Holz also nur in andere Länder schieben“, sagte von Elverfeldt.
Wilhelm Hellmanns, der als Vorsitzender der Kreisbauernschaft Geldern in Vertretung für die Kreisbauernschaft Kleve sprach, gab außerdem zu Bedenken, dass die Fläche des Reichswaldes viel zu klein sei. „Wir haben hier 5.300 Hektar eigene Fläche. Ein Nationalpark braucht aber eine Mindestfläche von 9.500 bis 10.000 Quadratmetern“, sagte Hellmanns. Er befürchtete zudem, dass deshalb weitere Flächen um den Reichswald herum für den angestrebten Nationalpark gewonnen werden müssten. „Dabei brauchen wir Flächen, um Landwirtschaft zu betreiben und unsere Bürger bis ins Ruhrgebiet zu versorgen“, sagte Hellmanns. Er habe jedoch das Vertrauen in die Politik verloren, sodass er sich ganz klar gegen einen Nationalpark Reichswald aussprechen müsse.
Volker Pleines aus Pfalzdorf, der die Gärtner im Kreis Kleve vertrat, berichtete davon, dass er in seinem Betrieb schon häufiger auf die Pläne angesprochen sei und dabei den Eindruck gewonnen habe, dass die Bevölkerung nicht wissen würde, was ein Nationalpark Reichswald bedeuten würde. „Viele haben keine Ahnung von dem, was dann passieren wird. Es wird dann ein Zaun drumherum angebracht und etwa die Reitwege werden dann eingeschränkt“, betonte Pleines.
Hinter dem Ehrenfriedhof in Reichswalde würde man zudem sehen, was mit einer Fläche passiere, die nicht landwirtschaftlich bewirtschaftet werde, merkte Peter Driessen an: „Dort liegt eine Naturwaldzelle, wo der Boden total tot ist. Da wächst nichts mehr. Das will ich unseren Kindern nicht hinterlassen.“ Ebenso liege ihm die Trinkwasserversorgung in der Region (die Stadtwerke Kleve und Goch beziehen ihr Trinkwasser aus dem Reichswald; Anm. d. Red.) am Herzen. Diese müsse bereits jetzt ausgebaut werden. Was ein Nationalpark Reichswald in dieser Hinsicht bedeuten würde, sei unklar.
Einen Tourismusmagneten sieht Max von Elverfeldt – anders als viele Befürworter – in einem Nationalpark Reichswald nicht. Stattdessen könnte es ein teures Unterfangen werden. Schließlich brauche ein Nationalpark auch eigene Ranger. „Der Nationalpark in Erfurt kostet plus/minus zehn Millionen Euro pro Jahr. Ich bezweifle, dass die allein durch den Tourismus wieder reinkommen“, meinte von Elverfeldt. Stattdessen könnte der Nationalpark Reichswald über die Kreis-Umlage am Ende sogar alle 16 Kommunen des Kreises Kleve belasten.
Auch die Gegner des Nationalparkes Reichswald wollen am Ende jedoch nur das Beste für Mensch und Umwelt. „Naturschutz Ja, aber mit Augenmaß“, forderte etwa Schäfer Martin Tiemann abschließend.
Sabrina PetersDie verschiedenen landwirtschatlichen Zusammenschlüsse brachten ihre Argumentationen gegen den Nationalpark Reichswald hervor. NN-Foto: SP
Sabrina Peters ist Redakteurin bei den Niederrhein Nachrichten und betreut die Orte Xanten, Rheinberg, Alpen, Sonsbeck und Kalkar.