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Die Benefietser 2025: Jürgen Driever, Uli Fischer, Herbert Hirsch, Harald Just, Ulrich Koch, Joachim Lehmann, Harald Michels, Gaby Micke, Inken Pape und Yvonne Weissberg.Foto: privat
14. Oktober 2025 Von NN-Online · Niederrhein

Initiativen stärken und Engagement würdigen

Benefietser radelten nach Berlin für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz

NIEUKERK. Bei überwiegend sonnigem Wetter, aber zum Teil heftigem Gegenwind, radelten drei Benefietserinnen und sieben Benefietser von Nieukerk bis Berlin. Sie besuchten dabei Projekte in Nieukerk, Dortmund, Gütersloh, Bielefeld, Hannover, Magdeburg, Jessen und Potsdam und diskutierten an-schließend im Bundestag in Berlin mit Mareike Hermeier von der Partei Die Linke über die Erfahrungen, die sie in und mit den ganz unterschiedli-chen Projekten gemacht haben.

Es ging dabei darum, eine für politische, soziale und ökologische Projekte aufgeschlossene Abgeordnete für die Probleme, Bedürfnisse und Wünsche von Menschen zu sensibilisieren, die sich außerhalb von Parlamenten für Mensch und Natur in Deutschland engagieren. Bei einem ausführlichen Rundgang durch das Reichstagsgebäude mit dem ehemaligen Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, gewannen die Benefietser einen profunden Einblick in Ge-schichte und Gegenwart des politischen Betriebs.

Start im Willkommens-Café

Die Tour begann in Kerken-Nieukerk, wo die Radler das Willkommens-Café für Geflüchtete besuchten, in dem Ehrenamtliche seit 2017 Deutschkurse anbieten, Hilfe bei Behördengängen leisten und Freizeitaktivitäten organisieren. Mit einem Danke-Bild der Künstlerin Claudia Wiegleb und einem Scheck über 400 Euro bedankten sich die Benefietser für die herausragende Arbeit bei Irmi Bappert als Vertreterin der Initiative. Die Auftaktveranstaltung wurde bereichert durch das Danke-Lied des Liedertaxis Kerken und die guten Wünsche für die Radtour von Bürgermeister Dirk Möcking sowie der evangelischen Pfarrerin Karin Latour und dem katholischen Pfarrer Albert Lüken.

Die nächste Station war das Welthaus in Dortmund, ein Ort, an dem fast 30 zivilgesellschaftliche Gruppen versuchen, Dortmund aktiv mitzugestalten: demokratisch, rassismuskritisch, transparent, klimaneutral, nachhaltig und fair. Die Benefietser wurden vom Vorstandsmitglied Hannah Fischer warm empfangen, die auch das anschließende Gespräch mit Marco Bülow moderierte. Dieser war von 2002 bis 2021 Abgeordneter im Deutschen Bundestag, die meiste Zeit für die SPD. In den letzten Jahren engagiert er sich aber au-ßerparlamentarisch in diversen Vereinen und Initiativen mit dem Ziel, unsere Demokratie nachhaltig zu verbessern, und zwar durch Engagement aus der Zivilgesellschaft, das er – als bekannter Kritiker von Lobbyismus und Korruption in der etablierten Politik – für zentral hält.

Omas gegen Rechts

In Gütersloh trafen die Radler die Omas gegen Rechts, sicher ein Highlight der Tour. Im historischen Parkbad informierten zwölf Omas (auch ein Opa war dabei) auf mitreißende und lebendige Art über ihr lokales und regionales Engagement: Infostände, Aktionen sowie Demos, mit denen sie gegen ein Erstarken der AFD ankämpfen und versuchen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Die Power, die die Omas ausstrahlten, war ansteckend und motivierend“, resümieren die Benefietser.

Förderung über Sport

Beim Sportbund Bielefeld stellten Dirk Lemhoefer, Viktoria Praedicow, Matthias Sondermann und Ben Frommann den Benefietsern diverse spannende Projekte vor, die ein demokratisches Miteinander in der Stadt über den Sport fördern, wie zum Beispiel das Projekt Walkie Talkie #1 – Sport und Demokratie für Menschen aller Altersklassen oder das Projekt Jubico, das mehr Zivilcourage in den Alltag von Menschen bringen möchte. Auch die Demokratiewerkstatt Ostmannturmviertel und das Event Team leisten wertvolle Arbeit in der Stadt für Bewegung, Spiel und Sport und dem Ziel, Jugendliche und junge Erwachsene für die ehrenamtliche Arbeit zu begeistern.

Respekt Vereint!

Unter dem Motto „Respekt Vereint!“ haben sich in Hannover viele Vereine zusammengeschlossen, die sich gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung stark machen und Fairness und Respekt fördern möchten. Die Benefietser trafen sich mit vier Vertretern dieses Netzwerkes vor der Skatehalle Gleis D. Die Skatehalle begreifen die Aktivisten als Ort, an dem alle willkommen sind – unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, sozialer oder ökonomischer Stellung, Behinderung, sexueller Identität oder Orientierung. Ein solches solidarisches Miteinander zu fördern, ist ein großes Anliegen des Projektes. Eine Ehrenamtliche berichtete den Radlern von der Flüchtlingsinitiative Move2gether – Vielfalt bewegt Hannover, in der Geflüchtete an Sportmöglichkeiten in Hannover heran-geführt werden. Sie schilderte ihren permanenten Kampf mit diversen Ämtern, um Geflüchtete wirksam unterstützen zu können und beklagte die lähmende Bürokratie. Der Koordinator der Ganztagsbetreuung vom Turn-Klubb (sic!) Hannover (mit fast 9.000 Mitgliedern) beschrieb den Besuchern Projekte gegen Diskriminierung in mittlerweile 14 Grundschulen, die der Verein mit Erfolg durchführt.

Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt

Weiter ging es nach Magdeburg. Dort besuchten die Benefietser das Projekt SoliRADisch, eine Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt in einem alten Gewölbe der Stadtmauer. Die Werkstatträume sind voll mit Alträdern, gespendeten Fahrrädern und vielen Ersatzteilen. Seit 2017 macht das vierköpfige, überwiegend ehrenamtlich arbeitende Team die Räder wieder fahrtüchtig und gibt sie dann an geflüchtete und andere sozial benachteiligte Menschen weiter. Das Projekt verknüpft die Themen Klimaschutz, kostengünstige Mobilität und nachhaltigen Konsum auf eindrückliche Weise miteinander – und dies trotz immensen politischen Gegenwindes. Dem Treffen wohnten auch drei Omas gegen Rechts aus Magdeburg bei, die ähnlich schwungvoll wie die Omas in Gütersloh von ihrem Engagement erzählten und dabei auch betonten, wie wichtig diese „größte Frauenbewegung der Gegenwart“ ist, um gemeinsam Energie zu tanken gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft.

Nach einer schönen Radtour entlang der Elbe von Magdeburg nach Jessen empfing Imkermeister Thomas Radetzki von der Aurelia Stiftung die Benefietser auf seinem Grundstück. Er informierte über seine Tätigkeit als Bienen- und Umweltschützer. Bienen faszinieren ihn seit Jahrzehnten: ihre Kommunikation, Kooperation und Ausrichtung auf ein gemeinsames Gelingen, die auch als Vorbild für die menschliche Gesellschaft gelten könnten.

Toleranz und Weltoffenheit

Von Jessen ging es nach Potsdam, wo die Benefietser Prof. Heinz Kleger empfangen durften. Der gebürtige Zürcher Philosophie-Professor erzählte begeistert und begeisternd vom Neuen Potsdamer Toleranzedikt, dessen Vorstand er angehört. Potsdam bemüht sich seit 2008, eine „Stadt der Toleranz und Weltoffenheit“ zu werden und beteiligte seine Bürgerschaft im Rahmen der Stadtgespräche zu Toleranz aktiv an der Ausarbeitung des neuen Ediktes. In der Präambel heißt es: „Potsdam erfindet sich neu. Die vielfältige Stadtgesellschaft ist wieder erwacht. Sie braucht die Toleranz wie die Luft zu atmen.“ Die Benefietser waren von diesem Engagement sehr angetan und diskutierten über die Initiierung eines solchen Toleranzediktes in ihren Heimatorten.

Danach fuhren die Radler dann nach Berlin, wo sie abends die gelungene einwöchige Tour bei einem Abendessen im Kreuzberger Himmel ausklingen ließen.

Die Benefietser 2025: Jürgen Driever, Uli Fischer, Herbert Hirsch, Harald Just, Ulrich Koch, Joachim Lehmann, Harald Michels, Gaby Micke, Inken Pape und Yvonne Weissberg.Foto: privat

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