
Brücken bauen, fröhlich und freundlich sein
Jahresempfang Caritas im Kreis Kleve war ein Fest für den Frieden
Brücken bauen, fröhlich und freundlich sein – das war zuvor schon Thema auf der Bühne im Bürgerhaus der Stadt Rees. Dort hatte die Caritas im Kreis Kleve zum traditionellen Jahresempfang geladen. Motto des Nachmittages: Frieden beginnt bei mir. So lautet auch die aktuelle Jahreskampagne der Deutschen Caritas.
Dazu hatte die Caritas Kleve als gastgebender Verband fünf Friedensstifter eingeladen: Konflikttrainer Andreas Sandvoß aus Essen, Erzieherin Josefa Leukers-Thul aus Kalkar, Pfarrer Uchenna Aba aus Goch, Sozialpädagogin Claudia Burghart aus Rees und Zeitzeugin Olga Rempel aus Emmerich am Rhein. Sie alle schauten in den Spiegel, hielten kurz inne und sprachen mit Moderatorin Andrea Franken über Frieden. Am Ende des Abends waren sich wohl alle einig: Diesen fünf wundervollen Menschen hätte man noch viele weitere Stunden zuhören können.
Olga Rempel, Jahrgang 1932, berichtete beispielsweise über ihre Flucht von der Ukraine nach Sibirien im Jahr 1946. „Es war bitterkalt, minus 15 Grad und alle mussten draußen stehen – obwohl gleich nebenan ein großer, leerer Zug stand.“ Andreas Sandvoß, der als Konflikttrainer in ganz Deutschland, in Österreich und in der Schweiz unterwegs ist und sich selbst als Ressourcenjäger bezeichnet, gab den Gästen folgenden Tipp mit auf dem Weg: „Es gibt Menschen, die sich gut benehmen können und Menschen, die sich nicht gut benehmen können. Allen begegne ich jedoch mit einem freundlichen Gesicht.“
Nicht nur freundlich, sondern glücklich – das ist das Lebensmotto von Pfarrer Uchenna Aba. Als er vor 15 Jahren von Nigeria nach Deutschland kommen musste, war er keineswegs begeistert. „Was soll ich in Deutschland?“, fragte sich „Uche“, der auf der Bühne von seiner Kindheit als Straßenjunge berichtete. Am Niederrhein angekommen entschied er sich, glücklich zu sein. Und zwar Tag für Tag.
Dass jeder Tag ein neuer ist, das erlebt auch Claudia Burghart. Die Mitarbeiterin der Caritas Kleve ist seit Anfang des Jahres für die sozialpädagogische Flüchtlingsbetreuung in der Stadt Kalkar zuständig. Dort stiftet sie Frieden. „Wenn auch nur im ganz Kleinen, Schritt für Schritt“, sagte Claudia Burghart. Dabei warb sie bei den Bürgern für mehr Verständnis und Toleranz. „Die Geflüchteten haben alle ein großes Päckchen auf den Rücken. Sie kommen in ein Land, wo vieles strukturiert ist, wo es gefühlt 50 verschiedene Mülltonnen gibt.“
Nicht willkommen war oftmals auch Josefa Leukers-Thul. Als Erzieherin im Bereich der Ambulanten Erzieherischen Hilfen wird sie von den jeweiligen Jugendämtern in die Familien geschickt. „Dort wurde ich zur Begrüßung auch schon einmal bespuckt“, berichtete Josefa Leukers-Thul. Das hielt sie noch lange nicht ab. Im Gegenteil, ihre Aufgabe, Frieden in die Familien zu bringen, meisterte sie 50 Jahre lang mit Bravour: „Man muss geduldig sein, zuhören und an das Gute glauben.“
„Nicht streiten – und fertig!“ So fasste es auch Olga Rempel zusammen und erntete dafür langanhalten Applaus. Sehr zur Freude von den beiden Caritas-Vorständen Rainer Borsch und Karl Döring, die die Gäste an diesem Nachmittag begrüßten beziehungsweise verabschiedeten.