Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Weitere Informationen
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ließ sich die Übung ganz genau erklären. NN-Fotos (3): SP
29. April 2025 · Sabrina Peters · Niederrhein

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius macht sich in Kalkar ein Bild von der Cyberabwehr

Der Bundesverteidigungsminister schaute sich die Cyberabwehr-Übung „Locked Shields“ der NATO an

KALKAR. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) blickte bei seinem Besuch einer Messehalle im Wunderland Kalkar interessiert auf die Monitore und hörte gespannt zu, was im derzeitigen deutschen Übungs-Hauptquartier in Kalkar in Bezug auf Cyberabwehr und Cybersicherheit aktuell geübt wird. Es war das erste Mal, dass sich Pistorius die weltweit größte Cyberabwehr-Übung „Locked Shields“ live vor Ort anschaute, um sich ein Bild über die ressortübergreifende und internationale Zusammenarbeit sowie die aktuellen Verfahren in der Cyberabwehr zu verschaffen.

„Hybride Angriffe sind eine zunehmende und ernste Gefahr. Wir erleben sie in verschiedenen Bereichen inzwischen täglich. Wir werden als Bundeswehr, aber auch gesamtstaatlich herausgefordert. Wir beobachten Drohnensichtungen und Ausspähversuche. Wir sehen, dass in der Ostsee Datenkabel und Versorgungsleitungen beschädigt werden oder es Störungen durch GPS-Sender gibt. Diese Angriffe haben ein klares Ziel: Sie sind Teil einer hybriden Kriegsführung. Sie dienen dazu, unsere Gesellschaft zu verunsichern und zu schwächen und damit unsere Demokratie zu destabilisieren – und sie machen demzufolge auch vor dem Cyber- und Informationsraum nicht Halt“, sagte Pistorius in Kalkar, und ergänzte: „So wichtig wie die digitalisierte und vollvernetzte Welt für uns alle längst im Alltag geworden ist und je bedeutsamer sie wird, desto angreifbarer und verletzlicher sind wir gerade dort. Wir haben Attacken auf Bundesbehörden und kritische Infrastrukturen, auf zivile Unternehmen und auch auf die Bundeswehr. All dies nimmt täglich zu. Deshalb ist so eine Übung wie ,Locked Shields‘ von herausragender Bedeutung. Ein frühzeitiges Erkennen und ein frühzeitiges Vernetzen – auch international – hilft enorm dabei, sich besser und schneller gegen Bedrohung aufzustellen, aber auch gemeinsame Konzepte und Strukturen zu entwickeln, um solche Angriffe so früh wie möglich abzuwehren.“

„Locked Shields“ sei aktuell die weltweit größte, komplexeste und fortschrittlichste multinationale Übung der NATO in der Domäne Cybersicherheit, wie Oberstleutnant Torsten Stephan vom Presse- und Informationszentrum Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr erklärte. Sie werde bereits seit 2010 jährlich vom NATO Cooperative Cyber Defense Center of Excellence mit Sitz in Tallinn (Estland) ausgerichtet und geleitet, um die gesamtstaatliche Sicherheitsvorsorge aufgrund einer steigenden Bedrohung im Cyberraum besser schützen zu können.

An der aktuellen „Live-Fire-Übung“ nehmen bereits seit dem 21. April über 3.500 Teilnehmer aus verschiedenen Nationen und dem Militär, Behörden sowie privaten Unternehmen weltweit teil. Das deutsche Team in Kalkar umfasst 190 Personen, wovon 80 Übungsteilnehmende aus Singapur kommen, obwohl das kleinste Staatsgebiet Südostasiens gar nicht Teil der NATO ist. „Aber Singapur ist cybersicherheitstechnisch sehr gut aufgestellt, sodass wir von ihnen, sie aber auch von uns lernen können“, begründete Stephan diese internationale Zusammenarbeit. Insgesamt seien 37 Nationen an der noch bis zum 9. Mai dauernden „Live-Fire-Übung“ involviert. Die Messehalle in Kalkar sei dabei aufgrund ihrer guten Infrastruktur als Sitz des deutschen Übungs-Hauptquartiers ausgewählt worden.

Doch was passiert dort eigentlich gerade? Während der „Live-Fire Cyber Defence Exercise“ wirken die Teilnehmer ressortübergreifend und multinational hybriden Bedrohungen aus dem Cyber- und Informationsraum entgegen. Dazu wurden erstmals zwei Teams gebildet – ein „rotes Team“, welches in der estnischen Hauptstadt Tallinn stationiert ist und einen Angreifer simuliert, sowie mehrere „blaue Teams“, welche die Angriffe erfolgreich abwehren sollen. Eines dieser „blauen Teams“ befindet sich derzeit in Kalkar.

Zur jährlich stattfindenden Übung gehört die Simulation von Echtzeitangriffen auf Computernetzwerke und Systeme kritischer Infrastruktur, die durch die „blauen Teams“ abgewehrt werden müssen. „Das Ziel hierbei ist, globale Bedrohungen aus dem Cyber- und Informationsraum gemeinsam zu bekämpfen und dabei Wissen sowie praktisches Können auszutauschen“, erklärte Stephan. Im Ernstfall sollen dank dieser Übung vor allem die kritische Infrastruktur wie die Energie- und (Trink-)Wasserversorgung, die Einwohnermeldeämter sowie Verteidigungsstrukturen militärisch geschützt werden.

Die Übung ist dabei in mehrere Phasen gegliedert: In der ersten Phase machen sich die Teams zunächst mit den Systemen vertraut, um dann ab dem „Zero-Day“ in den (Wett-)Kampf um die verschiedenen Bereiche einzutreten. Am Ende der Übung erfolgt eine Evaluierung sowie eine Reihung der teilnehmenden „blauen Teams“. „Locked Shields“ biete dabei eine einzigartige Gelegenheit, die Zusammenarbeit, das Training und einen Erfahrungsaustausch in Bezug auf Cybersicherheit zwischen zivilen, militärischen und internationalen Teilnehmern zu realisieren.

„Viele Nationen stehen Schlange, um mit unserer Cyber-Truppe hier zu üben. Das ist ein gutes Zeichen. Hier wird wichtige Pionierarbeit geleistet. Im kommenden Jahr wollen wir die Übung im Rahmen der DACH-Nation – also Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie zusätzlich Luxemburg – durchführen. Die Übung mit 3.500 Teilnehmern ist für militärische Verhältnisse zwar keine große Übung, aber sie hat einen riesigen Wirkungsbereich und eine enorme Bedeutung für Härte und Sicherung unserer IT-Systeme – sowohl die militärischen als auch die zivilen. Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Das wird hier in hervorragender Weise gezeigt. Auf unsere Cyber-Truppe ist Verlass“, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nach seinem Rundgang in der Messehalle Kalkar. „Locked Shields“ habe eine zentrale Bedeutung insbesondere in der Früherkennung von Cyberangriffen, die vor allem auch nicht leicht zu verorten seien. „Deshalb war es auch ein starkes Signal, dass wir die Cyberabwehr zu einer vierten Teilstreitkraft gemacht haben. Genauso wie das Heer auf dem Übungsplatz oder die Marine auf den Meeren müssen wir die Abwehr dieser Bedrohung üben und weiter ausbauen. Das hat eine zentrale Bedeutung für unsere aller Sicherheit“, betonte Pistorius bei seinem Besuch in Kalkar.

Sabrina Peters
Noch bis zum 9. Mai läuft die Cyber-Übung in der Messe Kalkar. NN-Foto: SP

Noch bis zum 9. Mai läuft die Cyber-Übung in der Messe Kalkar. NN-Foto: SP

Boris Pistorius bei seinem Pressestatement in Kalkar. NN-Foto: SP

Boris Pistorius bei seinem Pressestatement in Kalkar. NN-Foto: SP

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ließ sich die Übung ganz genau erklären. NN-Fotos (3): SP

Prospekte