 
          Xantener Metzgerei Lemken feiert 150. Jubiläum
Seit 150 Jahren besteht die Metzgerei Lemken in Xanten – ein außergewöhnliches Jubiläum / Ludger Lemken führt den Betrieb in fünfter Generation
XANTEN. Dass ein Unternehmen die langjährige Tradition bewahren und sich trotzdem stetig weiterentwickeln und ein Stück weit auch neu erfinden kann, beweist die Metzgerei Lemken in Xanten jeden Tag aufs Neue – und das mit Erfolg. Denn der Traditionsbetrieb feiert in diesem Jahr sein 150. Jubiläum, was in diesen Zeiten eine wahre Seltenheit geworden ist. Doch Ludger Lemken, der die Metzgerei seit 1999 in fünfter Generation führt, und sein Team zeigen mit neuen, innovativen Ideen und altbewährter Tradition, dass „das Fleischerhandwerk Zukunft hat“, wie der Chef selbst betont.
Dafür lebt Lemken nach der Devise „Gutes beibehalten und Neues entdecken“. „Man muss moderne Sachen ausprobieren, damit der Betrieb auch durch die Zeit kommt. Dabei darf man aber die Tradition nicht verlieren“, sagt Lemken, der zuletzt etwa den „Mett-Berliner“ oder die „Dubai-Bratwurst“ entwickelte. „Die ,Dubai-Bratwurst‘ ist am Flughafen in Dubai entstanden. Dort habe ich jede Menge Schokolade in einer ,Dubai‘-Version gesehen. Ich dachte mir: Das muss doch auch in unserer Branche, also mit Fleisch, möglich sein“, erinnert sich der 56-Jährige. Zurück in Xanten probierte er verschiedene Versionen aus, bis er zufrieden war und die „Dubai-Bratwurst aus Xanten“ verkauft werden konnte. „Die Idee zum ,Mett-Berliner‘ hatte ich in einer Schnapslaune. Ich habe mir dann verschiedene Berliner mit und ohne Zucker liefern lassen und auch wieder einfach rumprobiert“, verrät Lemken. Seine Mitarbeiter seien die ersten Verkoster gewesen und bewiesen offenbar einen guten Geschmack: Der „Mett-Berliner“ zur Karnevalszeit wurde schließlich zum Erfolg.
Berufung
Für Ludger Lemken ist der Beruf des Metzgers wahrlich eine Berufung, für die er bis heute eine besondere Leidenschaft hat. „Ich wollte den Job machen. Ich wurde nicht gezwungen, den Betrieb zu übernehmen – ich wollte das und habe es bis heute nie bereut“, sagt Lemken, der in Deutschland und der Schweiz arbeitete, bis er 1999 schließlich „nach Hause“ kam und die Xantener Traditionsmetzgerei übernahm. „Ich liebe an meinem Beruf vor allem die Kreativität. Ich kann immer etwas Neues entwickeln. Dazu gehen mir nie die Ideen aus. Deshalb ist auch jeder Tag anders. Darüber hinaus kommt bei uns alles aus einer Hand. Wir begleiten das Produkt über den kompletten Prozess: Vom Schlachten, Zerlegen, Würsten bis hin zum Verkauf; also wirklich vom Tier bis zur fertigen Frikadelle“, sagt der heute 56-Jährige.
Seine Kunden könnten sich deshalb ganz genau darauf verlassen, bei Lemken ein qualitativ hochwertiges Produkt zu erhalten, das sie guten Gewissens kaufen und verzehren könnten. „Unsere Kunden legen auch viel Wert auf die Qualität. Man sollte bewusst und lieber nur zwei- oder drei Mal pro Woche gutes Fleisch essen als jeden Tag ein billiges“, ist Lemken überzeugt.
Doch die Metzgerei Lemken ist heute viel mehr als nur eine Metzgerei. „Der Betrieb ist mittlerweile auf mehrere Säulen zukunftsorientiert aufgestellt“, sagt Lemken. Deshalb gehöre heute nicht nur der Wurst- und Fleischverkauf zum Portfolio, sondern etwa auch ein Catering für Privat- und Geschäftskunden und der beliebte Mittagstisch. Hier hat Lemken rechtzeitig zum Jubiläum sogar ein neues Angebot, das „Mehrweg-Schalen-System“, gestartet. „Das Handling ist ganz einfach:Für ein Pfandgeld von 3,50 Euro in der Jubiläumswoche erhält der Kunde eine Schale, die beim nächsten Mal gegen eine neue eingetauscht wird. Der Kunde bekommt dabei zum Gericht die jeweils passende Schale mit – ganz egal ob sie ein-, zwei- oder dreigeteilt ist“, erklärt Lemken. Dafür bezahle der Kunde in der Jubiläumswoche bis zum 1. November lediglich das einmalige Pfandgeld in Höhe von 3,50 Euro und könne das Angebot jedes Mal aufs Neue nutzen, indem er einfach die vorherige Mehrweg-Schale gegen eine neue eintausche. „Das System habe ich mir mit dem Hersteller überlegt und ist bisher einmalig. Ich wollte nämlich etwas ganz Einfaches und nichts Kompliziertes, das ohne App oder sonstigem nutzbar ist“, betont Lemken. Nach der Jubiläumswoche betrage das Pfandgeld 4,99 Euro.
            
            Weihnachtsmarkt 
Auch auf dem jährlichen, mehrwöchigen Xantener Weihnachtsmarkt ist die Metzgerei seit über 20 Jahren vertreten. Dort verkauft Lemken selbstgemachte Reibekuchen. „Sie sind keine Tiefkühlware, sondern wirklich selbst gemacht“, betont der Chef. Vor vier Jahren hat Lemken darüber hinaus den Verkauf von Likören und Essigen unter der Feinkost-Marke „Genusswelt Ad-Xantos“ auf dem Xantener Weihnachtsmarkt übernommen. „Der Vorgänger musste aufhören. Es war aber ein gutes Produkt, und da muss man dann auch mal querdenken und für so etwas offen sein“, erklärt Lemken, der damit einmal mehr einen innovativen, lösungsorientierten und mutigen Geschäftssinn bewies.
Sorgen
Sorgen bereiten Ludger Lemken lediglich die zu bewältigenden Krisen der heutigen Zeit, die nicht zuletzt durch die Coronavirus-Pandemie und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit einhergehende Energiekrise verschärft wurden. „Die Stromkosten haben sich seither teilweise verfünffacht. Wir Metzger können aber nicht anderweitig ausweichen. Zum Kühlen brauchen wir Starkstrom. Da kommen wir mit einer Photovoltaik-Anlage nicht weiter“, sagt Lemken. Staatliche Hilfen gebe es allerdings keine. „Wir werden als Metzger nicht zur Industrie gezählt, sondern zum Handwerk – und da gibt es nichts“, erklärt Lemken, der deshalb auch an die Politik appelliert, an dieser Stelle nachzubessern, sonst würde die Zahl der Metzgereien weiterschrumpfen. Auch gut aufgestellte Betriebe könnte es erwischen, da sich bei diesen Rahmenbedingungen kaum Nachfolger finden würden.
Zukunft
Trotzdem ist für Lemken der Beruf des Metzgers immer noch ein Traumberuf, der Zukunft hat: „Wir haben einen schönen und kreativen Beruf, bei dem man so viel machen kann. Zudem hat er Zukunft, denn der Beruf wird immer gebraucht. Das Handwerk hat wirklich goldenen Boden. Man muss nicht studieren, man kann auch eine Ausbildung machen. Jeder Handwerker, der seinen Beruf mit Leidenschaft macht, wird später mehr verdienen als jeder Akademiker.“
Sabrina PetersHistorie der Metzgerei Lemken
Die Metzgerei wurde 1875 von Jakob Evertz an der Marsstraße 61 in Xanten gegründet. Seitdem wird der Betrieb ununterbrochen von Mitgliedern der Familie geführt. Nach Jakob Evertz führten Norbert und Karl Evertz die Metzgerei von 1927 bis 1929, gefolgt von Willy Evertz (1929–1938) und Theo Evertz (1938–1973). Danach übernahm Hubert Lemken das Geschäft (1973–1999), bevor Ludger Lemken im Jahr 1999 die Leitung übernahm.
Ludger Lemken erlernte zuvor den Metzgerberuf in Sonsbeck, sammelte anschließend wertvolle Erfahrungen in Metzgereien in Oldenburg, Düsseldorf und der Schweiz und machte schließlich seinen Meister. Im Jahr seiner Übernahme zog die Metzgerei an ihren heutigen Standort in der Marsstraße 20 in Xanten.
2013 eröffnete Ludger Lemken zusätzlich zum Hauptgeschäft in Xanten eine Filiale in Wesel. Heute beschäftigt das Unternehmen an beiden Standorten rund 25 Mitarbeiter.
 
            Die reichhaltige Fleischtheke ist natürlich immer noch das Herzstück der Metzgerei. NN-Fotos: (3): Theo Leie Foto: Theo Leie NiederheinNachrichten
 
            Das „Mehrweg-Schalen-System“ ist die neueste Ergänzung. NN-Fotos: (3): Theo Leie Foto: Theo Leie NiederheinNachrichten
Metzgermeister und Firmenchef Ludger Lemken mit der Ehrenurkunde, die ihm anlässlich des 150-jährigen Betriebs-Jubiläums von der Handwerkskammer verliehen wurde. NN-Fotos: (3): Theo Leie
 
    Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich
 
			 
             
            