Wenn Träume wahr werden

KLEVE. Im Klever Karneval ist er längst kein Unbekannter mehr – und bald wird ihn wohl die ganze Region kennen: Tobias Budde, 32 Jahre jung, Fernsehmoderator, Journalist und überzeugter Karnevalist. In dieser Session wird er zum Klever Stadtprinzen gekrönt – als Tobi der Träumende.

/

Damit tritt er in familiäre Fußstapfen, denn der Karneval liegt ihm quasi im Blut. Sein Vater André stand 2003/2004 als André der Sonnige auf der närrischen Bühne. „Ich hab das also schon als Kind aufgesogen“, erzählt Tobias. Bereits mit fünf Jahren stand er das erste Mal selbst auf der Schwanenfunker-Bühne – und beinahe wäre er dort sogar zur Welt gekommen. „Es war während oder kurz nach einer Sitzung“, weiß Tobias. Mitten in der Session, am 7. Februar 2026, feiert er seinen 33. Geburtstag. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Gestern Abend wurde Tobias offiziell als neuer Prinz vorgestellt – bei der großen Veranstaltung des Klever Rosenmontagskomitees (KRK) in der Materborner Mehrzweckhalle. „Ich freu mich riesig, dass das Warten endlich vorbei ist“, verkündete die angehende Tollität kurz vor diesem Termin. Denn tatsächlich stand schon 2021 fest, dass Tobias Prinz wird. Die Pandemie hat den Traum etwas verzögert – aber jetzt ist es so weit. Und der Beiname „der Träumende“ hat mit Faulheit oder Träumerei nichts zu tun. „Ganz im Gegenteil“, betont Tobi. „Man braucht Träume und Visionen, um etwas zu bewegen. Und man muss an sich glauben – dann kann man viel erreichen.“

Im „echten Leben“ ist Tobias alles andere als ein „Träumer“. Nach seinem Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium studierte er Politik, Soziologie und Medienwissenschaften, anschließend folgte ein Volontariat beim Nachrichtensender n-tv und bei RTL in Köln. Später arbeitete er als Redakteur beim WDR, moderierte Formate für die ARD-Sportschau, unter anderem das Instagram-Format #GoodNews, und ist heute als freier Journalist und Moderator für verschiedene Sender unterwegs. Sein Zuhause hat Tobias inzwischen wieder heimatnah gefunden – in Nütterden. „Mein Job ist oft laut, hektisch und schnell. Da tut’s gut, wenn man abends einfach runterfahren kann. Nütterden ist da perfekt – da ist der Hund begraben, aber im positivsten Sinne“, sagt er lachend.

Zur Ruhe kommt Tobias in den nächsten Monaten trotzdem nicht. „Die Session ist kurz – das wird sportlich“, weiß er. Und sein Adjutant Tim Tripp nickt zustimmend: „Rund 250 bis 300 Termine, da muss alles sitzen!“ Unterstützung bekommt Tobi außerdem von seinem zweiten Adjutanten Simon Peters – beide werden dafür sorgen, dass der Prinz pünktlich, ausgeschlafen und gut gelaunt auf jeder Bühne steht. Die Garde steckt mitten in den Vorbereitungen – aktuell noch im Trikot, wie Tobias erzählt: „Man fühlt sich ein bisschen wie in der Schulzeit.“ Das rot-weiße Prinzen-Outfit wird erst bei der Proklamation am 22. November in der Klever Stadthalle zum Einsatz kommen. Nur so viel verrät er: „Die Trikots, die wir jetzt tragen, werden noch eine Rolle spielen. Aber das bleibt bis zur Proklamation geheim.“

Seine Session bekommt eine leicht kölsche Note – kein Wunder, Tobias hat einige Jahre in Köln gelebt und gearbeitet. „Ich liebe den kölschen Karneval – dieses Miteinander, dieses ‚Jeder ist willkommen‘. Das will ich auch nach Kleve bringen.“ Musikalisch wird’s vielseitig: Neben dem klassischen Prinzenlied und dem Gardelied wird es auch ein Heimatlied geben. „Eine Mischung aus Ballade, Kölsch und Party“, sagt Tobias. Seine Prinzenkarriere begann übrigens ganz traditionell – als Gardist. In der Session 2016/2017 begleitete er Prinz Andreas den Grenzenlosen, 2019/2020 war er als Prinzensänger für Marc den Steuernden unterwegs. Und Marc (Mülders) ist nun selbst wieder Teil der Garde.

Tobias setzt auf eine bunte Mischung: Erfahrene Gardisten treffen auf neue Gesichter. „Mein Cousin Alexander aus Bottrop ist zum Beispiel zum ersten Mal dabei“, erzählt er. Auch die Funkerschwänchen als Tanzgarde sind mit von der Partie, und für die passende Musik sorgt(e) der Gocher Musikverein bei Prinzenvorstellung und Proklamation.

Als echter Social-Media-Profi nutzt Tobias seine Reichweite und vor allen Dingen seine Erfahrung, um die Klever Session auch digital zu feiern. Sein Podcast „mein Karneval in 11:11 Minuten“ ist längst kein Geheimtipp mehr: In rund elf Minuten spricht er mit bekannten Karnevalisten über ihre Liebe zum Brauchtum – charmant, witzig und immer mit Herz. Zu seinen Gästen zählten bereits Petra Rinke, Theo Brauer, Claire Bitter, Markus Kock und Sandra Büskens. Weitere Folgen mit Ernst Reintjes (Prinz Ernst der Zünftige, Session 1977) und anderen bekannten Gesichtern sind in Arbeit. „Man findet die Folgen auf Instagram unter @prinzengarde2526 – reinhören lohnt sich!“, sagt Tobias. „Und wer Glück hat, bekommt dort auch schon einen kleinen Vorgeschmack auf unsere Gardetänze.“ Die kompletten Podcast-Folgen findet man auf Spotify.

Gestern Abend kehrte Tobias also offiziell auf die jecke Bühne zurück. „Beruflich bedingt war ich bei den Schwanenfunkern in den letzten Jahren weniger aktiv, aber jetzt steht Karneval wieder ganz oben auf der Liste.“ Für seine Prinzenzeit hat er klare Prioritäten gesetzt – Fernseharbeit und Podcasts müssen warten. „Olympische Winterspiele und NFL hin oder her – das hier macht man nur einmal im Leben!“ Was er sich für seine Session wünscht? „Ganz einfach: Dass alle mitfeiern – egal ob jung, alt oder mit Handicap. Karneval ist Gemeinschaft, Freude und Herzblut. Ich will, dass die Menschen ihren Alltag vergessen und mit uns lachen können.“ Und wer Tobias kennt, weiß: Wenn er sich etwas vornimmt, dann zieht er’s auch durch. Ab dem 22. November wird er also nicht nur vor der Kamera, sondern auch auf der Bühne glänzen – als Tobi der Träumende, der zeigt, dass manchmal die schönsten Träume wahr werden.