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Das aktuelle Team des Schülerforschungszentrums am Berufskolleg Kleve. Jeden Freitagnachmittag treffen sich hier Jugendliche des Berufskollegs Kleve, die Lust auf MINT haben. Auch externe Jugendliche aus dem Kreis sind willkommen. Foto: Dr. Hacer Türkeri /Natascha Verbücheln
6. März 2025 Von NN-Online · Kleve

Von juckender Unterwäsche bis zu verträglichem Proteinpulver

Fünf Jugendliche treten heute beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ an

KLEVE. Der Klimawandel treibt den 18-jährigen Ali Eygi um. Statt nur zu klagen, versucht der angehende Abiturient einen Beitrag zu leisten, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Seit nun zwei Jahren forscht er am Schülerforschungszentrum am Berufskolleg Kleve an so genannten mikrobiellen Brennstoffzellen. Das sind Apparaturen, in denen lebende Mikroorganismen organische Substanzen verstoffwechseln und dabei freie Elektronen erzeugen, die man für elektrische Energie erzeug nutzen kann. „Der Klimawandel und die drohenden Folgen auf die Menschen haben mich auf die Idee gebracht, eine Technologie zu optimieren, die nachhaltig elektrische Energie erzeugt und dabei gleichzeitig umweltproblematische Stoffe verwendet.“

Unterstützt wurde der angehende Abiturient bei der Umsetzung seiner Idee durch die Chemie-Lehrkräfte Dr. Hacer Türkeri und Erwin Dribusch, die nicht nur bei der Materialbeschaffung halfen, sondern auch dazu notwendiges fachliches und methodisches Wissen vermittelten: „Ich habe zuerst mit Bäckerhefe gearbeitet, die aber bei der Stromerzeugung Kohlenstoffdioxid durch die alkoholische Gärung erzeugte, was keiner nachhaltigen Energieumwandlung entspricht“, erzählt Eygi. Jetzt war es notwendig, einen Schritt zurückzugehen und nach Alternativen zu suchen. So kam er auf die Mikroalge, mit der seine Brennstoffzelle jetzt nachhaltig und effizienter – also mit einer höheren Stromausbeute – arbeitet. Eygi hofft, dass sein Projekt große Chancen beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ hat, der am kommenden Donnerstag in Krefeld stattfindet.

Insgesamt gibt es am Niederrhein 159 Projekte von über 300 Jugendlichen, die in diesem Jahr bei „Jugend forscht“ gegeneinander antreten. Aus dem Kreis Kleve sind nur vier Teams gemeldet, drei davon hat das Schülerforschungszentrum am Berufskolleg gefördert: „Der Niederrhein ist absolut unterrepräsentiert bei diesem Wettbewerb, was zeigt, wie wichtig die MINT-Förderung von Kindern und Jugendlichen ist“, betonen Dr. Türkeri und Dribusch, die das Schülerforschungszentrum leiten. Mit ihrem Projekt „Forscherkolleg for Kids“ bieten sie seit Jahren Grundschulen ein Angebot, das nicht nur Spaß am Experimentieren, sondern auch erstes methodisches Wissen vermittelt. Die Kinder lernen hier, wie man eine wissenschaftliche Frage richtig formuliert oder worauf es bei Hypothesen ankommt.

Doch auch junge Erwachsene kann man für MINT begeistern, wie die fünf Jugendlichen der Beruflichen Gymnasien beweisen, die dieses Jahr an „Jugend forscht“ teilnehmen: Alle hatten bisher, vom Unterricht abgesehen, wenig Kontakt mit experimentellem Arbeiten, aber haben sich von interessanten Fragestellungen oder eigenen Beobachtungen motivieren lassen. So hat die Liebe zum Sport Julina Gorissen, Schülerin des Beruflichen Gymnasiums Freizeitsportleiter, zum Beispiel zu ihrem Forschungsthema gebracht. „Pflanzliche Proteinprodukte werden immer beliebter und werden als Pulver in den Sozialen Medien überall angepriesen, um sich gesund zu ernähren und das Muskelwachstum zu fördern. Wir wollten herausfinden, worin der Unterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinen liegt.“ Zusammen mit Mitschülerin Amy Heinze verglich sie die Auswirkungen von pflanzlichen und tierischen Proteinen auf das Wachstum von bestimmten Darm-Bakterien. Sie fanden heraus, dass tierische Proteine in der Nahrung das Wachstum von unerwünschten Darmbakterien fördern können. Was die beiden während ihrer Forschungsarbeit gelernt haben? „Immer einen Plan haben und nicht den Kopf senken, wenn eine Versuchsreihe mal nicht klappt.“ Über ein Jahr lang haben sie freitagsnachmittags in den Laboren am Berufskolleg Kleve wissenschaftliche Studien gelesen, an Forschungsfragen formuliert, mikroskopiert oder Experimente umgeplant. „Das Engagement der Schülerinnen und Schüler ist unglaublich hoch; sie merken hier, dass forschendes Arbeiten zeitintensiv ist und mit vielen Rückschlägen verbunden ist. Auch für uns, die wir die Projekte betreuen, ist es ein Mehraufwand, der sich aber lohnt. Es ist toll zu sehen, dass die Schülerinnen und Schüler sich über einen längeren Zeitraum motivieren können und trotz Rückschlägen Durchhaltevermögen entwickeln“, sagen Dr. Türkeri und Dribusch.

Manam Manam und Alexis Ugwuegbulam aus dem Beruflichen Gymnasium Gesundheit haben sich im vergangenen Herbst im Schülerforschungszentrum kennengelernt und zusammen an einer Fragestellung gearbeitet, die Manam umtrieb: „Bei mir lösen bestimmte Kleidungsstücke Hautausschläge aus. Ich habe mich schon immer gefragt, woran das liegen könnte.“ Aus dieser Idee haben die beiden eine Forschungsfrage und eine passende Hypothese entwickelt, die sie experimentell bestätigen konnten. „Wir konnten nachweisen, dass bestimmte Farbstoffe in Unterwäsche aus Nicht-EU-Ländern einen Einfluss auf die nützlichen Milchsäurebakterien der Vaginalschleimhaut haben. Das Wachstum dieser Bakterien wird dadurch gehemmt“, erläutert Manam. Was so einfach klingt, hat Zeit und Mühe gekostet: „Wir waren beide Anfänger und brauchten viel Unterstützung. Dadurch bin ich selbstbewusster und geduldiger geworden. Vieles klappt nicht immer auf Anhieb; wissenschaftliche Antworten auf Fragen zu finden, braucht viel Zeit“; so Alexis Ugwuegbulam. Beide wollen auch nach dem Wettbewerb unbedingt weiter forschen.

Das aktuelle Team des Schülerforschungszentrums am Berufskolleg Kleve. Jeden Freitagnachmittag treffen sich hier Jugendliche des Berufskollegs Kleve, die Lust auf MINT haben. Auch externe Jugendliche aus dem Kreis sind willkommen. Foto: Dr. Hacer Türkeri /Natascha Verbücheln

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