
Stromkasten symbolisiert Willkommenheit
Das Stiftsgymnasium Xanten pflegt eine Freundschaft mit der Evangelical Lutheran School (ELS) in Beit Sahour (Palästina) / Schüler kamen zum Austausch
XANTEN. Wer an der Orkstraße, Ecke Ostwall, in die Xantener Innenstadt läuft oder fährt, wird ab sofort in sämtlichen Sprachen begrüßt. „Welcome“, „Bienvenido“, „Karibu“ oder „Shalom“ steht in verschiedenen Farben auf dem Stromkasten, der sofort Aufmerksamkeit erhält. „Herzlich Willkommen in der Fairtrade-Stadt Xanten“ rangiert oben drüber. Gestaltet wurde er von Schülerinnen und Schüler des Stiftsgymnasiums Xanten und der Evangelical Lutheran School (ELS) in Beit Sahour (Palästina).
Die ELS-Schülerinnen und Schüler waren im Rahmen eines Austauschprogramms anderthalb Wochen lang zu Gast in Xanten. Heute reisen sie wieder ab. Zuvor wurde am vergangenen Montag jedoch der Stromkasten an der Orkstraße, Ecke Ostwall, neu verschönert. „Zum Beispiel durch Vandalismus müssen wir dies immer wieder angehen“, sagte Klaus Wolfertz von der Eine-Welt-Gruppe Xanten. Diese hatte 2017 das erste Mal insgesamt 45 Stromkästen in Xanten im Rahmen der Aktion „Xanten verschönern“ bemalt. Zum zweiten Mal übernahmen nun die Schülerinnen und Schüler aus Xanten und Palästina diese Aufgabe.
Die Eine-Welt-Gruppe Xanten steht mit den Lehrerteams des Stiftsgymnasiums und der ELS anlässlich der politischen Arbeit als Kooperationspartner in engem Kontakt. Nachdem der Austausch zuletzt pandemiebedingt abgesagt werden musste, konnten die palästinensischen Schülerinnen und Schüler am Monta, 12. Juni, wieder an den Niederrhein reisen. Das Thema in diesem Jahr lautete: „In Balance – Der Nachhaltigkeit auf der Spur“. „Der Begriff der Balance sollte erlebbar gemacht werden. Es soll das eigene Handeln im Mittelpunkt stehen, in Balance zwischen dem Bestreben nach Selbstverwirklichung und des Gebots der Nachhaltigkeit“, erklärte Lehrerin Jeanette Osthus.
So wurde in den vergangenen Tagen die Grünfläche vor der Mensa des Gymnasiums gemeinsam bepflanzt. Die Schülerinnen und Schüler wollten zudem das Stadtbild verschönern und Insekten einen besseren Lebensraum bieten. Sie machten sich außerdem Gedanken über Bepflanzungs- und Bewässerungsmöglichkeiten in der Domstadt. Dabei setzten sie ein Zeichen der Verbundenheit mit Beit Sahour (übersetzt „Hirtenfeld“). Dort wachsen viele Olivenbäume. Deshalb pflanzten sie vor der Schule symbolisch einen Olivenbaum.
Die Gruppe besuchte des Weiteren den Bibelgarten und fand dort viele typische palästinensische Pflanzen und Bäume vor, zum Beispiel den Maulbeerfeigenbaum mit reifen Früchten, die sie gemeinsam genießen konnten. Außerdem erledigte die Gruppe bei einem Besuch im Weltladen ein Quiz. Dort fanden sie Produkte aus Palästina und lernten, was es genau mit dem Fairen Handel auf sich hat. Auch am Gymnasium fand die Begegnung mit dem Fairen Handel statt – das Fairtrade-Team verkaufte an diesem Tag auf dem Schulhof. Eine rege Diskussion im Unterricht setzte die Auseinandersetzung mit dem Fairen Handel fort.
Abseits des Schul-Alltags tauschten sich die Schülerinnen und Schüler der beiden Länder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, ebenfalls aus. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich zwischen fremden Menschen so schnell Freundschaften bilden können“, sagte die 17-jährige Schülerin Finja Liehr aus der Q1 des Stiftsgymnasiums. Beide Seiten hätten voneinander so einiges gelernt. Es seien auch viele Vorkommnisse zum Schmunzeln dabei gewesen. „Die palästinensischen Schüler haben etwa zum ersten Mal bei uns auf der Wiese Kühe gesehen“, berichtete Liehr. Das Miteinander in einer für palästinensische Verhältnisse kleinen Familie sei für die Gäste ebenfalls neu gewesen. „Sie kennen nur größere, hektischere Zusammenkünfte“, sagte Liehr.
Auf dem Stromkasten wollten die Schülerinnen und Schüler jedoch darstellen, dass die Welt trotz ihrer verschiedenen Kulturen und Sprachen zusammengehört und jeder in Xanten Willkommen ist. Im Herbst wird die deutsche Schülergruppe nach Beit Sahour reisen und dort bei der Anlage und Weiterentwicklung des Dachgartens der Schule mitwirken. Außerdem möchten sie einen Olivenbaum beim „Tent of Nations“ pflanzen.
Sabrina Peters
Und so sieht der fertig verschönerte Stromkasten an der Orkstraße aus.