
Stadt-Azubis unterstützen die Rheinberger Tafel
Drei Tage lang halfen fünf Auszubildende bei der Essensausgabe mit
Timo Fülling, Leonie Steinhaus, Gwen Zimmermann, Jana Wittmann und Ann-Christin Biese sollten bei der Tafel in Rheinberg die Wichtigkeit der Tafel für die Menschen hautnah kennenlernen. „Sie sollten auch mitbekommen, wer zur Tafel kommt und warum. Außerdem hilft so ein Einsatz vielleicht dabei, seinen eigenen Konsum zu reflektieren“, ergänzt Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde. Das soziale Engagement der Auszubildenden sollte zudem auch die Tafel einmal mehr in den Fokus rücken, da die ehrenamtliche Initiative für ihre engagierte Arbeit oft zu wenig Beachtung bekäme.
Zu Beginn ihres dreitägigen Einsatzes wurde den fünf Auszubildenden zunächst die Arbeit der Tafel erklärt. So wurden sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie den Tafelausweis für den berechtigten Lebensmittelerhalt kontrollieren müssen und dass es feste Uhrzeiten sowie eine Aufteilung der Ausgabe auf verschiedene Kundengruppen gibt. Jeden Dienstag dürfen von 11.45 bis 12.45 Uhr zunächst Kunden mit einem Schwerbehinderten-Nachweis beziehungsweise mit Betreuungsperson Lebensmittel auswählen. Von 11.45 bis 12.45 Uhr folgen dann die Kunden ab 65 Jahren. Von 13.30 bis 14.45 Uhr ist die Tafel schließlich für alle weiteren Kunden „geöffnet“.
„Insgesamt haben wir 586 gemeldete Personen, die berechtigt sind, bei uns Lebensmittel zu holen“, sagt Tanja Braun, die Leiterin der Rheinberger Tafel. Manche von ihnen würden auch über ihre Geschichten, die sie in die Armut gebracht hat, sprechen. „Es sind Geschichten. Alle haben Geschichten“, sagt Lange. Mal stecke eine Drogenabhängigkeit dahinter, mal aber auch große Schulden, weshalb das Konto gepfändet wurde. Auch Altersarmut sei ein großes Thema. „Manche sind aber auch durch Unterhaltsverpflichtungen abgestürzt“, berichtet Lange. Es gebe jedoch auch Familien, wo das Gehalt nach dem Abzug von „Strom, Gas, Wasser, Licht“ einfach nicht mehr zum Leben reiche. Die einzige Hilfe sei dann der Weg zur Tafel.
„Nach der Coronavirus-Pandemie erleben wir auch verstärkt Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Das hat wirklich zugenommen – und das kriegen wir hier sofort mit“, sagt Braun, die aber auch mit dem manchmal schlechten Image der Tafel aufräumen möchte: „Wir retten Lebensmittel. Alle, die hierherkommen, sind absolute Lebensmittelretter.“ Verdorbenes Essen gebe es aber nicht. Dafür würden auch die 48 ehrenamtlichen Helfer sorgen, die die Lebensmittel nicht nur bei den Supermärkten abholen, sondern sie im Rheinberger Pfarrheim auch sortieren und schlussendlich herausgeben.
Auch die fünf Auszubildenden der Stadt Rheinberg haben bei ihrem dreitägigen Einsatz tatkräftig mitgeholfen: Sie halfen bei der Vor- und Nachbereitung der Räume beziehungsweise der Ausgabe, nahmen Lebensmittel an, sortierten diese und gaben sie schließlich an die Bedürftigen weiter. Ebenso waren sie bei der Essensausgabe im Senioren-Café sowie bei der Backwarenausgabe tätig.
Hinzu kamen noch viele Gespräche mit den Kunden. Ihr Fazit: „Im Nachhinein denken wir jetzt viel mehr darüber nach, ob wir den Joghurt noch essen oder ob wir ihn wirklich wegschmeißen sollen. Wir haben gelernt, die Lebensmittel mehr wertzuschätzen. Wir haben zuhause drei Packungen Nudeln auf Vorrat, während hier Leute herkamen, denen nur eine Packung Nudeln für den ganzen Monat zur Verfügung stand. Deshalb ist es wichtig, dass es so ein Angebot wie die Tafel gibt – auch wenn dieses Angebot nicht alle annehmen wollen, weil sie einfach nur eine bessere Lebensgrundlage haben möchten.“
Sabrina PetersFrühlings-Gala
Karl Timmermann und Freunde veranstaltet am Freitag, 28. März, ab 19 Uhr (Einlass: 18 Uhr) eine Frühlings-Gala zugunsten der Tafel in Rheinberg. Der Eintritt kostet zwölf Euro an der Abendkasse oder im Vorverkauf. Jede Eintrittskarte ist ein Los, mit dem tolle Preise gewonnen werden kann. Darüber hinaus gibt es eine Kunst-Versteigerung zugunsten der Tafel. Karten gibt es im Vorverkauf unter anderem bei Edeka Kusenberg, Bahnhofstraße 61 in Rheinberg, Edeka Daniels, Rheinberger Straße 61 in Rheinberg, oder Edeka Luft, Borther Straße 20 in Rheinberg.
Die fünf Auszubildenden packten bei der Rheinberger Tafel auch die Lebensmittel-Kisten für die Bedürftigten. NN-Foto: SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich