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Die drei Ausgrabungsareale von oben betrachtet. Foto: Stephanie Lomp
22. August 2024 · Sabrina Peters · Xanten

Römische Mauerreste entdeckt

Studenten sind bei einer Lehrgrabung dem römischen Alltag auf der Spur

XANTEN. Es ist ein fast schon historischer Fund, der aber viele Fragen offenlässt: Studenten der Universität zu Köln und der Radboud Universiteit in Nijmegen graben seit vergangenem Sommer in dem geschichtsträchtigen Boden des LVR-Archäologischen Parks Xanten (APX). In einem von drei Schnitten haben sie bereits im vergangenen Jahr eine zuvor unentdeckte Mauer aus massiver Grauwacke entdeckt und freigelegt. In zwei weiteren Schnitten fanden die Archäologie-Studenten nun einen Abdruck eines früheren Brot-Backofens sowie die ersten Ziegel-Kästen, die je auf Xantener Boden gefunden worden. Wofür sie angelegt wurden, weiß die Wissenschaft bislang noch nicht, wie Ausgrabungsleiter Merlin Vaupel sagt: „Dafür sind noch weitere Forschungen notwendig, die wir aber erst im nächsten Jahr fortsetzen können.“

Die Lehrgrabung von Studenten der Universität zu Köln und der Radboud Universität Nijmegen, bei der die Funde entdeckt wurden, ermöglicht eine Kooperation der beiden Universitäten mit dem Freilichtmuseum. Vier Wochen jährlich können die Studenten auf dem Areal eines früheren römischen Wohnviertels praktische Grabungserfahrungen sammeln. Gemeinsam wird geschaufelt, gekratzt, gezeichnet und gemessen.

Zu dem Gelände der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana gibt es geophysikalische Pläne. Dazu wurde der Bodenwiderstand gemessen. „Die schwarzen Flächen zeigen eine Bebauung an“, erklärt Vaupel. Es sei also schon zu erkennen, dass auf dem Areal mal ein römisches Haus und auch eine Stadtmauer gestanden hätte. Bereits die Radarbilder der Grabungsfläche würden also eine intensive römische Siedlungsgeschichte belegen. Doch um das noch genauer untersuchen zu können, wurden drei Ausgrabungsareale angelegt, die nun von den Studenten im vergangenen und fortführend in diesem Jahr untersucht wurden.

Trotz der guten sichtbaren Siedlungsstrukturen auf den Radarbildern, habe die Grabung mit der unentdeckten Mauer aus massiver Grauwacke eine Überraschung enthüllt. „Daran sieht man wieder, dass wir zwar sehr glücklich über die guten Pläne sein können, aber wir trotzdem Ausgrabungen machen müssen, um zu gucken, was haben wir in dem Bereich wirklich“, betont Vaupel. Von der Mauer, die bereits im vergangenen Jahr entdeckt, aber noch nicht endgültig zugeordnet werden könnte, hätten die Archäologen vorher nämlich nichts gewusst. „Wir haben hier ein für Xanten typisches Ziegelfundament. Darüber sind einige Lagen Stein“, erklärt Student Jakob Kistenbrügge. Bei den weiteren Lehrgrabungen in diesem Jahr sei zudem deutlich geworden, dass es sich bei der Mauer um den hinteren Teil eines römischen Hauses handele, das aus der Blütezeit der römischen Stadt stamme. Welche Funktion das Gebäude allerdings hatte und ob es mehrere Bauphasen gab oder ob sich hinter der Mauer eine Nutzfläche anschloss, das wollen die Nachwuchswissenschaftlicher im nächsten Jahr weiter herausfinden.

Die Mauer werfe aber nicht allein Fragen auf, sondern auch ihr Untergrund. Eine angrenzende Abfallgrube biete besonders tiefe und spannende Einblicke in den römischen Alltag: Die Studenten fanden darin nämlich große Mengen an Tierknochen, Koch-, Ess- und Trinkgeschirr, reich verziertes Glas, eine Haarnadel aus Bronze und zahlreiche Amphorenscherben, die auf überregionale Handelsbeziehungen schließen lassen, so die Wissenschaftler. Schon jetzt zeige sich, dass die Grube aus der Frühzeit der römischen Besiedlung stamme und im Zuge der Gründung der späteren Stadt einplaniert wurde. Wie dieser bemerkenswerte Fund aber genau in die Siedlungsabfolge passen, wollen die Studenten aus Köln und Nijmegen ebenfalls spätestens im nächsten Jahr herausfinden. Zudem hoffen sie, auch neue Erkenntnisse vom dortigen Leben aus der Vor-Römer-Zeit zu gewinnen.

Die auf drei Jahre angelegte Kampagne wird von der Cologne Summer School, Fördermitteln der Provinzialrömischen Archäologie der Universität Köln und des Radboud Institute for Culture and History finanziert. Sie verbinde die Forschung mit der Lehre auf eine einzigartige Art.

Sabrina Peters
Diese Mauerreste haben die Studenten überraschend freigegraben.

Diese Mauerreste haben die Studenten überraschend freigegraben.

Studentin Sophie Freitag zeigt den Abdruck eines früheren römischen Brot-Backofens. NN-Fotos (3): SP

Studentin Sophie Freitag zeigt den Abdruck eines früheren römischen Brot-Backofens. NN-Fotos (3): SP

Grabungsleiter Merlin Vaupel mit dem geophysikalischen Plan.

Grabungsleiter Merlin Vaupel mit dem geophysikalischen Plan.

Die drei Ausgrabungsareale von oben betrachtet. Foto: Stephanie Lomp

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