
Rafael Zur wird Xantens neuer Bürgermeister
Er gewann die Stichwahl deutlich mit 63,61 Prozent / Görtz gratulierte und sagte: „Das ist Demokratie“
XANTEN. Der Applaus war am Sonntagabend (28. September) um 19.46 Uhr bis auf den Xantener Marktplatz zu hören, als das Ergebnis endgültig feststand: Rafael Zur (Forum Xanten; FoX) ist Xantens neuer Bürgermeister. Unter anderem mit den Mitgliedern des Forums und seiner Ehefrau Tanja Zur verfolgte der Wahlsieger die Auszählung der Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Xanten in einem Restaurant am Marktplatz – die Stimmung natürlich fröhlich und erleichtert. Deutliche 63,61 Prozent der Xantener Bürger, die an der Stichwahl teilgenommen haben, entschieden sich am Sonntag laut dem Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein (KRZN) für Zur als neuen Xantener Bürgermeister. Der unterlegene bisherige Amtsinhaber Thomas Görtz holte nur 36,39 Prozent der Stimmen.
„Ich bin absolut sprachlos. Ich hatte nicht mit diesem deutlichen Ergebnis gerechnet, sondern ein deutlich knapperes erwartet“, sagte Zur. Er sei vor der Stichwahl deutlich angespannter gewesen als noch vor dem ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen. „Ich hatte eher mit einem 51-zu-49-Prozent-Ergebnis gerechnet“, gab Zur zu. Dass der Wähler aber so deutlich für ihn gestimmt habe, mache ihn stolz. Besonders froh sei er in dem Zusammenhang auch über die besonders für eine Stichwahl doch recht hohe Wahlbeteiligung von 58,16 Prozent, die damit fast genauso hoch wie im ersten Durchgang war, als sie bei 65,72 Prozent lag. Auch dort hatte Zur bereits am Ende des Abends mit 38,40 Prozent in Führung gelegen. „Der Bürger wollte eine Veränderung und einen frischen Wind für Xanten, und er hat den Mut gehabt, sich dafür zu entscheiden“, betonte Zur, der insgesamt 6.622 Stimmen erhielt und in allen Wahlbezirken siegte. Zum Vergleich: Görtz, der im ersten Wahlgang am 18. September immerhin noch zwei Wahlbezirke für sich entschied, kam nur auf 3.789 Stimmen.
Thomas Görtz, der – das steht seit Sonntagabend fest – nur noch bis zum 31. Oktober Bürgermeister der Stadt Xanten bleiben wird, gratulierte seinem Kontrahenten noch am Wahlabend im NN-Interview: „Herzlichen Glückwunsch an Rafael Zur. Es war ein deutliches Ergebnis. Das macht es für mich für die Verarbeitung allerdings leichter. Bei einem knappen Ergebnis wäre das schwerer für mich gewesen. Ich muss das akzeptieren. Das ist Demokratie.“ Auf das Ergebnis sei er allerdings mental vorbereitet gewesen. „Ich habe auch dieses Szenario vorab durchgespielt. Von knapp gewinnen oder deutlich verlieren war schließlich alles drin. Gegen die Stimmung, die sich von den sozialen Medien offenbar auch auf die reale Welt übertragen hat, war am Ende aber nicht mehr anzuarbeiten“, sagte Görtz.
In den sozialen Medien, besonders auf Facebook, musste Görtz in den vergangenen Wochen einiges einstecken. „Es war kein fairer Wahlkampf. Es war sogar der schlimmste Wahlkampf, den ich je erlebt habe. Das hat aber nicht unbedingt an den Protagonisten selbst gelegen (gemeint ist auch Rafael Zur, Anm. d. Red.), sondern an vielen anderen Leuten, die Stimmung in den sozialen Medien gegen mich erzeugt haben. Was alles behauptet wurde, welche unterschiedlichsten Vorwürfe da zutage kamen, das waren insgesamt alles andere als faire Mittel – und es war auch nicht mein Spiel. Es waren nachher andere Dinge wichtiger als das, was in den vergangenen elf Jahren (die Dauer der zwei Amtszeiten von Görtz; Anm. d. Red.) auch erreicht wurde“, betonte Görtz, der sich nun komplett aus den sozialen Medien zurückziehen möchte. „So etwas brauche ich einfach nicht. Deshalb bin ich dort nun raus.“ Bei dem Team, das trotzdem immer hinter ihm gestanden hätte, wolle er sich aber dennoch bedanken.
Zur selbst hielt sich in den vergangenen Wochen zumindest öffentlich aus vielen Schlammschlachten heraus. „Ich habe unterm Strich mein Ding gemacht und mein Spiel komplett beibehalten“, sagte Zur, der die Art und Weise, wie einige Wahlkampf betrieben haben, allerdings auf beiden Seiten nicht fair fand: „Auch ich musste einiges einstecken. Es gab etwa auch Leserbriefe gegen mich, die nicht in Ordnung waren“, sagte Zur. Auch seiner Meinung nach habe das aber nicht an den Bürgermeisterkandidaten selbst gelegen: „Wir beiden Protagonisten haben keine Probleme miteinander gehabt. Auch die Podiumsdiskussion am vergangenen Dienstag war zum Beispiel äußerst fair. Dafür möchte ich mich auch bei Thomas Görtz bedanken. Ich habe zudem in der vergangenen Woche in einem Facebook-Posting alle dazu aufgerufen, nicht beleidigend zu werden. Auch intern beim Forum Xanten habe ich das angesprochen“, sagte Zur, der sich jedoch ebenfalls für die Unterstützung beim „Forum Xanten, Matthias C. Voll von der Bürger-Basis-Xanten (BBX) und den vielen Privatpersonen“ in den vergangenen intensiven Wahlkampfwochen bedankte.
Am 1. November beginnt für Rafael Zur offiziell die Arbeit als neuer Bürgermeister der Stadt Xanten. Schon in den nächsten Tagen werde er aber in die Vorbereitung auf diese große Aufgabe einsteigen. „Ich werde zunächst vor allem Kontakt zu den großen Fraktionen im Rat, also der CDU, SPD und FoX aufnehmen und danach auch die Gespräche etwa mit der FBI und den Grünen suchen“, sagte Zur. Kontakt zur AfD wolle er „erstmal nicht“ aufnehmen. Im zukünftigen Xantener Stadtrat sei ihm aber dennoch wichtig, alle Parteien und Wählergemeinschaften – auch die AfD – gleich zu behandeln. „Alle werden von mir gleichermaßen informiert werden“, versprach Zur. Er wolle durch eine gute Kommunikation bewirken, dass der Rat in den nächsten fünf Jahren gut zusammenarbeiten werde und Beschlüsse mit einer großen Mehrheit aus der demokratischen Mitte gefasst werden könnten.
Thomas Görtz, der sich ab November erstmal eine Auszeit nehmen und mit seiner Familie sein Leben neu justieren möchte, wird ab November auch kein Ratsmitglied mehr sein. „Ich schaue jetzt für mich nach vorne und bin froh, dass diese Hängepartie vorbei ist. Denn die Anspannung in den vergangenen Wochen war mit den vielen Anfeindungen schon groß.“ Für die Xantener Bürger und die Mitarbeiter im Rathaus wünsche er sich aber, dass Zur viel Erfolg dabei hat, seine Ideen und Versprechungen umzusetzen.
Sabrina PetersWahlsieger Rafael Zur, hier mit Ehefrau Tanja, freute sich nicht nur über das deutliche Wahlergebnis, sondern auch die hohe Wahlbeteiligung in einer Stichwahl. NN-Foto: SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich