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Um Frauen vor Wohnungslosigkeit zu schützen oder sie aus schwierigen Lagen zu befreien, braucht es helfende Hände. Foto: Canva
11. September 2025 Von NN-Online · Kevelaer

Kreativ werden: Unterbringung von wohnungslosen Frauen

Vier Einzelschicksale zum Tag der wohnungslosen Menschen am 11. September

KEVELAER/GELDERN. Annegret (alle Namen geändert) ist Ende 60 und nicht mehr ganz so fit. Sie ist seit kurzem auf einen Rollator angewiesen. In ihrer eigenen Wohnung kann sie deshalb nicht bleiben, sie kommt die Treppen nicht mehr rauf und runter. Also zieht sie zu ihrer Tochter, die eigentlich auch nicht genug Platz hat, und ist ab diesem Moment wohnungslos.

Auch Gisela sucht dringend eine Wohnung. Sie möchte nach langjähriger Ehe ihren Mann verlassen. Die Kinder sind aus dem Haus und sie hält es nicht mehr aus mit ihm. Er war schon immer ein Tyrann, aber für die Kinder hat sie durchgehalten. Nun ist er in Rente und die Konflikte haben sich verschlimmert. Sie hat früher in Teilzeit und ehrenamtlich gearbeitet und nun hat sie eine sehr kleine Rente und die Mieten sind unglaublich hoch. Also bleibt sie bei ihrem Mann, sie will ja auch keinem auf der Tasche liegen. Wenn Sie sich dann doch traut, auf eine Wohnungsanzeige zu reagieren, bekommt sie eine Absage. Die Vermieter haben Sorge, dass sie sich die Miete nicht leisten kann oder sie gesundheitlich nicht fit genug ist, um die Wohnung langfristig zu mieten.

Jasmin sucht eine Unterkunft für sich und ihre fünf Kinder. Sie überlebte schwerverletzt einen Tötungsversuch ihres Ehemannes und flieht mit ihren Kindern. Auch sie ist nun wohnungslos. Sie kommt bei ihrer Mutter unter, aber hier ist nicht genug Platz, die Kinder brauchen nicht nur ein Bett und Mahlzeiten, sie müssen Hausaufgaben machen, wollen auch mal Musik hören. Mutter und Kinder sind traumatisiert. Jasmin sucht eine Wohnung, aber es ist schwierig eine große bezahlbare Wohnung zu finden, in der sie mit fünf Kindern überhaupt erwünscht ist. Zuhause hatte Jasmin einen Vollzeitjob, nun muss sie sich erst mal von ihren Verletzungen erholen und dann neu orientieren.

Emma ist Anfang 20 und ihr droht die Zwangsräumung und damit die Wohnungslosigkeit. Zu ihren Eltern besteht kein Kontakt mehr, es war nie ein schönes Zuhause. Sobald sie alt genug war, wurde sie vor die Tür gesetzt. Tagesstrukturen, sich selbst versorgen, eine Wohnung in Ordnung halten, jeden Tag zur Arbeit gehen, die Miete und Rechnungen bezahlen. Was für viele selbstverständlich ist, wurde Emma nicht vorgelebt. So hat sie sich jahrelang mit Aushilfsjobs durchgeschlagen, kauft Sachen, die sie sich nicht leisten kann und die Wohnung versinkt im Chaos. Der Vermieter möchte sie nicht mehr dort haben.

Wohnungslosigkeit kann ganz unterschiedlich aussehen und bedeutet nicht immer, dass man auf der Straße lebt. Wohnungslos ist, wer über keinen mietvertraglich abgesicherten oder eigenen Wohnraum verfügt. Und diese Situation betrifft viele Frauen – wie man oben liest – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Wohnungslosigkeit birgt aber insbesondere für Frauen einige Gefahren und Unsicherheiten. Wie lange kann ich bei meiner Freundin bleiben, die hat doch selber kaum Platz? Wie lange nimmt uns das Frauenhaus auf und wohin gehen wir danach? Finde ich in der neuen Stadt eine Schule, einen Kita-Platz und eine neue Arbeit? Wo bekomme ich Hilfe, wenn meine Rente für die Miete nicht reicht?

Hilfe bei der Fachberatung

Diese und viele andere Frauen in schwierigen Lebenslagen haben sich schon hilfesuchend an die FrauenFachberatung des Sozialdiensts katholischer Frauen im Kreis Kleve gewandt und Unterstützung erhalten. Auf der Amsterdamer Straße 25 in Kevelaer ist hinter den Räumlichkeiten des Kinder-Second-Hand-Laden KUK das Büro von Nicole Zigan (Telefon 02832/9763565, E-Mail n.zigan@skf-kleve.de). So konnten die Geschichten dieser vier Frauen eine positive Entwicklung nehmen.

Annegret kommt durch eine glückliche Fügung bei Erna, einer ebenfalls alleinstehenden älteren Dame unter, die in ihrer barrierefreien Wohnung genug Platz hat. Über einen Mietvertrag ist alles geregelt, Annegret ist nicht mehr wohnungslos.

Gisela ist über ihren Schatten gesprungen und hat eine kleine bezahlbare Wohnung im Nachbarort gefunden. Alleine geht es ihr nun besser und sie findet neue Lebensfreude.

Jasmin wohnt mit ihren Kindern inzwischen in einer zu kleinen Mietwohnung, aber sie kommen zurecht und können vermutlich bald in ein Haus umziehen.

Emma hat nun Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags, ihre Wohnung wurde aufgeräumt, sie bewirbt sich um Ausbildungsplätze und baut ihre Schulden ab. Die Zwangsräumung konnte so abgewendet werden.

Um Frauen vor Wohnungslosigkeit zu schützen oder sie aus schwierigen Lagen zu befreien, braucht es helfende Hände und manchmal eine neue Idee. So wie die von Erna, die bereitwillig eine fremde Frau in ihren vier Wänden willkommen heißt. Und es braucht mutige Vermieter, die auch einer Frau wie Jasmin mit ihren Kindern eine Chance auf einen Neustart geben oder wie bei Emma die Zwangsräumung aussetzen, wenn sie sehen, dass es mit Unterstützung nun besser läuft.

Die FrauenFachberatungsstelle ist dankbar, dass es Menschen gibt, die den Schicksalen dieser und anderer Frauen eine positive Wendung geben.

Um Frauen vor Wohnungslosigkeit zu schützen oder sie aus schwierigen Lagen zu befreien, braucht es helfende Hände. Foto: Canva

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