
Knochen, Kunst und Kamine
An drei Wochenenden ist im Haus Te Gesselen die Ausstellung „Knekelpoesie“ von Eduard Roijen zu sehen
Haus Te Gesselen
„Die Räume leben noch einmal ganz anders, wenn sie mit Kunst gefüllt sind“, findet Petra Cleven, die das ehemalige Rittergut, im 17. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Hoensbroech, vor acht Jahren gekauft hat. Die imposante Anlage fand 1247 erstmals urkundlich Erwähnung und zählt zu den am vollständigsten erhaltenen Herrensitzen am Niederrhein, zudem ist es das älteste bewohnte Haus in Nordrhein-Westfalen. „Das stand schon hier, bevor man in Köln mit dem Bau des Doms begonnen hat“, macht Cleven deutlich, wie besonders das Haus ist, das nur zu ausgewählten Anlässen besichtigt werden kann. Die hier stattfindenden Ausstellungen sind ein solcher Anlass. „Als die Familie Keuck das Anwesen in den 1980er Jahren übernommen hat, war es einsturzgefährdet“, hat sich Cleven intensiv mit der Historie von Haus Te Gesselen beschäftigt. Besonders aufwendig war der Austausch der Eichenpfähle, auf denen das Gebäude steht. „Bis in die 1930er Jahre lag es direkt an der Niers“, erklärt Cleven. Als diese begradigt wurde, lag das Holz nicht mehr im Wasser und begann zu faulen. Mit Fördermitteln des Denkmalschutzes wurde das Gebäude ab 1987 aufwendig saniert. Kunsthistorisch bedeutend sind zwei offene, spätgotische Kamine, einer davon stammt aus dem Jahr 1461. Auch der Pfettendachstuhl und die gotischen Treppengiebel sind gut erhalten und können besichtigt werden. Petra Cleven und Ursula Keuck werden zudem jeweils um 12 Uhr durch die Räume führen. „In jedem Fall lohnt es sich auch, den Garten zu besuchen“, sagt Cleven. Hier gibt es rund 50 verschiedene Baumarten zu sehen, darunter Mammut-, Gingko und Tulpenbäume. Dort findet man dann auch ruhige Plätze, die zum Verweilen einladen. Gesorgt ist auch für das leibliche Wohl der Besucher. Es gibt Kuchen und Getränke, am letzten Ausstellungs-Wochenende auch frische Waffeln und Crepes und einen Eis-Wagen.
„Die Wunderkammer“
Im Rahmen der Vernissage wird am kommenden Freitag erstmals das Buch „Die Wunderkammer Eduard Roijens“ präsentiert, das im Kunstverlag David erschienen ist. Der Kevelaerer Matthias David ist neben Sarah Roijen und dem Bühnenbildner Michael Korn einer der Kuratoren der Ausstellung und hat den Anstoß dazu gegeben, die Schätze, die sich in Roijens Wohnung angesammelt haben, für die Nachwelt zu dokumentieren. Dies hat der Fotograf Dr. Thomas Köster im Auftrag der Tochter getan. „Die Geschichten müssen weitererzählt werden“, findet Sarah Roijen und spricht damit auch für Petra Cleven, die sich auf viele Besucher und gute Gespräche freut.Verena Schade
Eduard Roijen hat unzählige Briefe und Karten gestaltet, um mit seinen Lieben Kontakt zu halten und Freundschaften zu pflegen. Einige davon sind in der Ausstellung zu sehen. Zudem kann man Postkarten-Editionen erwerben.Fotos: Matthias David Foto: Matthias David

Sarah Roijen (l.) und Petra Cleven freuen sich auf die Ausstellungs-Wochenenden. Beide Frauen sind an allen Tagen vor Ort, bieten Führungen an und kommen gern mit den Besuchern ins Gespräch.NN-Foto: vs
