
Katholische Karl-Leisner-Kliniken werden bei Krebsoperationen eingeschränkt
Das Krankenhausreformgesetz wirkt sich auch auf Behandlungen im Kreis Kleve aus
Das Krankenhausreformgesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wurde bereits im Oktober – vor dem Aus der „Ampel“ – von der Koalition im Bundestag beschlossen. Es soll stückweise bis 2029 umgesetzt werden und den finanziellen Druck auf die Kliniken in Deutschland durch Spezialisierung mindern. Vor allem die kleinen Kliniken sollen künftig weniger Leistungen anbieten und sich auf die Eingriffe beschränken, die sie gut beherrschen. So der Plan.
Am Karl-Leisner-Klinikum sieht man das jedoch kritisch. „Für die Weiterbildung unserer Ärzte ist das nicht gut. Unsere Weiterbildung ist gefährdet“, sagt Dr. Ufuk Gündug, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Diabetologie, Hypertensiologie und Infektiologie am KKLE, „dabei haben wir gezeigt und bewiesen, dass wir auch spezielle Eingriffe mit einer hohen Qualität durchführen können. Das fällt nun weg. Sollte man in fünf bis zehn Jahren allerdings merken, dass das doch der falsche Weg war, kann es zu spät sein.“ Dabei sei es gerade für eine ländliche Region wie den Kreis Kleve wichtig, eine gute ärztliche Versorgung zu haben.
Dabei sei das ohnehin schon längst nicht mehr in allen Bereichen der Fall. „Diabates ist eine Volkskrankheit, deren Behandlung extrem wichtig ist. Seit 2018 hat die Stadt aber keinen niedergelassenen Diabetologen mehr. Wir als Krankenhaus behandeln jedoch auf hohem Niveau Diabates Typ 1 und 2-Patienten“, sagt Gündug. Dieser Umstand sei auch wichtig, um vielleicht doch nochmal einen Diabetologen davon überzeugen zu können, sich in Kleve zusätzlich zum Krankenhaus niederzulassen.
36.000 Fälle behandeln die Katholischen Karl-Leisner-Kliniken pro Jahr. Mit etwa 101 Fällen falle künftig zwar nur ein scheinbar schwindend geringer Anteil am Gesamtvolumen weg, aber eben kein unbedeutender. Denn diese Fälle seien auch mit die Basis für eine gute Notfallversorgung gewesen. „Eine gute Traumatologie braucht auch eine gute Thorax-Chirurgie“, sagt Geschäftsführer Kemper.
Künftig dürfe die Thorax-Chirurgie am Katholischen Karl-Leisner-Klinikum aber eben keine primären Bronchialkarzinome (Lungenkrebs), bei denen kein akuter Notfall vorliege, mehr operativ behandeln. In 2024 seien noch 55 Eingriffe dieser Art durchgeführt worden. Nun müssten die Patienten wie auch beim Bauchspeicheldrüsen- und Eierstockkrebs an Kliniken in Düsseldorf oder Krefeld weitervermittelt werden. Auch die Universitätsklinik in Nijmegen sei auf Wunsch des Patienten und nach Kapazität der niederländischen Kollegen möglich. „Es wird dadurch zwar nicht mehr bei uns, aber mit uns operiert. Denn die Diagnostik, die Erstellung des Therapieplans und die Vorsorge findet weiterhin bei uns statt. Der Patient wird dann für den bestimmten Eingriff zum Kooperationspartner verlegt und zeitnah nach dem Eingriff – sobald die Transportfähigkeit gewährleistet ist – zu uns zurückverlegt, damit wir wieder die Nachsorge übernehmen können“, erklärt Kemper.
Die Mediziner am KKLE fürchten nun allerdings, ihre Expertisen bei diesen operativen Eingriffen zu verlieren, wenn sie diese regulär nicht mehr durchführen können. Das KKLE hat deshalb auch Einspruch gegen diese Auswirkungen des Krankenhausreformgesetzes eingelegt. Wann darüber entschiedet wird und ob der Einspruch erfolgreich sein wird, weiß Geschäftsführer Werner Kemper natürlich nicht. Dass es noch zu weiteren Einschränken kommen könnte, davon gehe er derzeit aber nicht aus. Ausschließen könne man das auch im Hinblick auf die neue Bundesregierung allerdings nicht.
Dr. Frank Müller, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie am KKLE, betonte im Pressegespräch aber nochmal die dennoch gute Versorgungslage im Kreis Kleve: „Diese Klinik ist sehr breit aufgestellt. Bis auf die Geriatrie decken wir komplett alle Abteilungen ab. Das entspricht schon einem Universitätskrankenhaus und ist auf dem Land einmalig. Diese Versorgungsstruktur möchten wir aber auch halten.“
Sabrina PetersDr. Lubos Trnka (Chefarzt Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde), KKLE-Geschäftsführer Werner Kemper, Dr. Frank Müller (Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie) und Dr. Ufuk Gündug (Chefarzt Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Diabetologie, Hypertensiologie und Infektiologie; v.l.) sehen die Auswirkungen der Krankenhausreform für das KKLE kritisch. NN-Foto: SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich