
Informationsabend der EUTB zum Thema „Aufwachsen mit Handicap“ bald in Geldern und Kleve
Experten Informieren Eltern über frühkindliche Förderung, Pflege, Hilfsmittel und mehr
GELDERN/KLEVE. Das etwas anders zu sein, nichts Schlechtes bedeutet, erleben Anissa Schuchert und Heidi Graf von der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung Kreis Kleve (EUTB) jeden Tag. Im Rahmen ihrer Arbeit begleiten sie Menschen mit Behinderung und deren Angehörige auf ihrem Weg der Diagnostik, bei der späteren Beantragung von Hilfsmitteln oder finanzieller Unterstützung sowie als Vermittler zu anderen Dienstleistern und Organisationen, die bei der Bewältigung des Alltags Hilfe leisten.
„Wir verstehen uns als allgemeine Beratungsstelle auf Augenhöhe, um Menschen eine Hilfestellung zu geben. Das können Betroffene selbst sein oder Eltern, die bei ihrem Kind Auffälligkeiten bemerkt haben. Wir nehmen sie an die Hand und gehen den Weg mit ihnen gemeinsam“, berichtet Heidi Graf. Viele Eltern wüssten oft gar nicht, welche Perspektiven sie hätten oder wen sie ansprechen könnten. Informationen zu verbreiten und dabei möglichst viele Betroffene zu erreichen, sei deshalb der wichtigste Bestandteil in der Arbeit der EUTB. Zweimal jährlich veranstaltet die Organisation daher einen kostenlosen Infoabend, bei dem Wissen zu speziellen Themen durch Experten und Fachkräfte vermittelt wird. „2023 haben wir mit Veranstaltungen zum Thema Autismus gestartet“, erinnert sich Anissa Schuchert, „2024 ging es dann mit Vorträgen zum Thema Sinnesbehinderungen weiter. Uns ist wichtig, dass wir den ganzen Kreis Kleve mit unseren Veranstaltungen abdecken. Daher findet jeweils ein Infoabend in Kleve und einer in Geldern statt.“ Die Veranstaltungen richten sich direkt an die Betroffenen und ihre Angehörigen oder Fachkräfte, die ihr Wissen in diesem Bereich auffrischen möchten. Alle Veranstaltungsorte sind barrierefrei zugänglich. Eine Schriftdolmetschung ist ebenfalls vorhanden und Assistenzhunde willkommen.
Die nächsten Termine
In diesem Jahr behandelt der EUTB an den Dienstagen 18. März (in Geldern) und 1. April (in Kleve) jeweils von 17 bis 20 Uhr ein ganz besonderes Thema, wie Graf selbst erzählt: „Bei den vergangenen Veranstaltungen ging es wenig um das Leben mit Beeinträchtigungen im Kindes- und Jugendalter. Zuhörer waren auch eher erwachsene Betroffene, die sich weiterbilden wollten. Aus diesem Grund haben wir uns in 2025 bewusst für das Thema ‚Aufwachsen mit Handicap‘ entschieden.“ Die Abende finden in den Räumlichkeiten der Lebenshilfe Gelderland, Bahnhofsstraße 33 in Geldern und im Familienforum Kermisdahl, Kalkarer Straße 10 in Kleve statt. Um Anmeldung wird unter Telefon 02821/780021 oder E-mail teilhabeberatung-kreis-kleve@paritaet-nrw.org gebeten.
Ein großes Problem sei, dass nicht sichtbare Beeinträchtigungen bei Kindern erst spät erkannt, und mit einer entsprechenden Frühförderung daher auch zu spät begonnen würde. „In den ersten Jahren eines Kindes kann man noch sehr viel mit früher Förderung bewirken. Es gibt zum Beispiel die Ergotherapie oder logopädische Behandlungen. Allerdings kommen viele Auffälligkeiten erst ans Licht, wenn die Kinder bereits in die Schule gehen, da Vorschuluntersuchungen nicht darauf ausgelegt sind eventuelle Beeinträchtigungen wie Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten zu erkennen“, erläutert Schuchert. Die kommenden Informationsveranstaltungen seien deshalb besonders an Eltern mit beeinträchtigten Kindern gerichtet, aber eben auch solche, die bei ihrem Kind ohne ersichtliche Behinderung selbst Auffälligkeiten feststellen und sich zu möglichen Wegen der Diagnostik oder Förderung informieren möchten.
Mit dabei sind neben der EUTB, Referenten der Frühförderstelle Kreis Kleve, des Bunten Kreis Kleverland, des Lern- und Therapiezentrums Gelderland, der Betreuungsstelle Kreis Kleve sowie Verfahrenslotsinnen des Jugendamtes. Sie alle geben während der dreistündigen Veranstaltung einen Einblick in den Bereich Frühförderung, Schulbegleitung, Pflege, Hilfsmittel oder Kostenträger. Darüber hinaus erfahren Interessierte, welche Möglichkeiten zur Entlastung es für betroffene Familien gibt und welche Auffälligkeiten bei Kindern ein Signal für einen frühen Förderbedarf sein können. Für Schuchert und Graf ist ein Punkt aber besonders wichtig: „Wir sprechen auch darüber, was zu tun ist, wenn Jugendliche mit Behinderung volljährig werden. Laut Gesetz sind auch sie dann für sich selbst verantwortlich. Inwieweit sie das können, muss vorab von einem Gericht geprüft werden. Eltern sind selbst dafür verantwortlich, diese Prüfung rechtzeitig in die Wege zu leiten“, erläutert Schuchert abschließend. An den beiden Informationsabenden soll das Thema Volljährigkeit daher umfassend behandelt werden.
Das Team der EUTB möchte mit seinen Veranstaltungen Betroffene und Angehörige bestärken, immer weiter für die Hilfe die sie benötigen zu kämpfen. Die Informationsabende sollen also auch Kraft spenden und durch den Austausch mit anderen Betroffenen einen sicheren Raum voller Verständnis und neuem Mut schaffen.
Anissa Schuchert (links) und Heidi Graf haben sich das Helfen von Menschen zur Aufgabe gemacht. NN-Foto: J. Kurschatke
