
IGW: Der Niederrhein wird zur Partnerregion
Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin steht auch der Kreis Wesel an der Seite des Landes NRW
„Mit Herz für den Niederrhein“: Unter diesem Motto repräsentieren die Genussregion Niederrhein, die beiden Leader-Regionen des Kreises Wesel, der Verein Agrobusiness Niederrhein und Niederrhein Tourismus ihre Heimat vor Besuchern aus aller Welt. Dabei ist man so stark aufgestellt wie nie zuvor, wie Ullrich Langhoff als Vorsitzender der Genussregion Niederrhein nahelegt. Immerhin habe sich die Genussregion über die vergangenen Jahre stetig weiterentwickelt.
„Niederrheinische Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und möglichst viele mit ins Boot nehmen: Das haben wir uns von Anfang an auf die Fahne geschrieben.“ Das soll sich auch in den Angeboten in Berlin niederschlagen. „Vom Schaukochen über Blindverkostungen bis hin zu Landtouren können wir eine große Vielfalt präsentieren, die dazu ermuntert, den Niederrhein zu besuchen und zu sehen, wie die Gewerke hier funktionieren.“
Lukas Hähnel von der EntwicklungsAgentur Wirtschaft Kreis Wesel hat die ländliche Regionalentwicklung als wirtschaftliches Thema im Blick. Die vorhandenen Schätze heben, bündeln und sich als Standort präsentieren: Er beschreibt die Aufgabe auf der IGW als ganzheitlichen Ansatz. Im Status als erste Partnerregion sieht er eine Auszeichnung für die „gute Arbeit, die hier über Jahrzehnte geleistet wurde. Wir fahren aber nicht nur mit Produkten nach Berlin, sondern auch mit Geschichten.“ Die verbinde man mit Emotionen, „und Emotionen gehen oft durch den Magen.“ So werde aus regionalen Produkten schnell ein Gefühl. Durch die vorhandene Vielfalt könne man Besucher an den Niederrhein locken, um ihn dann über die Geschichten erlebbar zu machen. Das Potenzial zeigt er an einer neuen Studie auf: „Jährlich wurden 40 Millionen Tagesgäste im Kreis Wesel erfasst.“ Um den niederrheinischen Genuss aber auch weiterhin den Gästen zu vermitteln, brauche es ein starkes Netzwerk. Die IGW sieht er daher als gute Gelegenheit, auch die Kooperation unter den Akteuren zu stärken.
Landrat Ingo Brohl ist sich der Bedeutung der IGW ebenfalls bewusst. „Die Lebensmittelwirtschaft ist eine der wesentlichen Industrien, die wir haben.“ Dabei gehe es aber nicht nur um die Versorgungssicherheit, sondern auch um den Geschmack. „Und der Niederrhein schmeckt gut“, betont er.
Die erste Partnerregion des Landes NRW zu sein beweise obendrein, dass der Niederrhein als starke land- und ernährungswirtschaftliche Region besonders hervorsteche. „Wir führen konventionellen und ökologischen Landbau zusammen, wir stärken die Wertschöpfungsketten“, das mache die Wahl zur Partnerregion zu einem logischen Schritt. Gleichzeitig verweist er mit dem ersten Messeauftritt der Niederrhein Tourismus auf die Verflechtungen der verschiedenen Bereiche. „Ich glaube, das gehört in unserer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft zusammen. Die Menschen suchen immer mehr Individualität und Besonderheiten.“ Regionalvermarktung sei damit für alle Seiten von Vorteil und somit von großer Bedeutung.
Regionalität als Stärke
Dass es immer auch um aktuelle Themen geht, betont noch einmal Monika Stallknecht von der EntwicklungsAgentur Wirtschaft. „Unser Ziel ist es, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen und in den Köpfen die Themen regionale Ernährungswirtschaft und Nachhaltigkeit zu fördern.“ Unter diesem Gesichtspunkt können die niederrheinischen Akteure ihre Regionalität als zeitgemäße Stärke ausspielen, wie sie auf der Messe beweisen dürften. „Wir verbinden unsere regionale Produktion mit einer Zusammenarbeit untereinander, kurzen Wegen und CO2-Einsparungen.“
Die Liste der Produkte, die den langen Weg nach Berlin antreten werden, ist lang. Darunter fallen etwa der Walbecker Spargel, niederrheinischer Panhas auf Kartoffelrösti vom Lippeschlösschen oder Biere von der Feldschlösschen Brauerei Hamminkeln und Walter Bräu aus Büderich – die zum Teil auch für Diabetiker geeignet sind, wovon man sich gern selbst überzeugen darf.
Wie angekündigt, gehen damit einige spannende Geschichten einher. So ist etwa der Jadegold-Käse von Aurora Kaas aus Kranenburg Maria Reimer gewidmet, die vor 200 Jahren das Goudarezept aus den Niederlanden an den Niederrhein brachte. Eine Infrastruktur für die regionale Verarbeitung regionaler Rohstoffe schaffen, das ist das Ziel von Projekt korn B. „Wir möchten das Sommergetreide wieder heimisch machen“, erklärt der Vorsitzende Wilhelm Kloppert. Das Getreide bzw. Malz, um das es geht, soll so vor Ort vom Feld zum Beispiel als Bier in der Flasche oder im Brot landen. Tabita Kraft vom Tinthof in Spellen wird diesem Vorhaben als erste Malzkönigin in Berlin ein Gesicht geben.
Die regionale Wertschöpfung nehmen auch die sechs Landwirte der HEG Rhede sehr ernst. Sie bauen jedes Jahr circa 25 Hektar Hanf an, aus dem dann verschiedene regionale Produkte entstehen: von Öl und Senf über Käse, Salami und Bratwurst bis hin zu geschälten Hanfsamen als proteinreiches Superfood. „Wir arbeiten für alle Produkte mit ortsansässigen Partnern zusammen“, sagt Brigitte Nienhaus.
Ingeborg Deselaers-Pottgießer wird die Besucher in ihrer Rolle als Stadtentdeckerin in Wesels Hansezeit entführen. So wird sich etwa klären, warum Roggenbrot für arme Menschen gedacht und Weizenbrot reichen vorbehalten war. Oder warum es schon für Kinder zum Frühstück Bier gab. „Vielleicht backe ich auch etwas Authentisches“, sagt sie.
Wie weit die Vielfalt des Niederrheins reicht, wird der Xantener Moerenhof zeigen. Er stellt das Kneipp-Programm für Jung und Alt vor. „Wir veranstalten dazu ein Quiz und leichte Bewegungseinheiten“, verrät Sonja Meurs-Schuster. „Kneipp hat viele Elemente, die man im Alltag auch zu Hause anwenden kann.“
Die Leaderregionen hingegen stellen ihr Wirken zusammen mit den Akteuren der von ihnen geförderten Projekte vor: So wird die Leader-Region „Niederrhein: Natürlich lebendig!“ mit dem Waldkindergarten Alpen auftreten, wo durch Förderung ein Bienenlehrpfad und eine kleine Imkerei entstanden ist. Besucher haben in Berlin die Möglichkeit, selbst Kerzen zu drehen und mithilfe von Ansichtsexemplaren zu erfahren, was zur Honigherstellung nötig ist. Die Region „Lippe-Issel-Niederrhein“ wiederum wird unter anderem zusammen mit dem Bürgergarten Hünxe – ein generationsübergreifender Treffpunkt – mit den Besuchern Blühkugeln herstellen und mehr zum Projekt erzählen.
Die Öko-Modellregion Niederrhein hat es sich zum Ziel gesetzt, die regionale Wertschöpfung weiter zu stärken, um so auch den Ökolandbau am Niederrhein weiter auszubauen. In diesem Sinne wartet auf die Besucher unter anderem ein Bio-Quiz, das die Vielfalt am Niederrhein aufzeigt, wie Kirstin Aryan verrät.Die Akteure vom Niederrhein vertreten ihre Heimat in Berlin. NN-Foto: Thomas Langer
