Europa und 80 Jahre Freiheit
Vortrag auf der Gaesdonck: Kriegsende und das Abenteuer von Hoffnung, Mut und Gemeinsamkeit
GOCH. „Gaesdoncker Studium Generale“ – hinter diesem Begriff verbirgt sich eine ganz besondere Veranstaltungsreihe des Internatsgymnasiums Gaesdonck in Goch. Mit einer bunten Mischung von Vorträgen und spannenden Persönlichkeiten möchte Dr. Kattelans, Oberstufenkoordinator der bischöflichen Privatschule den Horizont seiner Schüler in der Oberstufe erweitern.
So war die Gaesdonck zuletzt etwa im Rahmen der gemeinsam mit der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft und dem Bundeswehrstandort Kalkar-Kleve ausgerichteten Wintervorträge Gastgeber für den Historiker Prof. Sönke Neitzel, den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. „Gerade die unmittelbare Begegnung und die Diskussion über eine Vielfalt von Themen, die im ,normalen‘ Unterricht kaum vorkommen, ist ein elementarer Baustein einer ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung“, stellt Kattelans heraus.
Am Dienstag, 4. November, (17 bis 18.30 Uhr) wird Drs. Wiel Lenders als Geschichtswissenschaftler und ehemaliger Direktor des Freiheitsmuseums in Groesbeek (NL) in der Gaesdoncker Aula die historischen Wurzeln des gemeinsamen Europäischen Hauses beleuchten.
„Auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wurde Europa gebaut“, so eines der Ergebnisse der langjährigen Forschungen von Lenders. Er wird in seinem Vortrag einen Blick zurückwerfen auf die Ereignisse zum Kriegsende 1944/45 und dabei vor allem auch Europa als Modell und Vision für eine gemeinsame friedliche und freie Zukunft aller Völker auf dem Kontinent in den Mittelpunkt stellen.
Seine Argumentation beginnt mit den luziden Warnungen von Schriftstellern und Geistlichen in den 1930er-Jahren vor der barbarischen Ideologie, die vor der Tür stand oder bereits Einzug gehalten hatte: Eine Weltanschauung, die zu einer der größten humanitären Katastrophen der Weltgeschichte führte.
Anschließend geht Lenders auf den Preis der Befreiung des Rheinlandes ein und auf den neuen historischen Zeitraum nach 1945, wobei das hoffnungsvolle Legat von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ins Rampenlicht gestellt wird. Danach zielt er voll auf die europäische Identität sowie das Opus Magnum der entscheidenden Zusammenarbeit und Integration. Zum Schluss wird geendet mit dem wichtigen Appell von Radikale Hoffnung und Mut an das Jetzt und Morgen in Europa und der Welt.
Lenders hält in seinem Vortrag ein starkes Plädoyer für die Bedeutung von wirklichem Wissen und Verstehen der Geschichte, die vor kollektivem Gedächtnisverlust, Aktualitätszwang oder dem Primat der Meinung bewahren sollen: Zu oft schauen die Menschen nur auf die letzten fünf Minuten der Geschichte. Der Vortrag wird mit lebendigem Bildmaterial illustriert, und im Anschluss gibt es reichlich Gelegenheit für Fragen, Kommentare und Diskussionen.
Drs. Wiel P.H. Lenders studierte Geschichte an der Radboud Universität Nijmegen. Nach seinem Abschluss war er Fachleiter und Dozent an der Hochschule Arnhem/Nijmegen (Department of History Teaching) und Associate der Universität Groningen (Department of International Relations and International Organizations).
Lenders ist der Gründer und Direktor a.D. des heutigen Freiheitsmuseums in Groesbeek (Gemeinde Berg en Dal/NL) und Mitbegründer der Liberation Route Europe. Er ist international bekannt für seine über die Grenzen hinaus verbindende Arbeit als Museumsleiter und Geschichtswissenschaftler.
Die Veranstaltungsreihe „Studium Generale“ des Internatsgymnasiums Gaesdonck ist ein Angebot für Oberstufenschüler und weitere Interessierte. Gäste sind willkommen, eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.