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Malen steht bei den Kindergartenkindern hoch im Kurs. Kita-Leiterin Kelly Krams schaut sich an, was die Mädchen mittels Overhead-Projektor an der Wand darstellen. NN-Foto: SP
24. September 2024 · Sabrina Peters · Xanten

Eine freie Entfaltung fängt schon im Kindergarten an

Die St. Pantaleon Kita in Lüttingen setzt auf ein offenes Betreuungskonzept

XANTEN. Bella bastelt gerne, wie sie voller Begeisterung verrät. „Ich gehe gerne in die Turnhalle und galoppiere“, sagt Ida. Auch male sie gerne. „Am liebsten Tiere oder Fahrzeuge“, ergänzt die Lütte. In ihrem Kindergarten, der St. Pantaleon Kindertagesstätte in Lüttingen, dürfen sich die Kinder jeden Tag selbst aussuchen, was sie machen wollen. Denn dort gibt es ein offenes Betreuungskonzept, das den Kindergartenkindern eine noch freiere Entfaltung ermöglicht.

Statt in den immer selben Gruppenräumen, sind die Kinder im Lüttinger Kindergarten in der kompletten oberen Etage frei unterwegs. Die einzelnen Räume stehen für verschiedene Werkstätten, wie die Mal-Werkstatt. Auch eine Turnhalle gibt es. In diesen Entdeckungsräumen können die Kinder selbstständig malen, bauen, forschen oder sich bewegen – ganz so wie sie es selbst wollen. Eine Erzieherin ist in jedem Raum vor Ort und gibt zwar Tipps, die Initiative kommt aber immer von den Kindern selbst.

„Diese offene Arbeit ist ja ganz oft mit negativen Gedanken behaftet. Viele meinen, dass es dann keine Regeln und Strukturen gibt und dass jedes Kind macht, was es will – aber so ist das nicht“, betont Kita-Leiterin Kelly Krams. Auch im St. Pantaleon Kindergarten gebe es – trotz offenem Betreuungskonzept – Strukturen. „Die Kinder wissen zum Beispiel ganz genau, wie ihr Tagesablauf ist“, sagt Krams.

Jeden Montag treffen sich die derzeit 59 Ü3-Kinder beispielsweise in ihren nach Alter gestaffelten Gruppen zur Morgenrunde. „Es gibt die Minis, Maxis und die Treffis – also erstes, zweites und drittes Kindergartenjahr, wobei die Treffis schon unsere Vorschulkinder sind“, sagt Krams. Für die Kinder gibt es die Bezeichnungen Minis, Maxis und Treffis allerdings nicht. „Zu Beginn des Kita-Jahres haben sich alle drei Gruppen gemeinsam einen Namen gegeben. Die Minis sind die Füchse, die Maxis die wilden Wölfe und die Treffis heißen jetzt Drachen-Treffis“, berichtet Krams. Die Vorschulkinder, also die Drachen-Treffis, treffen sich zudem regelmäßig zum Vorschulunterricht. „Gerade erst hatten wir das ,Wuppi-Projekt‘, bei dem sie etwa Silben geklatscht haben, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen“, sagt Krams.

Auch bei einem offenen Konzept sei eine Kindertagesstätte heute längst nicht mehr nur ein Betreuungsort. „Wir sind auch eine Bildungseinrichtung, gewissermaßen sogar schon eine Schule. Denn wir bereiten die Kinder auf die Schule vor und bringen ihnen die ersten Sachen bei“, sagt Krams. Und auch ein offenes Kindertagesstätten-Konzept, bei dem die Selbstbestimmung der Kinder im Vordergrund stehe, bereite optimal auf den Schuleintritt vor: „Die Vorschulkinder wissen, dass eine Aufgabe eine Aufgabe ist und sie auch mal etwas machen müssen, und dass sie Mitschüler haben, auf die sie auch Acht geben müssen. Das wird in den Gruppen gelernt – denn in der Schule müssen sie das ja können.“

Zum täglichen Tagesablauf gehört für alle Kindergartenkinder auch das tägliche Frühstück von 8 bis 10 Uhr – auch das ist jedoch wieder selbstbestimmt. „Die Kinder können selbst entscheiden, wann sie frühstücken. Es muss niemand schon um 8 Uhr essen, obwohl er noch keinen Hunger hat“, betont Krams. Danach beginne der offene Teil des Tages. Die Kinder können sich frei in die jeweiligen Entdeckungsräume zu den Themen Malen, Bauen, Forschen, Hauswirtschaft, Bewegen oder Rollenspiel begeben. „Jeder Raum wird von mindestens einer Erzieherin betreut. Zurzeit wechseln die Erzieherinnen monatlich ihre Räume, was auch von ihnen ein hohes Maß an Flexibilität erfordert“, sagt Krams.

Das offene Kita-Konzept habe aber auch dahingehend viele Vorteile. Denn die Ü3-Kindergartenkinder hätten damit – anders als die derzeit 22 U3-Kinder, die von festen Erzieherinnen und einem Erzieher im Erdgeschoss betreut werden – keine fest zugeteilten Betreuungspersonen. „Alle Erzieher kennen alle Kinder. Wir beobachten ganz viel, um den Eltern ein gutes Feedback geben und die Kinder so auch bestmöglich fördern zu können“, sagt Krams. Und ergänzt: „Mit unserem offenen Konzept und den Entdeckungsräumen geben wir den Kindern die größtmöglichen Anreize, sich von innen heraus selbst zu entwickeln. Sie wissen in diesem Alter schon selbst am besten, was sie wollen und welche Aufgabe sie weder unter- noch überfordert.“ Vorbei seien die Zeiten, in denen Kinder von außen fremdbestimmt und ihnen einfach etwas auferlegt werden würde.

Da wo es notwendig sei, würden die Erzieher allerdings nachhelfen. „Wenn ein Kind beispielsweise immer nur im Entdeckungsraum zum Bauen ist, würden wir etwa irgendwann ein Blatt Papier und einen Stift mitnehmen und mit dem Kind eine Bau-Zeichnung anfertigen, damit wir auch mal sehen, wie es den Stift hält und wie viel Druck er ausübt – auch wenn das Malen eigentlich ein anderer Raum wäre“, erläutert Krams.

Dass Kinder nur ein einziges Interesse haben, sei aber ohnehin eine Seltenheit. „Ich mache eigentlich alles gerne“, sagt auch Ida. Die Kindergartenkinder der St. Pantaleon Kindertagesstätte lieben jedenfalls das offene Betreuungskonzept und freuen sich spürbar auf jeden neuen Kindergartentag mit neuen Erlebnissen und freier Entfaltung – ganz ohne Druck von außen.

Sabrina Peters

Malen steht bei den Kindergartenkindern hoch im Kurs. Kita-Leiterin Kelly Krams schaut sich an, was die Mädchen mittels Overhead-Projektor an der Wand darstellen. NN-Foto: SP

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