Agentur für Arbeit Wesel: Es gibt immer weniger Ausbildungsstellen
Die Agentur für Arbeit Wesel berichtet, dass die Anzahl der Ausbildungsstellen erneut zurückgegangen ist / 2026 wird es viel weniger Abiturienten geben
NIEDERRHEIN. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen nimmt immer weiter ab. Das hat jetzt die Agentur für Arbeit Wesel auf ihrer jährlichen Ausbildungsmarkt-Bilanzpressekonferenz für das Berichtsjahr 2024/25 bekanntgegeben. Im Vergleich zu den Zahlen, die im September 2024 vorlagen, gab es im Agenturbezirk, zu dem die Kreise Kleve und Wesel gehören, bis September 2025 292 Ausbildungsstellen weniger – ein Minus von 7,2 Prozent (2024: 4.078 Ausbildungsstellen; 2025: 3.786 Ausbildungsstellen). „Das ist ein Stück weit der konjunkturellen Lage geschuldet“, meinte Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wesel. Zuletzt hatte es 2021 einen leichten Zuwachs an Ausbildungsstellen gegeben. Damals wurden 4.436 Ausbildungsstellen angeboten. Im Vorjahr hatte sich allerdings auch die Coronavirus-Pandemie massiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt.
Die Anzahl der Bewerber für einen Ausbildungsplatz hat dagegen in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen: Insgesamt 4.108 Bewerber haben für einen Ausbildungsplatz nahmen vom 1. Oktober 2024 bis 30. September 2025 die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Wesel in Anspruch. Das sind 258 Jugendliche oder 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. „Eine Ausbildung als Start ins Berufsleben ist wieder gefragter bei jungen Menschen in unserem Agenturbezirk. Sowohl im Kreis Wesel als auch im Kreis Kleve haben von Oktober 2024 bis Ende September 2025 mehr Jugendliche als im Vorjahr die Unterstützung durch unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater genutzt. Das ist für uns ein Zeichen, dass sich der durchgängige Einsatz für den hohen Wert einer betrieblichen Ausbildung auszahlt“, sagte Ossyra. Insgesamt seien es sogar noch mehr Ausbildungsplatzbewerber gewesen, denn nicht jeder Ausbildungsinteressierte nimmt auch das Angebot der Agentur für Arbeit in Anspruch.
Mit 51,1 Prozent (2.101 Bewerber) haben die Bewerber, die sich an die Agentur für Arbeit Wesel bezüglich der Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle gewandt haben, ihren Schulabschluss bereits in den Vorjahren und nicht im nun abgelaufenen Berichtsjahr gemacht. Die Zahl der Ausbildungsinteressierten mit Fluchthintergrund sei jedoch gestiegen. In den vergangenen zwölf Monaten hätten sich 826 ausländische Mitbürger nach einer Ausbildungsstelle erkundigt. Das mache einen Anteil von 20,1 Prozent aus. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 129 Bewerber beziehungsweise 18,5 Prozent mehr.
Trotz der zurückgehenden Anzahl von Ausbildungsstellen und der steigenden Bewerberzahl – auf 100 Ausbildungsstellen kamen im vergangenen Berichtsjahr 109 Bewerber – blieben 2025 im gesamten Agenturbezirk 8,1 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt. „Wir haben unterm Strich rechnerisch einen einigermaßen ausgeglichenen Ausbildungsmarkt“, urteilte Ossyra. Das liege vor allem daran, dass die Ausbildungsberufe unterschiedlich gefragt seien.
An der Spitze der gemeldeten Ausbildungsstellen stand 2025 im Agenturbezirk Wesel der Beruf Kaufmann im Einzelhandel mit 441 gemeldeten Ausbildungsstellen. Auf Platz zwei folgte der Beruf des Verkäufers mit 348 Stellen, gefolgt vom Kaufmann für Büromanagement mit 166 Stellen. Bei den Bewerbern waren hingegen die Ausbildungen zum Kaufmann für Büromanagement (255 Ausbildungsstellen), zum Kraftfahrzeugmechatroniker/PKW-Technik (247) und zum Verkäufer (210) am meisten gefragt. Aktuell gebe es freie Ausbildungsstellen – etwa zum Bauzeichner, Elektroniker, Heilerziehungspfleger, Kaufmann für Büromanagement, Land- und Baumaschinenmechatroniker und zum Verkäufer –, die sofort angetreten werden könnten. „Wir stehen daher in Kontakt zu Jugendlichen und Betrieben, damit noch Ausbildungsverträge zustande kommen“, sagte Ossyra.
Das nächste Jahr wird in Bezug auf den Ausbildungsmarkt in Nordrhein-Westfalen ganz besonders spannend. Denn aufgrund des Rückgangs von G8 zu G9 fällt 2026 ein Abitur-Jahrgang nahezu komplett aus. Nur die Gesamtschulen und Berufskollegs, bei denen das Abitur nach neun weiterführenden Schuljahren geblieben war, und eine geringe Anzahl an Gymnasien, die etwa sitzengebliebenen Schülern die Ablegung des Abiturs im nächsten Jahr ermöglichen, werden 2026 neue Abiturienten hervorbringen. Die Agentur für Arbeit Wesel geht daher davon aus, dass es in den Kreisen Kleve und Wesel im nächsten Jahr 1620 Abiturienten weniger geben wird.
„Da im kommenden Jahr der gymnasiale Abiturjahrgang weitgehend ausfallen wird, sollten die Personalverantwortlichen in den Unternehmen noch möglichst vielen Jugendlichen eine Chance geben“, betonte Ossyra, „dabei kann eine von uns finanzierte assistierte Ausbildung eine wertvolle Unterstützung sein. Eine Einstiegsqualifizierung oder ein Berufseinstiegspraktikum sind weitere Optionen, die der gemeinsame Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter Kreis Wesel den Ausbildungsbetrieben gerne vorstellt.“
Der Ausbildungsmarkt im Kreis Kleve
Im Kreis Kleve meldeten sich von Oktober 2024 bis Ende September 2025 insgesamt
1.481 Bewerber, das sind 41 oder 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig standen 1.406 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung, 28 Stellen oder 2,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Ende des Berufsberatungsjahres (30. September) suchten noch 212 Jugendliche eine Ausbildungsstelle oder eine Alternative, neun weniger als ein Jahr zuvor. 167 weitere junge Menschen planten mangels Ausbildungsstelle mit einer alternativen Möglichkeit. Im Gegenzug waren im Kreis Kleve noch 98 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet, 104 weniger als im Vorjahr.
Der Ausbildungsmarkt im Kreis Wesel
Im Kreis Wesel meldeten sich von Oktober 2024 bis Ende September 2025 insgesamt 2.627 Bewerber, das sind 217 oder 9,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig standen 2.380 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung, 264 oder 10 Prozent weniger als im Ausbildungsjahr 2023/2024. Zum Ende des Berufsberatungsjahres (30. September) suchten noch 186 Jugendliche eine Ausbildungsstelle, 37 mehr als ein Jahr zuvor. 196 weitere junge Menschen planten mangels Ausbildungsstelle mit einer alternativen Möglichkeit. Im Gegenzug waren im Kreis Wesel noch 209 unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet, 154 Stellen weniger als im Vorjahr.
Freie Ausbildungsstellen für 2025 und 2026 sind online unter www.arbeitsagentur.de/jobsuche zu finden. Dort kann man auch gezielt nach einem Praktikum suchen. Informationen rund um die Ausbildung gibt es online unter www.arbeitsagentur.de/k/ausbildungklarmachen. Ein neues Online-Portal steht zudem unter www.mein-beruf.de zur Verfügung. Eine Terminvereinbarung bei der Berufsberatung kann online unter www.arbeitsagentur.de/link/termin oder unter Telefon 0800/4555500 erfolgen. Die Hotline der Jugendberufsagenturen im Kreis Wesel ist unter Telefon 0281/9620-800 (montags bis donnerstags: 8 bis 15 Uhr, freitags 8 bis 13 Uhr) zu erreichen.
Sabrina PetersDie Agentur für Arbeit Wesel stellte die Bilanz des Ausbildungsmarktes 2024/25 in den Kreisen Kleve und Wesel vor. Foto: Agentur für Arbeit
Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich