
„80 Jahre Xanten“ – Eine Stadt erinnert sich
Am Montag beginnt das Programm zum 80. Jahrestag der Zerstörung Xantens
Dieses beginnt am kommenden Montag, 10. Februar, um 12 Uhr mit einer Kranzniederlegung auf dem Friedhof. Dort soll – exakt 80 Jahre nach dem ersten Bombardement auf Xanten – insbesondere allen Kriegsverstorbenen gedacht werden. Weiter geht es abends um 19 Uhr im St. Viktor-Dom mit einem ökumenischen Gottesdienst. Dort wird unter anderem Xantens Bürgermeister Thomas Görtz eine Rede zur Zerstörung Xantens halten. Die katholische Kirche wird aber auch speziell auf die Zerstörung des Xantener Domes eingehen. Musikalisch wird der Gottesdienst vom Domchor begleitet.
Am Montagabend wird darüber hinaus erstmalig eine von Otto Drese initiierte Foto-Installation des zerstörten Xantener Domes im St. Viktor-Dom zu sehen sein. Die Fotos aus den Jahren 1946 und 1947 können dort ab dem kommenden Dienstag, 11. Februar, für zwei Wochen betrachtet werden.
Das Programm geht aber in den Monaten Februar, März und April noch mit Führungen, Vorträgen, Ausstellungen und Veranstaltungen weiter. An den Samstagen 15. und 22. Februar wird es etwa jeweils ab 11 Uhr eine offene Führung zum Thema „Spuren der Zerstörung“ im St. Viktor-Dom geben. Das Xantener StiftsMuseum lädt am Samstag, 8. März, zu einer Führung über Karl Leisner ein, zu dem es aktuell auch eine Ausstellung im StiftsMuseum gibt.
Eine Ausstellung zum Thema „80 Jahre Xanten – Fotos von damals und heute“ wird am Sonntag, 16. März, um 11 Uhr im Rathaus der Stadt Xanten eröffnet. Hier werden Bilder, die die Zerstörung Xantens nach dem zweiten Weltkrieg zeigen, Bildern, die dieselben Orte aus derselben Perspektive im Hier und Jetzt gegenübergestellt. Diese Bilder werden ab dem 16. März auch in einem Katalog veröffentlicht. Er beinhaltet zudem informative Texte über den zweiten Weltkrieg in Xanten von Historiker Ralph Trost. Auch die NSDAP in der Domstadt wird darin thematisiert. Der Katalog wird für 22 Euro erhältlich sein.
Am Donnerstag, 20. März, 19 Uhr, lädt Trost im APXplore zu einer Lesung und Performance mit dem Titel „Der Bunker – Xanten Februar/März 1945“. Dort wird ein Schauspieler die historischen Fakten mit Emotionen unterlegen. Am Samstag, 19. März, 11 Uhr, geht es mit einer offenen Führung zur „jüdischen Geschichte in Xanten“ ab der TIX weiter.
Einen Festvortrag zum Thema „Europa und 80 Jahre Freiheit“ wird Weil Lenders am Sonntag, 6. April, ab 11 Uhr im Xantener Rathaus halten. Eine Führung zur „Luftmunitionsanstalt 2/VI“ wird am Samstag, 19. April, 11 Uhr, ab dem Parkplatz des Xantener Krankenhauses angeboten. Zum Abschluss hält Trost am Dienstag, 29. April, ab 19 Uhr im Xantener SiegfriedMuseum noch einen Vortrag zu „Nibelungen und Faschismus“.
Das komplette Ende der Veranstaltungsreihe „80 Jahre Xanten“ bildet aber erst am Donnerstag, 8. Mai, ab 18 Uhr ein Bürgerfest mit Musik im Ziegelhof. Hierzu wird gerade noch ein Programm erstellt; es soll aber ein fröhliches Fest werden, das den Tag der Befreiung und das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren feiere.
Das Projekt „80 Jahre Xanten“ ist in Kooperation zwischen dem Niederrheinischen Altertumsverein und der Stadt Xanten entstanden. Ralph Trost, der Vorsitzende des Niederrheinischen Altertumsverein, hatte die Idee dazu. „Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Jahr ein besonderes Jahr ist“, berichtet Xantens Bürgermeister Thomas Görtz.
Gemeinsam sammelten sie Spenden, um das Programm samt Katalog zu erstellen. Dabei waren sie selbst überrascht, wie schnell die Projektpartner sowie Förderer und Unterstützer dabei waren. Der niedrige fünfstellige Spendenbetrag fließt allerdings lediglich in Druck- und Installationskosten. „Die Vorträge und Führungen werden alle ehrenamtlich angeboten“, betonen Trost und Görtz.
Zudem wird der Katalog auch den Xantener weiterführenden Schulen als Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. An die Zerstörung Xantens und den Zweiten Weltkrieg zu erinnern, sei in diesen Zeiten immens wichtig. „Ein Krieg ist nicht irgendwas Abstraktes. Die Zerstörung, das Leid und der Tod waren greifbar in dieser Stadt. Das war ein fürchterliches Bild und Bilder bringen diese Eindrücke immer noch rüber“, sagt Görtz und Trost ergänzt: „In Xanten stand wirklich fast nichts mehr. Es wurde alles wieder aufgebaut. Doch das ist heute eine fragile Angelegenheit.“
Auch die evangelische Pfarrerin Simone Drensler erinnert im Pressegespräch daran, dass es wichtig sei, an diese Ereignisse vor 80 Jahren zu erinnern. Allerdings gebe es am rechten Rand der Gesellschaft Menschen, „die diese Erinnerungskultur zerstören wollen, damit andere Menschen nicht wachgerüttelt werden und ihnen gezeigt wird, was eine solche Zerstörung bedeutet und was es heißt, in einer Diktatur zu leben.“ Genau deshalb sei es aber so wichtig, Erinnerungen wachzuhalten.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es online unter www.navx-xanten.de.
Sabrina PetersHistoriker Ralph Trost, Stadtarchivar Lukas Petzold, Bürgermeister Thomas Görtz, Pfarrerin Simone Drensler und Propst Stefan Notz (v.l.) stellten das Programm zu „80 Jahre Xanten“ vor. NN-Foto: SP

Redakteurin in Xanten, Kalkar, Rheinberg und Alpen sowie Büderich und Ginderich