„Zu Weihnachten Wärme und Freude verschenken“
Kümmerer-Projekt: Weckmänner, frische Brötchen und Getränke verteilt
NIEDERRHEIN.Noch vor dem Start der Tour durch den Nordkreis hält der Beratungsbus des „Kümmerer-Projekts“ an der Bäckerei „Heicks & Teutenberg“ in Kellen. Dort holt Felix Vogel die Weckmänner ab. Die Bäckerei unterstützt die Caritas Kleve seit vielen Jahren: Täglich erhält das Kontaktcafé Brot- und Kuchenspenden vom Vortag, die zu den Öffnungszeiten an bedürftige Menschen weitergegeben werden.
Der Bus ist gut gefüllt. 100 Weckmänner, 50 von der Bäckerei gespendete frisch gebackene Brötchen, Schokolade und verschiedene Getränke – darunter Kakao, Apfelschorle und Cola – sind an Bord. Im Rahmen der Winterhilfe werden darüber hinaus auch Schlafsäcke, Mützen, Schals und weitere wärmende Kleidungsstücke verteilt. Wie bei jeder Tour ist der Beratungsbus außerdem mit kalten und warmen Getränken, Keksen und haltbaren Lebensmitteln ausgestattet, um Menschen in akuten Notlagen schnell und unkompliziert unterstützen zu können. „Gerade zu Weihnachten möchten wir ein bisschen Wärme und Freude verschenken“, sagt Hannah Jörissen während der Fahrt zur ersten Station am Klever Bahnhof.
Hannah Jörissen ist seit mehr als einem Jahr Teil des „Kümmerer-Projekts“ der Caritas Kleve und erlebt die Weckmann-Aktion bereits zum zweiten Mal. Begleitet wird sie von ihrem Kollegen Felix Vogel. Gemeinsam sind sie jeden Dienstag und Donnerstag mit dem Beratungsbus in Kleve, Kranenburg, Emmerich, Rees, Bedburg-Hau, Goch und Uedem unterwegs. Das aufsuchende Angebot richtet sich an obdachlose Menschen, an Personen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, sowie an Männer und Frauen, die aufgrund von Sucht- oder psychischen Erkrankungen, fehlenden Papieren und/oder ohne Krankenversicherung keinen Zugang zu bestehenden Hilfesystemen finden.
An diesem Tag fahren Hannah Jörissen und Felix Vogel insgesamt neun Stationen in vier Orten an – unter anderem die Klosterpforte in Kleve. Die Tour dauert bis in den Nachmittag hinein – mit vielen kurzen Gesprächen, spontanen Hilfen und Situationen, in denen schnelle Unterstützung gefragt ist.
Das „Kümmerer-Projekt“ ist Teil der Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“. Seit 2022 wird es im Kreis Kleve gefördert, die Finanzierung ist inzwischen bis Ende 2027 gesichert. Rita Fergen, Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen beim Caritasverband, betont: „Die aufsuchende Arbeit dieses Projekts ist für viele Menschen der erste Schritt zurück in Unterstützung und Stabilität – gerade in den Wintermonaten ist diese Hilfe unverzichtbar.“ Seit Beginn des Projekts im Jahr 2022 konnten insgesamt 191 von Obdachlosigkeit betroffene Menschen und 91 von Obdachlosigkeit bedrohte Haushalte erreicht werden. In 47 Haushalten konnte der vorhandene Wohnraum erhalten oder ein Alternative gefunden werden. Dass diese Arbeit wirkt, zeigen nicht nur Zahlen, sondern auch persönliche Geschichten. Hannah Jörissen berichtet von einem Mann, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist: Ein 58-Jähriger, der viele Jahre in Haft war und nach seiner Entlassung keinerlei Unterstützung bei der Wiedereingliederung erhielt. Überfordert mit Behörden, Anträgen und dem Alltag wurde er obdachlos. „Ich habe ihn Schritt für Schritt begleitet, bei Papieren, Amtsgängen und bei dem Weg zurück ins System unterstützt“, erzählt sie. Heute hat der Mann wieder ein Dach über dem Kopf und wird im Rahmen des Fachdienstes „Assistenz im Wohnen“ begleitet. „Dass er jetzt wieder Sicherheit hat, freut mich sehr und zeigt, warum wir diese Arbeit machen“, sagt Hannah Jörissen.
Viele der Menschen, die an diesem Tag einen Weckmann, eine heiße Suppe oder ein warmes Getränk entgegennehmen, stehen erst am Anfang dieses Weges. „Es braucht Zeit und Vertrauen“, sagt Hannah Jörissen, während sie einen Karton mit Weckmännern aus dem Bus hebt. Dann lächelt sie und wünscht: „Frohe Weihnachten.“