
Von Säuferlisten und der Freiwilligen Feuerwehr
„Halbzeit“ für die viel beachtete Kurzfilmreihe „Denkmal an Sonsbeck(er)“
SONSBECK. Als Friedrich Wilhelm Laeger am 1. November 1876 als Bürgermeister von Sonsbeck und Labbeck eingesetzt wurde, hielt sich die Begeisterung nachweislich in Grenzen. Davon zeugen die Querelen, die den gebürtig aus dem Harz stammenden und evangelisch getauften ehemaligen preußischen Offizier die Arbeit, zumindest anfangs, nicht gerade erleichterten. Dennoch blieb er stolze 37 Jahre im Amt – heute kaum vorstellbar – und stellte wichtige Weichen für die Entwicklung der Gemeinde.
„Schon 1878 hat er die Freiwillige Feuerwehr gegründet und 1910 hat er dafür gesorgt, dass Sonsbeck an das Stromnetz angeschlossen wurde“, weiß Dietrich von Quistorp, der sich intensiv mit Laegers Vita befasst hat. Getan hat er das im Rahmen des aktuellen Projekts von „Denkmal an Sonsbeck“. Unter dem Motto „Denkmal an diesen Sonsbecker“ widmet sich der Verein in Form von Kurzfilmen neun Persönlichkeiten, an die sich kaum noch jemand erinnert. Dabei zeugt Laegers imposante Grabstätte auf dem alten evangelischen Friedhof an der Balberger Straße auch heute noch davon, wie hoch sein Ansehen bei seinem Tod kurz vor Beginn der 1. Weltkriegs gewesen sein muss. Als eine eher skurrile Amtshandlung dürfte man die Einführung der „Säuferliste“ werten. Dort ließ Laeger die Sonsbecker auflisten, die seiner Meinung nach zu sehr dem Alkohol zugetan waren. „Man sollte denen weder Alkohol ausschenken noch verkaufen“, erklärt von Quistorp, was es damit auf sich hatte. Denn natürlich hat es auch diese Säuferliste in die rund zweieinhalbminütige filmische Kurzbiografie geschafft, die ab morgen abgerufen werden kann. „Solche Geschichten machen die Recherche natürlich besonders spannend – und den Beitrag gleich viel unterhaltsamer“, sagt von Quistorp, der sich durchaus vorstellen könnte, das Film-Projekt fortzusetzen. So sieht es auch Thomas Grütters, der sich zum Auftakt der Reihe am 15. Dezember (bis zum 9. Februar wird jeden Sonntag ein neuer Film veröffentlicht) intensiv mit seinem Onkel Heinrich Heekeren (1931-2004) beschäftigt hat. Da dieser zu den Steyler Missionaren gehörte und elf Jahre lang Generalsuperior gewesen ist, kann man den Film jetzt auch auf der Website des Ordens finden. Überhaupt: „Die Resonanz ist durchweg positiv“, freut sich Grütters. So gab es nicht nur von vielen Sonsbeckern lobende Worte, sondern auch von befreundeten Vereinen, wie etwa dem Historischen Verein für Geldern und Umgegend. Und es bewegt auch etwas vor Ort. Da gab es zum Beispiel den Beitrag über Johannes Frankeser, den Pfarrer, der das Krankenhaus baute. Dessen Grabstein, der lange vernachlässigt wurde, wird nun aufgearbeitet und soll passend zum Kirchenjubiläum wieder vorzeigbar sein. „Das freut uns schon, wenn das etwas auslöst und man sich Gedanken über diese Sonsbecker und das, was sie geleistet haben, macht“, sagt Grütters. Dass das Filmprojekt so gut ankommt, das ist auch Veit Scheuermann von VTS-Medien zu verdanken. Der hat nämlich auch Freude daran und sorgt für den professionellen Schliff. Immerhin sind durch die Zusammenarbeit schon so einige Filme entstanden, sei es zu Persönlichkeiten, Denkmälern oder historischen Ereignissen. Die bieten sich auch für die Kooperation mit der Sonsbecker Realschule an, weil sie sich gut für einen Einstieg in die „lokale“ Geschichte eignen. Um die 50 dürften es sein, sagt Grütters. Der nutzt die Gelegenheit auch gleich, um Werbung für „Denkmal an Sonsbeck“ zu machen. Ein Vorteil für Vereinsmitglieder: Sie erfahren immer zuerst, was gerade in Sachen Geschichtsforschung und -aufarbeitung ansteht und sie sind natürlich auch die ersten, die sich für Exkursionen anmelden können. So ging es im vergangenen Jahr gemeinsam nach Ysselsteyn. Nachteile gibt‘s keine. Zumal man noch nicht einmal einen Mitgliedsbeitrag zahlen muss. Und es steht in diesem Jahr noch so einiges an für den rührigen Verein. Gefeilt wird gerade noch am Programm für den Abend zu „80 Jahre Freiheit“ am 6. März im Kastell. Im Sommer soll es dann eine Ausstellung zu Christian s’Grootens geben, dem Kartograph, der für den spanischen König gerarbeitet hat. Der kam nämlich 1525 in Sonsbeck zur Welt. Außerdem ist für dieses Jahr noch eine Ausstellung zum 1. Weltkrieg geplant. Hier ist der Verein aktuell auf der Suche nach Feldpost, Fotografien, Dokumenten, Regimentsbüchern, aber auch Geschichten, die sich in dieser Zeit vor Ort abgespielt haben. „Es wäre schön, wenn sich Leute melden, die uns da weiterhelfen können“, ist man zuversichtlich, dass sich in Sonsbeck noch das ein oder andere dazu finden lässt.
Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert, findet viele weitere Infos und Kontaktdaten auf der neu gestalteten Homepage unter www.denkmal-sonsbeck.de. Hier gibt es auch die Filme, ebenso auf Youtube und in den sozialen Medien. Nicht nur historisches Material, sondern auch neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. Genug zu tun gibt’s jedenfalls...

Friedrich Wilhelm Laeger war 37 Jahre lang Bürgermeister. Foto: Denkmal an Sonsbeck
Das Grabmal auf dem 1983 stillgelegten evangelischen Friedhof. In den 1990er Jahren wurden die Fundamente neu befestigt. Foto: Denkmal an Sonsbeck

Verena Schade ist für die Orte Kleve, Bedburg-Hau, Sonsbeck und Kranenburg zuständig.