Von Pink Floyd bis Felix Mendelssohn Bartholdy
Am 21. April ist um 19 Uhr Auftakt der Reihe „Geistliche Abendmusik“
Wenn Szopinski an „seine“ Konzerte denkt, dann fallen ihm viele besondere Momente ein. Da gab es zum Beispiel den Abend, an dem Professor Norbert Düchtel zusammen mit einem seiner Studenten („mit vier Händen und vier Füßen“) konzertierte und die Nicolai-Kirche aus allen Nähten platzte. Da gab es die Projekte mit polnischen und niederländischen Musikern, etwa die Aufführung des Requiems von Gabriel Fauré im Jahr 2009. Da gab es die große Friedensmesse 2015 oder das Konzert mit Jazzgitarre und Schlagzeug. Gespielt wurde „Shine on you crazy diamond“ von Pink Floyd. „Das hatte sich Karl-Martin Hartmann zur Einweihung eines seiner Fenster gewünscht“, erklärt Szopinski. Ein anderes Mal war es „Paint it black“ von den Rolling Stones. „Da kann man mit der Bach-Toccata beginnen und fließend zu den Stones übergehen“, sagt Szopinski, der gern Dinge ausprobiert und offen für musikalische Experimente ist.
Die Reihe der Geistlichen Abendmusik hob er im Jahr 2006 aus der Taufe, neun Jahre nach Dienstantritt in Kalkar. „Davor gab es natürlich auch Konzerte, aber ich musste erstmal testen, wie man die Leute am besten mitnehmen kann“, sagt er. Bei der Finanzierung der Konzerte sei er nämlich auf Spenden und die jeweiligen Kollekten angewiesen. „Da muss ich schon sehen, wen ich mir leisten kann und mit wem ich das Defizit wieder ausgleiche, wenn die Gage eigentlich zu hoch für uns ist“, erklärt Szopinski, dass die Planung der Reihe viel taktisches Geschick erfordert. Mittlerweile gibt es zwar ein festes Stammpublikum, aber die Zahl der Besucher variiert dennoch und ist schwer vorhersehbar. „Zwischen 100 und 500“, sagt Szopinski. Mit regem Andrang aus dem Nachbarland könne man zum Beispiel rechnen, wenn am 26. Mai die „Ulftse Nachtigallen“ zusammen mit dem Jugendchor und Vokalensemble Luscinia nach Kalkar kommen. Voll wird‘s vermutlich auch beim Sommerkonzert am 23. Juni, wenn es heißt: „Von Bach bis Pink Floyd“. Gestaltet wird der Abend von der Nikolaus Kantorei und einigen Solisten: Magdalena Lapaj (Saxophon), Max Lagow (Gitarre), Georg Neinhuis (Schlagzeug) – und Szopinski nimmt Platz an der Orgel. „Wir spielen auch Elvis Presley und Ennio Morricone“, freut sich Szopinski. Weiter geht es mit der Konzertreihe nach der Sommerpause am 8. September. Dann wird wieder Professor Norbert Düchtel an der Orgel Platz nehmen, die Nikolaus Kantorei ist ebenfalls mit von der Partie. Ein Konzert für Streicher bietet das Kammerorchester von St. Nicolai am 6. Oktober und zum Finale am 3. November reist der Kammerchor vom Dom zu Münster an und trägt unter dem Titel „In Paradisum“ unter anderem Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Josef Gabriel Rheinberger vor.
Wenn Jan Szopinski im nächsten Jahr aufhört, dann geht er nicht so ganz, denn Kalkar ist seine Heimat geworden – auch die seiner Familie. Bei Bedarf nimmt er gern hin und wieder („als Vertretung“) an „seiner“ Orgel Platz. Die – und die tolle Akustik im Kirchenraum – ist für ihn nämlich etwas, das die Pfarrei auch in Zukunft herausstellen sollte. Noch ist seine Stelle nicht ausgeschrieben und Szopinski weiß, dass auch mit Blick auf Kirchenmusiker Fachkräftemangel herrscht. Kirche kriselt. Trotzdem bleibt er zuversichtlich. „Als ich 1987 meine erste Stelle hatte, hat mein Vorgänger gesagt: Es kommen schwere Zeiten auf dich zu. Das gilt heute vermutlich mehr denn je.“ Er habe damals die Herausforderung angenommen und am Ende doch viel erreicht. „Es erfordert viel Kraft, aber es geht“, macht Szopinski Mut. Und fügt hinzu: „Es wäre wirklich traurig, wenn das nicht gelingen würde.“
Verena SchadeKirchenmusiker Jan Szopinski freut sich auf die „Geistliche Abendmusik“ – er hofft, dass die Reihe auch fortgesetzt wird, wenn er im Ruhestand ist.NN-Foto: vs
Verena Schade ist für die Orte Kleve, Bedburg-Hau, Sonsbeck und Kranenburg zuständig.