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Guido Lohmann und Dieter Hackstein (beide Vorstand Volksbank Niederrhein; v.l.) präsentierten das erneut gestiegene Ergebnis der Volksbank Niederrhein. NN-Foto: SP
14. Februar 2025 · Sabrina Peters · Niederrhein

Volksbank Niederrhein wächst trotz Wirtschaftskrise

Guido Lohmann sagt aber: „Wir brauchen einen Wirtschaftswendekanzler“

KREIS WESEL. Den Satz „Selten war die Lage so besorgniserregend wie jetzt“ kann Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein, nur unterschreiben. „Das empfinde ich persönlich auch so“, sagt der Bankkaufmann und ergänzt: „In Deutschland wächst alles, leider aber nicht die Wirtschaft.“ Das sei frustrierend und ermüdend. „Eine so schlechte Stimmung wie zurzeit habe ich in meiner 40-jährigen Tätigkeit noch nicht wahrgenommen“, sagt Lohmann. Für die Volksbank Niederrhein gibt es aber auf der eigenen Seite trotzdem Lichtblicke, denn das Geschäftsvolumen stieg im Jahr 2024 um 7,4 Prozent von 4,61 auf 4,95 Milliarden Euro.

Die Bilanzsumme erlebte ebenfalls einen Zuwachs um 7,7 Prozent von 2,08 auf 2,24 Milliarden Euro. 1,78 Milliarden Euro an Krediten konnte das Bankinstitut – trotz der wirtschaftlich schlechten Lage im Land – im Jahr 2024 vergeben. Das war ein Anstieg von 10,1 Prozent. 2023 waren es schließlich „nur“ 1,62 Milliarden Euro. Und auch die Spareinlagen kletterten von 1,59 auf 1,73 Milliarden Euro, was ein Plus von 8,4 Prozent bedeutete. Für die Volksbank Niederrhein stand am Ende des Jahres 2024 ein Bilanzgewinn von 3,67 Millionen Euro (3,5 Millionen Euro in 2023; +4,8 Prozent).

Das Ergebnis überraschte auch Guido Lohmann, der vor einem Jahr eher verhalten auf 2024 blickte. Das neue Rekord-Geschäftsvolumen von 4,95 Milliarden Euro habe er daher absolut nicht erwartet. Es sei jedoch ein Verdienst der insgesamt 270 Mitglieder, deren unermüdlicher Arbeit und guten Beratungen diese neuen Rekord-Ergebnisse zu verdanken sei. Davon profitieren auch die 25.266 Mitglieder (+4,6 Prozent), die sich über eine Dividende von fünf Prozent freuen dürfen.

Doch für 2025 seien die Prognosen erneut eher verhalten. „Wir befinden uns nun im dritten Jahr in Folge in einer Rezession – das gab es nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 nicht mehr“, betont Lohmann. Die Folgen seien jetzt schon beim Blick auf die Insolvenzzahlen zu sehen: Schätzungsweise 22.400 Insolvenzen gab es 2024. „Ich gehe aber davon aus, dass wir den Rekord von 39.320 Insolvenzen aus dem Jahr 2008 noch brechen werden“, meint Lohmann. Denn immer weniger Unternehmen könnten sich durch eine Insolvenz sanieren. Bereits 2023 seien es mit 45,5 Prozent weniger als die Hälfte gewesen. Das mache sich auch in der Kreditvergabe bemerkbar, da die Umsatzerwartung eher nach unten korrigiert als nach oben werden würde.

Zudem sei der industrielle Rückgang enorm, was sich auch in der rückläufigen Zahl der Arbeitsplätze widerspiegele. Unternehmen würden nicht mehr in Deutschland, sondern eher im Ausland investieren. Die Deindustrialisierung in Europa sei darüber hinaus schneller als die Dekarbonisierung, also die Transformation hin zu einer Wirtschaft, die CO2-Emissionen reduziere und vermeide. „Wir müssen die Energiewende einfach anders angehen. Wir brauchen mehr Anreize als Verbote“, sagt Lohmann. So führe die Energiewendung immer mehr zu einer schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung. „Wir müssen da gegensteuern, sonst sind wir nicht weltmarktfähig“, betont Lohmann. Dies mache sich in Deutschland bereits jetzt zunehmend bemerkbar. Allerdings seien die Probleme bei einem „Tanker wie Deutschland“, der seinen Wirtschaftswachstumskurs ändere, nicht sofort, sondern erst nach und nach spürbar. Deshalb sei ein schnelles Wirtschaftswachstum nun auch nicht zu erwarten.

Mit Spannung blickt natürlich auch Guido Lohmann als Vorstandsvorsitzender Volksbank Niederrhein auf die kommende Bundestagswahl. „Wir brauchen dringend einen Wirtschaftswendekanzler“, sagt Lohmann und ergänzt: „Allerdings ist die Erwartungshaltung so groß, das wird die neue Bundesregierung gar nicht erfüllen können.“ Eine positive Auswirkung der neuen Bundesregierung sei zudem frühestens im Herbst dieses Jahres spürbar. Die AfD sei für ihn trotzdem keine Alternative: „Das Parteiprogramm der AfD kann man in zehn Minuten komplett zerlegen. Sie planen unter anderem die Abschaffung der Grundsteuer. Das wäre für den Staat nicht einmal ansatzweise finanzierbar.“Sabrina Peters

Guido Lohmann und Dieter Hackstein (beide Vorstand Volksbank Niederrhein; v.l.) präsentierten das erneut gestiegene Ergebnis der Volksbank Niederrhein. NN-Foto: SP

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