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Besuch aus Südindien: Die Generaloberin Rev. Sr. Antony Pushpa Ranjitham (2. v. r.) mit Bernhard Bolle (3. v. r.) und Marianne Bolle (3. v. r.) vor drei Jahren bei einem Besuch in Emmerich. Foto: privat
14. November 2025 Von NN-Online · Emmerich

Verein „Home Emmerich“: 50 Jahre Hilfe für Südindien

Ein halbes Jahrhundert Engagement für Entwicklungshilfe in Südindien

EMMERICH. Der Verein „Home Emmerich“ blickt auf 50 Jahre zurück. Am 11. November 1975 wurde von Marianne Bolle zunächst die Bürgerinitiative „Home Emmerich – Hilfe für Südindien“ gegründet. Aus der nachhaltigen Entwicklungshilfe entstand im Juni 1978 der Verein „Home Emmerich – Hilfe für Südindien“ unter dem Vorsitz ihres Mannes, Studiendirektor Rudolf Bolle. Ziel ist es von Beginn an, vor allem Waisenkindern und sehr armen Kindern aus den Slums eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Der Verein finanziert vorwiegend den Bau von Waisenhäusern und Schulen und verbinden Schulbildung mit Berufsausbildung. Alle Häuser liegen im Bundesstaat Tamil Nadu in Südindien.

Seitdem sind fünf Jahrzehnte vergangen, in denen sich engagierte Mitglieder, Freunde und Förderer unermüdlich für bessere Lebensbedingungen eingesetzt haben. Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern in Indien vor Ort wie den im Laufe der Zeit sechs Generaloberinnen des Ordens Congregation of the Immaculate Conception, Madurai, dem Erzbischof Diraviam und Bischof Franzis erwies sich als Schlüssel zum Erfolg.

Von Beginn der Bürgerinitiative an gab es auf der Emmericher Seite Unterstützung neben der eigenen Familie auch von Paul Seesing, Dr. Thomas Rogge und Heidrun Rogge, Dr. Heinz Gervers, Prof Dr. Shei Jong Wang, Henning von Bargen später auch von Dr. Wilhelm Pfirrmann, Heidemarie Pfirrmann und Peter Kossen.

Im Urlaub bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, was damals zusammen fünf D-Mark kostete, entstand die Idee von Marianne Bolle, dass man doch mit fünf D-Mark besser benachteiligten Kindern in der dritten Welt helfen könne. So entstand die Vision, benachteiligte Regionen in Südindien zunächst durch ein gezieltes Projekt in Form eines Waisenhauses nach dem Vorbild „Home Hal-dern“, das ein Jahr zuvor durch Pastor Wilhelm Olschewski gegründet wurde. Nach dem Motto: Was Haldern mit 3.000 Einwohnern kann, wird Emmerich ja wohl auch mit 30.000 Einwohnern können.

Die ersten Aktivitäten konzentrierten sich auf Unterkunft und Bildungsförderung. Trotz bescheidener Mittel wuchs der Verein dank ehrenamtlichem Engagement und Spendenbereitschaft schnell.

In diesen 50 Jahren konnten, neben Patenschaften, insgesamt in 19 Städten und Dörfern rund um Madurai 98 Projekte finanziert werden, vor allem Waisenhäuser, Grundschulen bis Higher Sec. Schulen, Berufsschulen, Straßenkinderheim, Mutter-Kind Center, zahlreichen Erweiterungen, kleine Einfamilien-Häuschen. Aktuell wurde dieses Jahr das 98. Projekt, eine Higher Sec. School in Parasurampatti Nähe Madurai, mit einem Kostenaufwand von 175.000 Euro fertiggestellt.

Vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren erlebte der Verein einen enormen Zuwachs an Spenden, die, neben den hauptsächlich von Marianne Bolles Sammlungen mit dem Fahrrad von Tür zu Tür, eben auch durch die sehr vielen jährlichen Basaren in Emmerich stammen, wo stets die ganze Familie Bolle von Beginn an mit einbezogen war.

Weitere Basare in Praest und Twisteden, Feste an verschiedenen Kindergärten und Schulfeste an verschiedenen Schulen vor allem in Emmerich, Garten- und Sommerfeste am Konvikt, Tulpensontags-, Sternsinger- und auch Altpapiersammlungen. So hat zum Beispiel Bernhard Bolle über mehrere Jahre das Altpapier von sämtlichen Stationen im Krankenhaus bei sich im Keller in großen Kartons gestapelt und für „Home Emmerich“ gesammelt. Auch das Diskoteam Blackbird veranstaltete nicht nur eine Diskothek für „Home Emmerich“. Des Weiteren wurden verschiedene Vorträge zugunsten von „Home Emmerich“ gehalten, diverse Verlosungen fanden statt. Auch aus Elten haben sich die Jungschützen beteiligt, oder auch ein Weltrekord in Elten wurde zu Gunsten von „Home Emmerich“ aufgestellt. Ebenso bei Mode-schauen von Moelli Breuer, Verkauf von Tannenbäumen, Gedenkmünzen zur 750-Jahr-Feier, Büchermärkten, ein Fußballturnier, Hungermärsche, Osteraktionen, Kollekten, Erbschaften, Geburtstagen, in Todesanzeigen statt Blumen und Kränzen wurde „Home Emmerich“ bedacht.

Auch hat das NewWave Hairstudio in Kalkar ab 2014 über Jahre mit jedem Haarschnitt für „Home Emmerich“ gespendet.

Familie Bolle bekam auch eine Einladung von Ministerpräsident Johannes Rau, um auch in Düsseldorf „Home Emmerich – Hilfe für Südindien“ vor- und auszustellen. Darüber hinaus bekamen sie auch eine Einladung unter anderem von der Bundesministerin Barbara Hendricks, wo Bernhard Bolle die Gelegenheit bekam, im größten Saal im Klever Kino „Home Emmerich“ vorzustellen. Somit sind in den 50 Jahren bis zum 11. November 2025 insgesamt 2.576.487,71 Euro gespendet worden.

Der Verein erhielt am 27. April 1992 vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin als einer der ersten Vereine in Deutschland, als Zeichen für Vertrauen, das DZI-Spendensiegel. Seinerzeit war die Gebühr dafür 500 D-Mark. Da alle Verwaltungskosten für den Verein von Beginn an privat bezahlt werden und die Gebühren stetig zunahmen, fuhr Bernhard Bolle nach Berlin, um vor Ort über mögliche Gebührennachlässe zu sprechen. Doch gab es dafür keine Möglichkeiten ,und so hat der Vorstand sich frühzeitig für den weiteren Verzicht des Spendensigels ausgesprochen. Somit fließt von Beginn an jeder gespendete Euro ohne Verwaltungskosten direkt in die Projekte für die bedürftigen Kinder in Südindien.

Nach dem Tod von Rudolf Bolle 1996 übernahm Marianne Bolle den Vorsitz bis heute. Jedoch setzte gleichzeitig ein Generationswechsel durch den 2. Vorsitzenden Bernhard Bolle im Verein ein, der mit frischen Ideen und digitaler Vernetzung die Arbeit auch rückwirkend und bis heute modernisierte.

Auch das transparente Berichtswegen über die jährlichen Weihnachtsbriefe bis einschließlich 2017 an die Spender und die inzwischen rund 780 Zeitungsartikel, die alle von Bernhard Bolle digitalisiert wurden und Mannis kleinen Museum in der Steinstraße 9 zur Einsicht vor einem Monat übergeben wurden.

Für ihren unermüdlichen Einsatz wurde die heute 94-jährige Marianne Bolle unter anderem von Bundespräsident Richard von Weizäcker mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und später auf Antrag von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse von Bundespräsident Christian Wulff ausgezeichnet.

Nach Südindien ist Marianne Bolle achtmal geflogen, erst in Begleitung von Ehemann Rudolf Bolle, dann von Sohn Bernhard Bolle, zweimal in Begleitung von Schwiegertochter Andrea und Dr. Wilhelm Pfirmann sowie einmal von Peter Kossen, dies stets auf eigene Kosten, um sich vor Ort über die Entwicklungen der Projekte ein persönliches Bild zu machen.

Im Gegenzug sind der Erzbischof Diraviam, der Bischof Franzis und Generaloberinnen jeweils in Begleitung in Emmerich, An der Fulkskuhle 6, mit Übernachtung mehrtägig geblieben. Die fünfte Generaloberin war zweimal für einen Tag in Begleitung in Emmerich, zuletzt vor drei Jahren. Bernhard Bolle hat bereits zusammen mit seinem Bruder, Prof. Dr. Rainer Bolle, für einen Gegenbesuch zugesagt, um sich vor Ort die entstandenen Projekte anzusehen und sich auch unter anderem über weitere Bedarfe vor Ort zu informieren.

Auch nach einem halben Jahrhundert bleibt der Verein seiner Grundidee treu: Hilfe zur Selbsthilfe.

Besuch aus Südindien: Die Generaloberin Rev. Sr. Antony Pushpa Ranjitham (2. v. r.) mit Bernhard Bolle (3. v. r.) und Marianne Bolle (3. v. r.) vor drei Jahren bei einem Besuch in Emmerich. Foto: privat

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