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Ruhe, Entspannung und ganz viel Natur warten auf die Wanderer. NN-Foto: vs
4. Januar 2025 · Verena Schade · Niederlande

Unterwegs auf Klosterpfaden

Die niederländische Region Nord-Brabant und das Land van Cuijk bieten ein reiches kulturelles Erbe

NIEDERLANDE. Die niederländische Region Nord-Brabant und das Land van Cuijk bieten ein reiches kulturelles Erbe und jede Menge Natur. Für Besucher, die Ruhe und Entspannung suchen, sind die Klosterwanderwege dieser Region ein echter Geheimtipp. Sie führen durch malerische Landschaften und verbinden rund 50 historische Abteien und Klöster, die tief in der Geschichte verankert sind. Insgesamt sind es 27 Routen, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden kann.

Die Provinz Nord-Brabant liegt im Süden der Niederlande. Während des Mittelalters entstanden hier zahlreiche Klöster, die nicht nur religiöse Zentren waren, sondern auch kulturelle und wirtschaftliche Hotspots. So spielten die Klöster (in Brabant soll es um die 600 gegeben haben) eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Region. Während des Achtzigjährigen Krieges (1568-1648) und der darauf folgenden protestantischen Dominanz wurden viele katholische Klöster geschlossen oder umfunktioniert. Erst im 19. Jahrhundert, mit der Wiederherstellung der Religionsfreiheit, erlebte das Klosterleben in Nord-Brabant eine Renaissance. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Bedeutung der konfessionellen Zugehörigkeit ab. Die Säkularisierung traf zunächst stärker die Protestanten, mit Beginn der 1970er Jahre jedoch auch die Katholiken. Die Abkehr von Rom (unter anderem beschlossen die Niederländer, den Zölibat abzuschaffen) führte zu ungeordneten Zuständen und ständigen Streitereien mit Rom – und massenhaften Austritten.

Das Kloster Sint Agatha aus dem Jahr 1371 ist das älteste durchgehend bewohnte Kloster der Niederlande. Es beherbergt seit 2006 ein Kulturerbezentrum, das sich dem niederländischen Klosterleben widmet. Hier beginnt und endet ein gut acht Kilometer langer Rundweg, der entlang der Maas über Deiche und von Hochland-Rindern bewohnte Weiden führt. Knotenpunkte weisen den Weg. Achtung: Je nach Jahreszeit kann es matschig sein, also besser Gummistiefel oder zumindest festes Schuhwerk einpacken. Das Kloster selbst verfügt über eine einschiffige spätgotische Kirche aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Klostergarten ist auch im Winter an allen Tagen geöffnet, das Pförtnergebäude, die Kirche und das Museum in der Sommersaison (Ostern bis Ende Oktober) mittwochs bis sonntags für einige Stunden am Nachmittag.

Nur etwa halb so lang und auch für diejenigen geeignet, die lieber nicht „Querfeldein“ unterwegs sind, ist der Klosterwanderweg in Boxmeer. Die Tour beginnt am Karmelkloster und führt zur Gedenkstätte von Titus Brandsma, der 2022 von Papst Franziskus heiliggesprochen wurde. Der Philosoph und Theologe, der gegen den Nationalsozialmus kämpfte und 1942 im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde, trat 1898 in das Kloster ein und nahm hier seinen Ordensnamen Titus an. In Boxmeer gibt es auch seit Anfang des 15. Jahrhunderts die „Boxmeerse Vaart“, eine Blutprozession, die bis in die 1960er Jahre eine ganze Woche dauerte. Dann wird ein Tuch (ein Priester, der an der Wandlung zweifelte, sah während einer Messe, wie der Wein im Kelch über den Rand sprudelte und auf diesem Tuch Spuren von Blut hinterließ) in einer goldenen Truhe durch die Straßen getragen und zum „Vaartzondag“ in die Basilika gebracht. In diesem Jahr feiert diese Tradition 625-jähriges Bestehen: am 15. Juni steht dazu ein großes Fest an, am 22. Juni ist die Prozession. Boxmeer selbst hat rund 12.000 Einwohner und bietet sich auch für einen kleinen Bummel durch die Fußgängerzone an. Gleich am Markt gibt es mehrere Möglichkeiten zur Einkehr, leckeren Kaffee oder heißen Kakao gibt es zum Beispiel im urigen Hotel Riche (www.riche.nl). Nicht weit entfernt, im Unesco-Biosphärenreservat Maasheggen, befindet sich das Veerhuis (hetveerhuisoeffelt.nl), hier lässt sich ebenfalls gut eine Pause einlegen. Probieren sollte man unbedingt auch die selbst hergestellten Limonaden.

Beschaulich geht es in Megen zu, einem Ortsteil der Gemeinde Oss. 1645 errichtete der Franziskaner-Orden hier ein Kloster, die Klarissen folgten 1721. Beide Klöster werden auch heute noch bewirtschaftet. Der rund fünf Kilometer lange Rundweg führt durch den Ortskern und entlang der Maas. Unterwegs kann man die Ruhe genießen und mehr über die Geschichte des Örtchens erfahren, denn an vielen unter Denkmalschutz stehenden Häusern sind kleine Hinweistafeln angebracht, die von der Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner erzählen. Im 14. Jahrhundert wurde in Megen eine Festung errichtet, von der heute noch der Gefängnisturm erhalten ist. Hier soll ein Mitglied der berüchtigten „Bande von Oss“, die zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und den 1930er Jahren viele schwere Straftaten beging, inhaftiert gewesen sein. Zur Stadt Oss gehört auch das nur wenige Kilometer entfernte Örtchen Ravenstein, das im Jahr 1380 Stadtrechte erhielt und ebenfalls gleich an der Maas gelegen ist. Hier lohnt sich ein Bummel. Deftige Zwiebelsuppe und Gelegenheit zum Aufwärmen bietet zum Beispiel das Hotel und Restaurant De Keurvorst (www.keurvorst.nl), das gleich am Markt gelegen ist.

Impressionen aus Boxmeer
Impressionen aus Boxmeer Foto: Verena Schade
Unterwegs rund ums Kloster Sint Agatha
Unterwegs rund ums Kloster Sint Agatha
Auch in Megen gibt es viel zu entdecken
Auch in Megen gibt es viel zu entdecken

Eine weitere Klosterrundwanderung führt in das Dörfchen Velp, das zur Gemeinde Grave gehört. Die rund zwölf Kilometer lange Velp-Route ist Teil des „Ons Kloosterpad“ (der komplette Pfad ist 330 Kilometer lang und besteht aus 15 Etappen), der mehrere historische Klöster verbindet. Der Weg führt von Velp aus zunächst durch Wälder und Wiesen, über den Deich und entlang der Maas, aber auch durch Grave. Hier gibt es einen schmucken Ortskern mit Geschäften und historischen Gebäuden. In Velp selbst befindet sich das Emmauskloster (emmausklooster.nl) aus dem Jahr 1645. Es ist das älteste Kapuzinerkloster der Niederlande und Teil der „Dreieinheit“, zusammen mit der Vincentiuskirche und dem ehemaligen Redemptoristenkloster. Im Emmauskloster lebt Bruder Christophorus Goedereis (59), der in Bocholt aufgewachsen und gleich nach dem Abitur in den Kapuzinerorden eingetreten ist. Er ist zuständig für die Kapuziner-Niederlassungen in Belgien und den Niederlanden und leitet die „San-Lorenzo-Gemeinschaft“, ein Projekt, das für einen Neuanfang steht.

Bruder Christophorus ist Leiter der „San-Lorenzo-Gemeinschaft“. NN-Foto: vs

Bruder Christophorus ist Leiter der „San-Lorenzo-Gemeinschaft“. NN-Foto: vs

Bruder Christophorus weiß: „Die Menschen suchen nach einem Sinn, das kommt nie aus der Mode.“ Zwar seien die Niederlande stark säkularisiert, aber die Spiritualität stehe hoch im Kurs. Auch das Wandern, verbunden mit einer innerer Einkehr, habe hier Tradition. Vor eineinhalb Jahren ist Bruder Christophorus („ich habe mich in den Ort verliebt“) hier eingezogen. Gemeinsam mit dem 83-jährigen Bruder Theo („zwei Brüder, die gegen den Strom schwimmen“), der gerade erst aus Rom zurückgekehrt ist, wartet er nun auf die Ankunft der anderen. Denn Mitte Januar kommen sechs weitere Kapuziner aus allen Teilen der Welt, um hier gemeinsam zu leben. „Gesehen und kennengelernt haben wir uns aber schon“, sagt Christoporus und verweist auf moderne Hilfsmittel wie Zoom-Konferenzen.

Eine Besonderheit dieses Klosters: Hier kann man auch übernachten. Es gibt ein Gästehaus mit zwölf Zimmern und einen großen Speisesaal. „Wir sind ein Teil der großen Ganzen“, betont Christophorus, der gerne mit den Besuchern ins Gespräch kommt. 2017 hatten die letzten Brüder das Kloster verlassen, 2018 wurde es an einen Investor verkauft. Die Kapuziner sind heute Mieter, ebenso wie die soziale Einrichtung „Grünes Karussell“, die das Kloster zurzeit noch bewirtschaftet und neben einem kleinen Laden unter anderem auch für Frühstück, Mittagessen und Abendmenüs sorgt. „Wir Brüder waren und sind sehr beliebt bei den Menschen, die hier leben“, sagt Christophorus, der ganz bewusst stets seine Ordenskleidung trägt und viel Sympathie und Unterstützung erfährt. Engen Kontakt gibt es auch zu den örtlichen Kirchengemeinden und zum Bistum s’-Hertogenbosch. Der neue (und nach gerade erfolgter Auflösung des Tilburger Kapuziner-Klosters in den Niederlanden einzige) Konvent gehört zur deutschen Kapuzinerprovinz. „In den 1960er Jahren gab es in den Niederlanden noch über 600 Kapuziner, heute sind es noch um die 20 Brüder und fast alle sind über 60“, sagt Christophorus und will den Neuanfang auch gearde deshalb hier starten. Man befinde sich auf einer Mission im ursprünglichen Sinne. „Wir Kapuziner haben uns immer in der Mitte der Bevölkerung gesehen“, sagt Bruder Christophorus. Man sei in der klassischen Seelsorge unterwegs, aber auch in der Wissenschaft oder im Schuldienst. „Wir können alles machen“, sagt er. Im Mittelpunkt stünden dabei aber immer die, die es nicht so leicht haben in der Gesellschaft. Darum geht es. Und um die Gemeinschaft. „Wir wollen die Menschen einladen und auch eigene Angebote schaffen“, sagt Christophorus mit Blick auf die Zukunft. Er könnte sich vieles vorstellen. Wanderer, Pilger, Besuche von Gruppen aus Kirchengemeinden oder auch ohne religiösen Bezug. „Es könnte eine Tagungsstätte sein, in der man Stille und Abstand findet oder Gemeinschaft lebt“, ist er zuversichtlich, dass der Neuanfang funktioniert und betont: „Wir sind offen und gastfreundlich.“

Ein Rundgang durch Grave
Ein Rundgang durch Grave Foto: Verena Schade
Im Emmauskloster in Velp
Im Emmauskloster in Velp

Die Klosterrundwanderwege sowie auch die Radtouren sind gut ausgeschildert und variieren in ihrer Länge und körperlichen Anforderungen. Viele der Klöster bieten Führungen an, und einige verfügen über Cafés oder Restaurants, in denen man eine Pause einlegen kann. Mehr Infos und Karten/Onlinematerial zu den Klosterwanderwegen und viele weitere Anregungen für einen Besuch in der Region findet man unter visitbrabant.de.

Ruhe, Entspannung und ganz viel Natur warten auf die Wanderer. NN-Foto: vs

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