„Seifenkistenspektakel Elten“ feiert Jubiläum
Das Renn-Event am Eltenberg feiert sein zehnjähriges Bestehen – erstmals gibt es am Samstagabend das „Bergwummern“
Aus dem Vorhaben, mit ihren Söhnen eine selbst gebaute Kiste auf dem Eltenberg zu testen, wird schnell die Idee für ein Rennevent der besonderen Art. „Wir waren schon recht blauäugig“, gesteht Jonas Brüggemann, der ebenfalls zum Orga-Team von „THW und Freunde“ gehört, lachend. „Wir hatten die witzige Idee: Flatterband, eine Kiste Bier, eine Stoppuhr – und dann schauen wir mal, wie‘s geht.“ Dazu einige Strohballen und Autoreifen, um unliebsame Begegnungen etwa mit Bäumen am Streckenrand abzufedern.
Premiere mit 20 Teams
Schnell wird den Jungs vom THW klar: Es geht – und zwar richtig gut. Bereits in den ersten beiden Jahren gehen in Elten jeweils rund 20 Rennkisten an den Start. Auch eine „After-Race-Party“ gibt es, allerdings noch am Fortuna-Sportplatz. Zu weit weg vom Renngeschehen, „es war im Grunde wie zwei Veranstaltungen“, erzählt te Kempel. Ab 2014 gibt es dann ein Fahrerlager, wo sich Piloten und Teams treffen, mit Campern übernachten und die „Meister-Jäger“ als Pitstop-Crew eine Werkstatt einrichten – „vom Schweißgerät bis zur Akkuflex haben die alles da“, sagt Brüggemann augenzwinkernd. Hier findet am Freitagabend dann auch die „After-Race-Party“ mit Live-Musik statt.
Wie im Motorsport, durchläuft das „Seifenkistenspektakel“ ebenfalls eine Evolution. Die Stoppuhr aus dem Premierenjahr muss schon bei der zweiten Auflage einer elektronischen Zeitmessung weichen. 2016 wird eine Lichtschranke mit zentraler Auslösung installiert. „Die Zeiten wurden immer knapper“, sagt Brüggemann, „so dass wir bis zur dritten, dann vierten Stelle hinter dem Komma messen mussten.“ Seit 2019 wird eine moderne, schnelle Steuerung eingesetzt, zudem wird die Endgeschwindigkeit im Ziel gemessen. Da auch diese immer höher wird, stocken die Veranstalter die Sicherheit auf. „Heute gibt es ein striktes Reglement, damit es nicht zu schweren Stürzen kommt“, sagt te Kempel – inklusive Spektakel-TÜV, der auf die Einhaltung der Regularien beim Seifenkisten-Bau achtet.
Dabei teilen sich die Teilnehmer in zwei Lager: diejenigen, die ihre Kisten auf Geschwindigkeit trimmen, mit ausgeklügelten Setups – und die Kreativen. Letztere sind dann oft mit passenden Kostümen unterwegs. „Wir hatten schon fast alles dabei“, erzählt te Kempel lachend, „selbst einen Fußballschuh.“
Um das Geschehen auf der Strecke den Zuschauern noch näherzubringen, werden im Laufe der Zeit mittels Go-pro-Kameras bewegte Bilder produziert. 2017 ist zudem erstmals eine rund 100 Meter lange Seilkamera im Einsatz. Diese Videos sollen die Rennen aber eher für die Nachwelt festhalten. Ab 2018 geht das „Seifenkistenspektakel“ dann live: Die Bilder, die die Seilkamera im oberen Teil der Strecke liefert, werden im Zielbereich auf einer großen LED-Wand gezeigt.
Bei allen Veränderungen ist sich das „Seifenkistenspektakel“ in Elten in vielen Dingen aber treu geblieben. „Es ist eine Familienveranstaltung“, betont Udo Wittenhorst. Oft sind mehrere Generationen an einer Rennkiste beteiligt: Opa und Vater bauen, der Nachwuchs fährt. Manchmal setzt sich auch die ganze Familie hinters Steuer. Kein Problem, denn je Kiste sind fünf Piloten im Einsatz. Das macht bei 30 bis 40 gemeldeten Kisten 150 bis 200 Fahrer – das macht bis zu 100 Rennen. „Eine Zahl, die wir handhaben können“, sagt Frank te Kempel.
Möglich machen dies nicht nur die THW-Mitglieder, die sich vor allem um technische Aspekte kümmern, sondern auch die „Freunde“, die in Sachen Logistik unterstützen. Rund 60 Personen sind an Organisation und Durchführung des „Seifenkistenspektakels“ beteiligt. „Elten hilft als Dorf“, betont Wittenhorst. Die Schützen sind im Einsatz, die BI „Rettet den Eltenberg“ übernimmt beispielsweise das Catering und „schüttet das ganze Wochenende über Pommes“, erzählt Wittenhorst schmunzelnd. Landwirte mähen ihre Wiesen, um Parkplätze zur Verfügung zu stellen, und der Bauhof bringt Absperrgitter an die Strecke.
Vom Winde (fast) verweht
Zehn Rennwochenenden haben natürlich viele Erinnerungen hervorgebracht – von „handwerklich-technisch tollen Kisten“, wie te Kempel sagt, bis zu „stürmischen“ Tagen. „Ein Rennen wurde fast vom Winde verweht“, erzählt Jonas Brüggemann. „Ein Mobilkran mit einem großen Fallschirm drohte wegen Sturmböen umzukippen.“ Daraufhin sei klar gewesen. „Das machen wir nie wieder. Es sind eben Lernprozesse.“
Zum zehnten Jubiläum gibt es beim „Seifenkistenspektakel“ ein Novum: Neben der „After-Race-Party“ am Freitagabend wird auch am Samstagabend gefeiert. Drei DJs legen beim „Bergwummern“ auf. Dann werden sich auch die „THW und Freunde“ unters Volk mischen, denn „wir sind an dem Abend frei von Aufgaben“, sagt Wittenhorst. Ein Konzept mit Zukunft? „Mal schauen, wie es angenommen wird – und wie es uns gefällt.“
Weitere Infos gibt es unter www.seifenkistenspektakel.de.
Zeitplan:
Freitag, 23. August: ab 16 Uhr Fahrzeugabnahme durch den Spektakel-TÜV, ab 17 Uhr Freies Training/Elten-Pokal, ab 20 Uhr „After-Race-Party“
Samstag, 24. August: ab 10 Uhr Fahrzeugabnahme durch den Spektakel-TÜV, ab 10.30 Uhr Fahrerparade, danach Rennen zum Highspeed Cup, Senior Cup und Ladies Cup, im Anschluss Siegerehrungen, abends „Bergwummern“
Auf die Piste, fertig, los: Am 23. und 24. August geht es wieder in rasantem Tempo den Eltenberg hinab.
Michael Bühs ist Redakteur bei den Niederrhein Nachrichten und betreut die Ausgabe Emmerich/Rees.