
Sebastian Waurick aus Rheurdt ist Athlet bei den World Transplant Games
Die 25. Weltmeisterschaft für transplantierte Sportler und Organspender zelebriert den Sport und die Chance auf ein gesundes Leben
RHEURDT. In Dresden starteten am Sonntag die 25. World Transplant Games – eine Weltmeisterschaft für Leichtathleten, die im Verlauf ihres Lebens ein Spenderorgan erhalten haben. Mit der Veranstaltung soll auf die Wichtigkeit der Organspende und das „Geschenk des Lebens“ aufmerksam gemacht werden, wie es in einem Slogan für die Weltmeisterschaft heißt. Auch Sebastian Waurick aus Rheurdt tritt in insgesamt vier Disziplinen für das deutsche Team an. Kurz vor seiner Abreise berichtet er von seiner Vorbereitung auf den Wettkampf und wieso Sport für ihn einfach pure Lebensqualität darstellt.
Das Sebastian Waurick sich als Athlet bei einer Weltmeisterschaft behaupten wird, kommt nicht von ungefähr. Schon seit seiner Jugend gehört der Sport zum Leben des 39-Jährigen dazu: Fahrradfahren, Langstreckenläufe, auch mal ein Triathlon waren dabei. Umso unvorhersehbar war es, dass dieser Lebensstil sich irgendwann zwangsläufig änderte. „2009 wurde bei mir eine chronische Autoimmunerkrankung der Gallenwege festgestellt. Da wusste man schon, dass es langfristig zu einer Leberzirrhose führen wird und ich ein Spenderorgan brauchen werde. Es konnte nur niemand sagen, wie schnell dieser Prozess voranschreiten würde“, erinnert sich Waurick. Danach sei es ihm noch lange vergleichsweise gut gegangen, bis die Symptome schließlich schlimmer wurden. „ Die letzten drei bis vier Jahre vor der Transplantation wollte der Körper einfach nicht mehr. Wenn ich versucht habe, Sport zu machen, merkte ich schnell, dass mir das nicht guttut.“ Auch private Wünsche und Ziele, wie eine Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr, mussten aufgrund der Erkrankung hinten anstehen, seine berufliche Laufbahn bedurfte einer neuen Orientierung: „Ich arbeitete als Pilot bei der Bundeswehr. Mit der Krankheit hätte ich das nicht weiter machen können, also habe ich noch mal studiert“, berichtet Waurick weiter. Auf vieles, besonders aber den Sport verzichten zu müssen, habe ihn dank vieler Ablenkung nicht stark emotional mitgenommen, sagt er. Der Bau eines Eigenheims und die Unterstützung seiner Familie hätten gut geholfen mit der Situation umzugehen. Und trotzdem fehlte immer etwas.
„Im Juni 2023 fand dann meine Lebertransplantation statt“, sagt Waurick. Und die Genesung verlief sehr gut: „Ich hatte von Anfang an das Ziel, in drei Monaten wieder fit zu sein..“ Schon in der Reha, drei Wochen nach der Operation startete Waurick wieder mit seinem Sport. „Es verlief alles sehr gut und ohne Komplikationen. Nach so einer langen Zeit wieder Sport machen zu können war ein tolles Gefühl. Der Sport bedeutet mir unglaublich viel. Da kann ich frei sein, Spaß haben und einen Ausgleich zum Alltag schaffen“, betont Waurick weiter. Seine Arbeit als Maschinenbauingenieur nahm er wie geplant nach drei Monaten wieder auf. Ende 2023 folgte sein Eintritt in den Verein Transdia, der transplantierten Sportlern eine Bühne bietet. Nicht mal ein Jahr nach seiner Operation nahm er 2024 schließlich an den deutschen Meisterschaften Teil – gewann in mehreren Disziplinen Gold. Mit seinem Gewinn qualifizierte er sich automatisch für die World Transplant Games in diesem Jahr. Zwischen dem 17. und 24. August treten bei der Weltmeisterschaft fast 2.500 Sportler aus bis zu 60 Ländern gegeneinander an.
Die vertretenen Sportarten reichen von Schwimmen, Laufen und Radfahren über verschiedene Ballsportarten wie Basketball, (Tisch-)Tennis, Volleyball und Fußball zu Golf oder Bogenschießen. Die WM steht dabei immer im Zeichen der Zelebrierung ihrer Athleten aus diversen Kulturkreisen, die mit einer Parade zu Beginn des Turniers gewürdigt werden. Eine Darts-Nacht, gemeinsame Dinner sorgen neben den Wettkämpfen ebenfalls für Vernetzung. Die Sportler feiern ihre zweite Chance aufs Leben; mit dabei sind nicht nur ihre Angehörigen, sondern auch Organspender. Sie dürfen ebenfalls am Turnier teilnehmen, werden aber separat gewertet. Die Wertung geschieht ganz allgemein nach den offiziellen Regularien, die für alle Sportler bei derartigen Wettbewerben gelten. „Egal ob gesund oder transplantiert.“
Sebastian Waurick muss sich in den Disziplinen 5-Kilometer-Lauf, 100 Meter Schwimmen (Brust und Freistil) sowie in der Gruppendisziplin Fußball beweisen. Um sich vorzubereiten, trainierte er etwa ein Jahr lang, jeweils ein bis zwei Stunden pro Tag, an fünf Tagen pro Woche; Laufen, Schwimmen, Krafttraining, immer in verschiedenen Intensitäten. Er freut sich nun auf die Weltmeisterschaft und kann mit Sicherheit sagen: „Ich bin jetzt zwei Jahre nach meiner Transplantation fitter als je zuvor.“ Und nicht nur der Sport läuft gut. Seit Ende des vergangenen Jahres konnte Waurick sich seinen Traum erfüllen und wurde Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Eine Fortsetzung mit Sebastian Wauricks Turnierergebnissen lesen Sie am Samstag, 23. August.

Sebastian Waurick hat in seiner sportlichen Karriere schon viele Erfolge gefeiert, nun muss er sich auch bei den World Transplant Games in Dresden in verschiedenen Disziplinen beweisen. Fotos: Privat
